Immobilien bleiben der Fels in der Brandung

Wie Family-Offices in unsicheren Zeiten investieren

Während institutionelle Anleger ihre Portfolios diversifizieren und zunehmend auf Aktien oder alternative Investments setzen, halten vermögende Familien unbeirrt an einem traditionellen Wert fest: der Immobilie. Eine aktuelle Erhebung der Investmentgesellschaft Kingstone Real Estate, exklusiv vorab ausgewertet, zeigt, dass deutsche Family-Offices rund 56,5 Prozent ihres Gesamtvermögens in Immobilien anlegen – deutlich mehr als ihre internationalen Pendants.

Immobilien vor Aktien, Bargeld und Anleihen
Die Vermögensstruktur der befragten Family-Offices zeichnet ein klares Bild: Aktien machen im Schnitt 19,4 Prozent aus, Bargeld und Geldmarktprodukte 6,1 Prozent, Sachwerte ohne Immobilien 4,5 Prozent, Renten und Anleihen 3,6 Prozent. Mit 9,9 Prozent entfallen weitere Anlagen auf Sonstiges – von Beteiligungen bis hin zu Spezialinvestments.
Damit zeigen sich die deutschsprachigen Vermögensverwalter weit konservativer als etwa ihre US-amerikanischen oder asiatischen Pendants. Eine parallel erhobene Goldman-Sachs-Studie verweist darauf, dass Family-Offices im Ausland Aktien, Unternehmensbeteiligungen und Barmittel bevorzugen. Immobilien landen dort nur auf Rang vier.

Deutschland im Fokus – und kaum Streuung
Besonders auffällig ist der enge regionale Fokus: Rund 88 Prozent der Immobilieninvestitionen befinden sich in Deutschland. Nur etwa sechs Prozent liegen außerhalb Europas. Philipp Schomberg, Mitgründer von Kingstone Real Estate, bewertet diese Konzentration kritisch – sie könne langfristig die Risikostreuung gefährden. Allerdings handle es sich bei vielen Objekten um historisch gewachsene Bestände rund um die Unternehmenssitze der Familien.

Wohnimmobilien bleiben Favorit
Gefragt sind vor allem Wohnimmobilien, dicht gefolgt von Büroobjekten. Fast 60 Prozent der Family-Offices planen, ihre Immobilienbestände im kommenden Jahr auszubauen – bevorzugt durch den Kauf von Bestands- oder Neubauwohnungen in Deutschland. Rund ein Drittel will überdies in Nordamerika investieren oder bestehende Immobilien modernisieren. Die Motive: stabile Einnahmen, Inflationsschutz und langfristiger Wertzuwachs.

Langfristige Stabilität statt Renditejagd
Während ein Teil der befragten Vermögensverwalter Renditen von über sechs Prozent anstrebt, geben sich die Hälfte mit Ausschüttungen bis 4,5 Prozent zufrieden. Tim Schomberg, Geschäftsführer von Kingstone Real Estate, sieht darin einen Generationenunterschied: „Traditionelle Family-Offices investieren für die Ewigkeit – sie wollen keine Fehler machen, sondern Werte sichern.“
Jüngere Family-Offices aus dem Finanz- oder Technologiesektor seien hingegen renditeorientierter und risikofreudiger.

Eine konservative Strategie mit Schattenseiten
Der hohe Immobilienanteil stärkt die Stabilität der Portfolios – birgt aber Risiken. Die geringe Diversifikation macht die Vermögen anfällig für regionale Preisentwicklungen, Zinsänderungen und politische Eingriffe in den Immobilienmarkt. Dennoch bleibt die Immobilie im deutschsprachigen Raum der „Fels in der Brandung“ einer zunehmend volatilen Finanzwelt – ein Symbol für langfristiges Denken und generationenübergreifende Sicherheit.

Fazit:
Family-Offices in Deutschland setzen unbeirrt auf das, was sie kennen – und worauf sie vertrauen. Immobilien sind nicht nur ein Anlageobjekt, sondern Ausdruck eines konservativen Werteverständnisses: Vermögen soll bleiben, nicht spekulieren. Doch die fehlende Streuung könnte sich langfristig als Achillesferse dieses Erfolgsmodells erweisen.


Quelle: HB

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