Industrielle Schwäche in Europa: Produktion 2024 erneut rückläufig – Pharmabranche trotzt dem Abwärtstrend

Der Eurostat-Nachrichtenartikel vom 24. Juli 2025 analysiert die Entwicklung der industriellen Produktion in der Europäischen Union im Jahr 2024. Demnach sank der Wert der verkauften Industrieproduktion – inflationsbereinigt – zum zweiten Mal in Folge, und zwar um 2,0 % gegenüber dem Vorjahr. Bereits 2023 war ein Rückgang um 1,4 % gegenüber 2022 verzeichnet worden. Diese Entwicklung folgt auf zwei Jahre moderaten Wachstums nach dem pandemiebedingten Einbruch im Jahr 2020.

Nominal belief sich der Produktionswert auf 5.860 Milliarden Euro, nach 5.975 Milliarden im Jahr 2023 – ein Rückgang um 1,9 %. Die strukturelle Schwäche der europäischen Industrie wird damit deutlich: Während einige Teilbereiche leichte Zuwächse verzeichnen konnten, ist das Gesamtniveau rückläufig.

Besonders deutlich ist das Plus in der Pharmabranche (+12,7 %), gefolgt von Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren (+1,8 %) sowie chemischen Erzeugnissen (+1,5 %). Diese Sektoren entwickelten sich damit gegen den Gesamttrend.

Demgegenüber standen erhebliche Rückgänge in wichtigen Industriezweigen: Die Produktion elektrischer Ausrüstungen brach um 8,6 % ein, die Herstellung von Kraftfahrzeugen und sonstigem Transportmaterial sank um 6,4 %, Maschinenbau verzeichnete ein Minus von 4,7 %, Metallverarbeitung von 4,3 %.

Diese Zahlen zeichnen das Bild einer tiefgreifenden industriellen Stagnation, die möglicherweise struktureller Natur ist. Der technologische Wandel, geopolitische Unsicherheiten, eine schwächelnde Investitionsbereitschaft sowie hohe Energiepreise dürften maßgeblich zur Lage beigetragen haben. Zwar gibt es Wachstumsinseln – insbesondere dort, wo europäische Innovationskraft mit globaler Nachfrage zusammentrifft –, doch kann dies den übergeordneten Negativtrend derzeit nicht kompensieren.

In einem längerfristigen Kontext ist bemerkenswert, dass seit dem Jahr 2000 ein durchschnittliches Jahreswachstum von lediglich 0,6 % in der industriellen Produktion zu verzeichnen ist. Diese Zahl wirkt angesichts globaler Wettbewerbsentwicklungen ernüchternd. Die industrielle Basis Europas, einst Garant von Wohlstand und Beschäftigung, scheint zunehmend unter Druck zu geraten. Eine industriepolitische Neubesinnung, insbesondere im Bereich der strategisch relevanten Wertschöpfungsketten, ist somit unabdingbar.


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