Industrieproduktion im Euroraum um 1,3 % gesunken – Juni 2025

Die am 14. August 2025 veröffentlichte Pressemitteilung von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, präsentiert die vorläufigen Schätzungen zur Entwicklung der Industrieproduktion im Euroraum (ER20) und in der Europäischen Union (EU27) für den Monat Juni 2025. Die nächsten Daten werden für den 16. September 2025 angekündigt.

1. Monatlicher Vergleich: Juni 2025 gegenüber Mai 2025 (saison- und kalenderbereinigt)

Die Industrieproduktion ist im Juni 2025 sowohl im Euroraum als auch in der EU gegenüber dem Vormonat zurückgegangen.

  • Euroraum (ER20):
    Die Gesamtindustrieproduktion sank um 1,3 %.
    Dieser Rückgang folgt auf ein Wachstum im Mai 2025 von +1,1 %.
  • Europäische Union (EU27):
    Die Industrieproduktion ging um 1,0 % zurück nach einem Anstieg von +0,8 % im Mai.

Entwicklung nach Wirtschaftsbereichen (Euroraum):

  • Vorleistungsgüter: -0,2 %
  • Energie: +2,9 % (stärkster Anstieg)
  • Investitionsgüter: -2,2 %
  • Gebrauchsgüter: -0,6 %
  • Verbrauchsgüter: -4,7 % (stärkster Rückgang)

Entwicklung nach Wirtschaftsbereichen (EU27):

  • Vorleistungsgüter: -0,2 %
  • Energie: +2,7 %
  • Investitionsgüter: -1,7 %
  • Gebrauchsgüter: -0,4 %
  • Verbrauchsgüter: -3,7 %

Entwicklung nach Mitgliedstaaten (monatlich):

Die stärksten Rückgänge im Juni 2025 gegenüber Mai 2025:

  • Irland: -11,3 %
  • Portugal: -3,6 %
  • Litauen: -2,8 %

Die höchsten Zuwächse:

  • Belgien: +5,1 %
  • Frankreich: +3,8 %
  • Schweden: +3,8 %
  • Griechenland: +3,3 %

2. Jahresvergleich: Juni 2025 gegenüber Juni 2024 (kalenderbereinigt)

Im Vergleich zum Vorjahresmonat zeigt sich ein anderes Bild: Die Industrieproduktion legt leicht zu.

  • Euroraum:
    +0,2 % Wachstum gegenüber Juni 2024
    (nach +3,1 % im Mai 2025 gegenüber Mai 2024)
  • Europäische Union:
    +0,5 % Anstieg gegenüber Juni 2024
    (nach +2,7 % im Mai 2025 gegenüber Mai 2024)

Entwicklung nach Wirtschaftsbereichen (Euroraum):

  • Vorleistungsgüter: -1,8 %
  • Energie: +4,6 %
  • Investitionsgüter: -2,1 %
  • Gebrauchsgüter: -4,0 %
  • Verbrauchsgüter: +5,8 % (eindeutiger Wachstumstreiber)

Entwicklung nach Wirtschaftsbereichen (EU27):

  • Vorleistungsgüter: -1,6 %
  • Energie: +3,5 %
  • Investitionsgüter: -1,3 %
  • Gebrauchsgüter: -3,5 %
  • Verbrauchsgüter: +5,3 %

Entwicklung nach Mitgliedstaaten (jährlich):

Die höchsten Zuwächse im Juni 2025 gegenüber Juni 2024:

  • Schweden: +13,4 %
  • Irland: +10,5 %
  • Lettland: +7,3 %

Die stärksten Rückgänge:

  • Bulgarien: -8,2 %
  • Ungarn: -4,9 %
  • Slowenien: -4,3 %

3. Zeitliche Entwicklung der Industrieproduktion (Überblick Januar–Juni 2025)

Monatliche Veränderung (saisonbereinigt) – Euroraum:

  • Januar: +0,5 %
  • Februar: +1,2 %
  • März: +2,2 %
  • April: -2.5 %
  • Mai: +1,1 %
  • Juni: -1,3 %

Monatliche Veränderung – EU27:

  • Januar: 0,0 %
  • Februar: +1,1 %
  • März: +1,8 %
  • April: -1,8 %
  • Mai: +0,8 %
  • Juni: -1,0 %

Die Daten zeigen eine volatil verlaufende Entwicklung im ersten Halbjahr 2025, mit starken Schwankungen – insbesondere im April und Juni.

4. Revision der Mai-Daten

Im Vergleich zur vorherigen Veröffentlichung vom 15. Juli 2025 wurden die Daten für Mai 2025 revidiert:

BereichUrsprüngliche SchätzungRevidierte Daten
Euroraum – monatlich (Mai)+1,7 %+1,1 %
EU27 – monatlich (Mai)+1,5 %+0,8 %
Euroraum – jährlich (Mai)+3,7 %+3,1 %
EU27 – jährlich (Mai)+3,4 %+2,7 %

Diese Revisionen deuten auf eine schwächere industrielle Dynamik hin als ursprünglich angenommen.

5. Besondere Hinweise zu Irland

Die irischen Industriedaten sind extrem volatil, was sich in extremen monatlichen Schwankungen zeigt:

  • Juni 2025: -11,3 % (monatlich), aber +10,5 % (jährlich)
  • März 2025: +11,8 % (monatlich)

Grund für die Volatilität:

  • Irland ist Sitz vieler multinationaler Konzerne, die dort geistiges Eigentum halten und Einnahmen verbuchen, während die physische Produktion im Ausland erfolgt.
  • Statistisch wird diese ausgelagerte Produktion dennoch der irischen Industrieproduktion zugerechnet, was zu extremen Ausschlägen im Index führt.
  • Diese Struktur macht den irischen Index weniger aussagekräftig für die reale Binnenwirtschaft und beeinflusst die EU- und Euroraum-Aggregate.

6. Definitionen und Methodik

  • Der Industrieproduktionsindex erfasst die Abschnitte B (Bergbau), C (Verarbeitendes Gewerbe) und D (Versorgung mit Energie) der NACE Rev. 2.
  • Bauleistungen sind nicht enthalten.
  • Die Daten sind saison- und kalenderbereinigt, um kurzfristige Schwankungen auszugleichen.
  • Die Aggregate für EU und Euroraum werden aus den nationalen saisonbereinigten Daten berechnet.
  • Fehlende nationale Daten werden geschätzt.

7. Geografische Abgrenzung

  • Euroraum (ER20): 20 Länder, darunter Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Österreich, die Benelux-Staaten, die baltischen Länder, Irland, Griechenland, Malta, Zypern, Kroatien, Slowenien, Slowakei, Finnland.
  • EU27: Enthält zusätzlich Bulgarien, Tschechien, Dänemark, Ungarn, Polen, Rumänien, Schweden.

8. Fazit und Interpretation

  • Die Industrieproduktion im Euroraum und in der EU verzeichnete im Juni 2025 einen deutlichen monatlichen Rückgang, was auf konjunkturelle Schwäche hindeutet.
  • Der Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat bleibt positiv, ist aber deutlich abgeschwächt (von über 3 % im Mai auf 0,2–0,5 % im Juni).
  • Die Verbrauchsgüterproduktion zeigt im Jahresvergleich starkes Wachstum (+5,3 bis +5,8 %), während Investitions- und Vorleistungsgüter rückläufig sind – möglicherweise ein Hinweis auf zurückhaltende Investitionen.
  • Belgien, Frankreich und Schweden treiben die Erholung voran, während Irland, Portugal und Deutschland (–2,3 % monatlich) negative Impulse liefern.
  • Die extreme Volatilität Irlands verfälscht die Gesamtbilanz und erfordert eine vorsichtige Interpretation der EU-Aggregate.

Diese Daten sind wichtig für die Beurteilung der wirtschaftlichen Gesundheit der EU, insbesondere im Hinblick auf Inflation, Beschäftigung und Zinspolitik der EZB. Der Rückgang im Juni könnte die EZB zu einer weiteren Lockerung der Geldpolitik veranlassen, falls sich die Trendwende fortsetzt.


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