Europas höchste Diplomatin in Verteidigungsfragen, Kaja Kallas, lobte am Rande des Shangri-La-Forums in Singapur die „harte Liebe“ (tough love) des US-Präsidenten Donald Trump, der wiederholt stärkere Verteidigungsausgaben von den NATO-Staaten gefordert hat, und betonte zugleich, dass diese Forderungen bei der Europäischen Union zu einer Neubewertung und Aufstockung der Verteidigungsbudgets geführt hätten. Kallas reagierte auf Ausführungen von US-Verteidigungsminister Pete Hegseth, der Trumps Linie gegenüber den europäischen Bündnispartnern mit „tough love“ bezeichnete, indem sie erklärte, dass diese Kritik zwar deutlich sei, aber dennoch zum Vorteil Europas gereiche: „Es ist immer noch Liebe und damit besser als gar keine Liebe“, witzelte Kallas in ihrer Replik. Zugleich stellte sie klar, dass die Beziehungen zwischen Brüssel und Washington keinesfalls gestört seien; sie habe am Vortag persönlich mit Hegseth telefoniert, um weiterhin eng abgestimmt an Sicherheitsfragen zu arbeiten. Hegseth hatte in seiner Rede erneut gefordert, die Europäer müssten ihre Verteidigungsausgaben auf mindestens fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts anheben, da Washington es nicht länger dulde, dass andere „Trittbrettfahrer“ des US-Schutzschirmes blieben. Dieser Druck habe bereits Wirkung gezeigt, betonte Kallas, da verschiedene europäische Länder inzwischen erkannt hätten, dass ein starkes Militär unverzichtbar sei. Darüber hinaus kritisierte sie das ausgeprägte Augenmerk Washingtons auf die Bedrohung aus China, indem sie darauf hinwies, dass man angesichts des russischen Offensivkrieges und der Tatsache, dass nordkoreanische Soldaten bereits in der Ukraine operierten und Peking seinem Strategiebündnispartner Moskau militärische Hardware liefere, Europa keinesfalls aus dem Blick verlieren dürfe: „Wenn man sich Sorgen um China macht, sollte man auch Russland im Blick haben.“ Kallas bekräftigte, dass die EU bestrebt sei, ihre Sicherheits- und Wirtschaftsbeziehungen im indo-pazifischen Raum auszubauen und hierbei nicht nur auf diplomatische, sondern auch auf militärische Partnerschaften mit Staaten wie den USA, Großbritannien, Australien, Neuseeland, Japan, Südkorea und Singapur setze, um Chinas wirtschaftliche Macht wirksam zu begegnen. Dabei sei die Europäische Union nicht nur ein Friedensprojekt, sondern habe inzwischen „den Gang hochgeschaltet“ und ein neues Paradigma entwickelt, das harte Verteidigungsfähigkeiten mit traditioneller Diplomatie verbinde. Aus Kallas’ Sicht seien die Sicherheit Europas und die Sicherheit im Pazifik eng verflochten; eine Isolation Europas zugunsten der Fokussierung der USA auf Asien sei kurzsichtig, da nur gemeinsame Anstrengungen die chinesische Dominanz brechen könnten. Gleichzeitig stellte sie klar, dass Europa nicht in den Hintergrund rücken dürfe, selbst wenn man Washingtons Schwerpunktverlagerung in die Indo-Pazifik-Region anerkenne, und warf den großen Mächten vor, mitunter ihre eigene Stärke zu überschätzen. Abschließend verwies sie auf die Entwicklungen in der Ukraine, um zu verdeutlichen, dass ein isolierter Blick auf regionale Konflikte gefährlich sei und nur eine abgestimmte transatlantische Strategie eine wirksame Antwort auf die multiplen Bedrohungen darstelle. Hegseth hatte zuvor beim Forum mehrfach betont, die USA würden ihre Verbündeten in Europa unermüdlich dazu drängen, Verantwortung für ihre eigene Sicherheit zu übernehmen und in die Verteidigung zu investieren, was bei Kallas auf wohlwollendes Echo stieß, solange diese Aufforderungen auf partnerschaftlicher Ebene erfolgten.
Kaja Kallas sieht in Trumps „harter Liebe“ den Anstoß für gestärkte EU-Verteidigungsausgaben
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