Ein Kinderdepot ist ein Wertpapierdepot, das speziell für ein Kind eingerichtet wird, um für dessen finanzielle Zukunft vorzusorgen – etwa für Ausbildung, Führerschein, Auslandsaufenthalte oder den Start ins Berufsleben. Dabei handelt es sich nicht um ein separates Produkt, sondern um ein normales Depot, das auf den Namen des Kindes geführt wird, jedoch meist durch die Eltern oder Erziehungsberechtigten verwaltet wird.
Rechtliche und organisatorische Grundlagen
Ein Kinderdepot wird formal auf den Namen des Kindes eröffnet, wobei die gesetzlichen Vertreter – in der Regel die Eltern – das Depot treuhänderisch verwalten. Diese müssen sämtliche Transaktionen im besten Interesse des Kindes durchführen. Sobald das Kind volljährig wird, erlangt es die alleinige Verfügungsgewalt über das Depot und die darin enthaltenen Vermögenswerte. Eine Rückforderung durch die Eltern ist in der Regel nicht möglich – eine häufig unterschätzte Konsequenz.
Vorteile eines Kinderdepots
- Frühzeitiger Vermögensaufbau: Je früher mit dem Sparen und Investieren begonnen wird, desto stärker wirkt der Zinseszinseffekt.
- Steuervorteile: Kinder haben einen eigenen Sparer-Pauschbetrag (derzeit 1 000 € pro Jahr, Stand 2025) sowie einen Grundfreibetrag (11 604 € jährlich). So können Kapitaleinkünfte oft komplett steuerfrei vereinnahmt werden.
- Langfristige Anlagestrategie möglich: Da der Anlagehorizont oft 10 bis 20 Jahre beträgt, eignen sich renditestärkere Anlageformen wie Aktien, ETFs oder Fonds, die kurzfristig stärkeren Schwankungen unterliegen können.
Nachteile und Risiken
- Verlust der Kontrolle bei Volljährigkeit: Sobald das Kind 18 wird, kann es frei über das Depot verfügen – unabhängig davon, wofür die Eltern das Geld vorgesehen haben.
- Anrechnung auf BAföG: Ab einem bestimmten Vermögensstand (derzeit rund 15 000 €) kann das Depot bei der BAföG-Berechnung im Studium negativ zu Buche schlagen.
- Komplexität bei Schenkungssteuer: Geschenke Dritter (z. B. Großeltern) können – je nach Höhe und Freibetrag (200 000 € pro Großelternteil) – schenkungssteuerpflichtig werden, wenn sie auf das Kinderdepot fließen.
Unterschiede zu anderen Sparformen
Im Gegensatz zu einem klassischen Sparbuch oder einem Tagesgeldkonto für Kinder bietet ein Kinderdepot die Möglichkeit, in renditestärkere Anlageklassen zu investieren. Diese bringen zwar ein höheres Risiko mit sich, sind aber bei langfristiger Betrachtung meist deutlich ertragreicher – gerade im aktuellen Niedrigzinsumfeld oder angesichts der Inflationsentwicklung.
Praktische Umsetzung
Die Eröffnung eines Kinderdepots erfolgt in der Regel über eine Bank oder einen Online-Broker. Benötigt werden:
- Ausweisdokumente des Kindes und der Erziehungsberechtigten
- Geburtsurkunde des Kindes
- Steuer-Identifikationsnummer des Kindes
Einige Anbieter haben sich auf Kinderdepots spezialisiert und bieten entsprechende Sonderkonditionen, etwa reduzierte Gebühren, spezielle ETF-Sparpläne oder digitale Verwaltungsplattformen.
Kritische Würdigung
Ein Kinderdepot ist ein wirkungsvolles Instrument zur finanziellen Vorsorge, erfordert aber sorgfältige Planung und eine realistische Einschätzung von Risiken, steuerlichen Implikationen und der psychologischen Komponente, dass das Kind mit 18 frei über das Kapital verfügen kann. Wer das Risiko scheut, dass das Geld später „anders“ verwendet wird, sollte über alternative Konstruktionen wie Verwahrkonten mit Sperrvermerken oder Stiftungen nachdenken – auch wenn diese mit mehr Aufwand verbunden sind.