Der Brandanschlag auf zwei Hochspannungsmasten in Berlin-Johannisthal am 9. September 2025 hat die Hauptstadt in einen der längsten Stromausfälle seit Jahrzehnten gestürzt. Bis zu 50.000 Haushalte und Unternehmen, darunter der Technologiepark Adlershof, waren betroffen. Die Tat, die von linksextremen Tätern verübt wurde, wirft Fragen zur politischen und medialen Bewertung von Extremismus auf. Während offizielle Verurteilungen scharf ausfielen, bleibt die gesellschaftliche Debatte gedämpft – im Kontrast zu vergleichbaren Vorfällen aus dem rechten Spektrum. Dieser Artikel fasst die Ereignisse, Motive und Reaktionen zusammen und beleuchtet mögliche Ungleichgewichte in der Extremismusbekämpfung.
Der Ablauf des Anschlags und seine unmittelbaren Folgen
In der Nacht zum 9. September legten Unbekannte Feuer an den Füßen zweier Endmasten im Königsheideweg, Bezirk Treptow-Köpenick. Mit Brandbeschleunigern wie Benzin zerstörten sie mehrere 110-kV-Leitungen, was zu einem massiven Blackout führte. Die Feuerwehr löschte das Feuer nach einer Stunde, doch die Schäden waren enorm: In Spitzenzeiten fehlte Strom in 43.000 bis 50.000 Haushalten, und selbst der Notruf (110/112) war teilweise lahmgelegt. Notrufpunkte wurden eingerichtet, Schulen und Kitas schlossen, Pflegeheime evakuierten Patienten. Der Nahverkehr – S-Bahn-Linien wie S45 oder S46, Trams und Busse – stand still. Reparaturen dauerten bis zum 11. September, mit einer Ausfalldauer von über 60 Stunden in manchen Bereichen. Der Schaden: Ein dreistelliger Millionenbetrag, vor allem durch Ausfälle in Adlershof, einem Hub für IT, KI und Robotik.
Der Anschlag war gezielt: Die Masten versorgen den Technologiepark, den die Täter als „militärisch-industriellen Komplex“ brandmarkten. Ein Bekennerschreiben auf der linksextremen Plattform Indymedia, das als authentisch gilt, spricht von einem Protest gegen Technologie und Kapitalismus. Die Ermittler sehen Insiderwissen und professionelle Planung – typisch für linksextreme Sabotageakte.
Verbindung zu einer Serie linksextremer Anschläge
Dieser Vorfall passt in eine Serie: Seit 2024 zielen linksextreme Gruppen auf Infrastruktur rund um das Tesla-Werk in Grünheide ab. Im März 2024 legte die „Vulkangruppe“ einen Strommast lahm, was die Gigafactory tagelang stoppte – als Kritik an Arbeitsbedingungen und Umweltschäden. Bekennerschreiben auf Indymedia nannten Elon Musk einen „Techno-Faschisten“. Im Februar 2025 folgten Brände an Baukränen und Signalkabeln, wieder mit Motiven gegen Waldrodung und Tesla-Ausbau. Die Polizei vermutet dieselbe Gruppe; Ermittlungen laufen wegen terroristischer Vereinigung. Folgen: Produktionsausfälle, Evakuierungen und Debatten über Infrastrukturschutz.
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sehen klare Zusammenhänge. Bundesinnenministerin Nancy Faeser warnte bereits 2024 vor Radikalisierung in der linken Szene.
Politische Reaktionen: Scharf, aber zurückhaltend
Die offiziellen Statements sind eindeutig: Spranger nannte die Tat „menschenverachtend“, Wegner einen „Angriff auf die offene Gesellschaft“. Der Staatsschutz ermittelt wegen Sabotage. Doch die Reaktionen bleiben lokal und pragmatisch – Fokus auf Reparaturen und Schutzmaßnahmen wie Videoüberwachung. Keine bundesweite Pressekonferenz, keine Sonderdebatten im Bundestag.
Hier zeigt sich eine mögliche Asymmetrie: Bei rechten Anschlägen – wie Hanau 2020 oder dem Synagogen-Angriff in Dresden 2025 – gab es bundesweite Empörung, Talkshows und Gesetzesinitiativen. Der Verfassungsschutz stuft Rechtsextremismus als gefährlicher ein (25.700 Straftaten 2024 vs. 10.000 linke), doch Kritiker werfen vor, Linksextremismus werde verharmlost. In sozialen Medien und konservativen Blättern wie der „Jungen Freiheit“ heißt es: „Berlin verharmlost linken Terror“.
Mediale Abdeckung: Lokal statt national
Große Talkshows wie „Hart aber fair“, „Lanz“, „
Maischberger“ oder „Maybrit Illner“ ignorierten das Thema in der Anschlagswoche. Lokale Sender (rbb24) berichteten detailliert, bundesweite Medien (Tagesschau, ZEIT) faktenbasiert – aber ohne Tiefe. Gründe: Regionaler Charakter und Priorisierung anderer Themen. Dennoch: Der Verfassungsschutzbericht 2024 warnt vor steigender linker Gewalt (+28 % Straftaten).
Fazit: Bedarf an ausgewogener Extremismusbekämpfung
Der Anschlag unterstreicht die Vulnerabilität kritischer Infrastruktur und die Radikalisierung linker Gruppen. Während Rechte oft als „systemische Bedrohung“ gelten, wirken linke Taten wie „Protest“. Eine ausgewogene Debatte ist nötig: Beide Formen bekämpfen, ohne Bias. Andernfalls riskiert Deutschland Eskalationen. Der Fall Berlin könnte ein Weckruf sein – wenn die Politik und Medien ihn nutzen.