Die Stadt Los Angeles hat ein umstrittenes Gesetz beschlossen, das den Mindestlohn für Beschäftigte in großen Hotels und am internationalen Flughafen LAX bis zum Jahr 2028 auf 30 US-Dollar pro Stunde anhebt. Hinzu kommen vorgeschriebene Sozialleistungen in Höhe von 8,35 Dollar pro Stunde, was einen effektiven Stundenlohn von rund 38,35 Dollar ergibt. Damit setzt sich die Stadt weiterhin als Vorreiter bei der Forderung nach höheren Löhnen durch – doch die wirtschaftlichen Konsequenzen dieser Entscheidung sind bereits jetzt spürbar.
Das neue Gesetz betrifft Hotels mit mehr als 60 Zimmern sowie Unternehmen am Flughafen LAX, darunter Fluggesellschaften und Konzessionäre. Es wurde von Gewerkschaften unterstützt und vom Stadtrat verabschiedet. Befürworter argumentieren, dass die Lohnerhöhung zur Bekämpfung der steigenden Lebenshaltungskosten beitrage und den Arbeitnehmern eine lebenswerte Existenz sichere. Doch Experten warnen vor erheblichen negativen Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft.
Laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Oxford Economics wird die Lohnerhöhung voraussichtlich den Verlust von rund 15.000 Arbeitsplätzen in der Hotellerie und im Bauwesen verursachen. Zudem drohen Investitionsrückgänge in Höhe von 342 Millionen Dollar und Steuerausfälle von fast 170 Millionen Dollar. Diese Entwicklungen gefährden nicht nur die wirtschaftliche Stabilität der Stadt, sondern auch ihre Vorbereitungen auf die Olympischen Sommerspiele 2028.
Ein zentrales Problem ist die Verfügbarkeit ausreichend Hotelzimmer während der Spiele. Bereits acht Hotels haben angekündigt, sich von ihren vertraglich festgelegten Zimmerkontingenten zurückzuziehen, da sie die neuen Kosten nicht stemmen können. Ein Projekt mit geplanten 395 neuen Hotelzimmern wurde sogar komplett gestrichen. Dies wirft ernste Fragen über die Fähigkeit der Stadt auf, die Anforderungen eines Großereignisses wie der Olympischen Spiele zu bewältigen.
Zusätzlich verschärft sich dadurch die finanzielle Krise der Stadt: Los Angeles verzeichnet bereits heute ein Defizit von rund einer Milliarde Dollar. Um dieses zu reduzieren, wurden unter anderem städtische Dienstleistungen eingeschnitten und 600 Stellen gestrichen. Gleichzeitig sinkt durch weniger Übernachtungen auch die sogenannte „Transient Occupancy Tax“, eine Abgabe auf Hotelübernachtungen, die einen wichtigen Teil der städtischen Einnahmen ausmacht.
Trotz dieser Warnsignale bleibt die Gewerkschaft hart. Kurt Petersen, Präsident der Hotelgewerkschaft, bezeichnet die Bedenken als „Chicken Little-Mentalität“ – also übertriebene Panikmache – und droht mit einem Streik kurz vor den Olympischen Spielen. Gleichzeitig verzeichnet die Gewerkschaft selbst Mitgliederverluste: Im vergangenen Jahr gingen fast 10.000 Mitglieder verloren, möglicherweise auch Folge früherer Lohnkämpfe.
Die Reaktionen aus der Hotelbranche fallen entsprechend ernüchternd aus. Einige Hotelmanager erklären bereits, dass Investoren den Markt inzwischen meiden. „Frankly, the market, from a broad-based buyer perspective, has been crossed off the map by investors“, so ein Hotelmanager gegenüber der Los Angeles Times.
Auch auf politischer Ebene entzündet sich Kritik an dem Gesetz. Der Bundesstaat Kalifornien hat um 40 Milliarden Dollar staatliche Hilfe für die Region beantragt, unter anderem zur Bewältigung von Waldbrandfolgen. Gegner des Mindestlohngesetzes fordern jedoch, solche Hilfen an Auflagen zu knüpfen – etwa einen Moratorium für weitere kostspielige Regulierungen. Andere wiederum halten jede weitere Finanzhilfe für unverantwortlich, da Städte wie Los Angeles ihrer Ansicht nach lediglich Geld verschwendeten und weiterhin populistischen Maßnahmen folgten.
Die Debatte um steigende Mindestlöhne begann einst mit der Kampagne „Fight for $15“. Nun ist sie längst in einer neuen Dimension angelangt. Die Auswirkungen sind klar: Höhere Löhne führen zu höheren Preisen in Hotels und Restaurants, was letztlich alle Verbraucher trifft. Und obwohl diese Entwicklung bisher hauptsächlich auf Los Angeles beschränkt ist, könnte sie leicht auf andere Regionen übergreifen.
Insgesamt zeigt das Beispiel Los Angeles, wie komplex und widersprüchlich die Folgen politisch motivierter Lohnpolitik sein können. Während einige Gruppen kurzfristig profitieren, drohen langfristig Schäden für Arbeitsmarkt, Tourismus und öffentliche Finanzen – nicht nur für die betroffene Stadt, sondern möglicherweise auch als Modell für andere Metropolen.