Marktbericht Schweiz: 08.05.2025

Tagesrückblick Schweizer Finanzmarkt – Donnerstag, 8. Mai 2025

Makro- und Indexentwicklung

Der Schweizer Aktienmarkt konnte sich der positiven internationalen Stimmung – ausgelöst durch Donald Trumps ersten Handelsdeal mit Grossbritannien – nur bedingt anschliessen. Der SMI verlor -0,43 % auf 12’061,72 Punkte, belastet vor allem durch Abgaben bei defensiven Schwergewichten. Der SPI schloss bei 16’494,66 Punkten (-0,17 %), der SLI hingegen leicht im Plus bei 1’967,84 Punkten (+0,16 %). Besonders schwach präsentierten sich Roche (-2,4 %), Novartis (-0,8 %) und Nestlé (-1,2 %) aufgrund möglicher US-Zölle auf Pharmaimporte sowie regulatorischer Unsicherheiten.

SMI 5-Tage

International bewegten sich der DAX (+1,02 %) und der EURO STOXX 50 (+1,12 %) deutlich fester. Auch der NASDAQ 100 (+1,69 %) und der DJIA (+1,44 %) verzeichneten kräftige Gewinne.

Zins- und Devisenmarkt

Am Schweizer Rentenmarkt fiel die Rendite 10-jähriger Bundesobligationen weiter auf 0,216 % (-16,92 %), unter dem Eindruck anhaltender Zinssenkungserwartungen durch die SNB, deren Präsident Martin Schlegel sogar eine Rückkehr zu negativen Zinsen in Aussicht stellte. Der CHF wertete sich leicht auf: EUR/CHF bei 0,9334 (+0,22 %) und USD/CHF bei 0,8313 (+0,97 %).

Rohstoffe und Bitcoin

Gold gab auf 3’313,87 USD (-1,53 %) nach, während Öl (Brent) mit 62,73 USD (+2,90 %) anzog – begünstigt durch die Entspannung im Handelsstreit. Bitcoin überschritt erstmals seit Februar wieder die Marke von 100’000 USD und stieg auf 101’026 USD (+4,29 %).

Unternehmenswerte: Im Fokus der Schweizer Börse

Swisscom (-1,01 %)
Swisscom meldete im Q1 2025 einen Umsatzsprung um +39 % auf 3,76 Mrd. CHF infolge der Übernahme von Vodafone Italia. Der EBITDA stieg um 18 % auf 1,28 Mrd. CHF. Der Reingewinn sank hingegen um 19 % auf 367 Mio. CHF, bedingt durch Integrationskosten und den geringeren Gewinnbeitrag des italienischen Geschäfts. Die Ziele für das Gesamtjahr (Umsatz 15–15,2 Mrd. CHF, EBITDA 5 Mrd. CHF) wurden bestätigt. Eine Dividendenerhöhung auf 26 CHF je Aktie wird bei Zielerreichung erstmals seit 2010 in Aussicht gestellt.

Adecco (+11,7 %)
Trotz Umsatzrückgang um -3 % auf 5,57 Mrd. EUR übertraf Adecco die Analystenerwartungen leicht. Der Gewinn sank auf 60 Mio. EUR (-20 %), der Free Cash Flow war mit -165 Mio. EUR deutlich negativ. Die starke Kursreaktion wurde durch Deckungskäufe ausgelöst. Besonders belastet war die Technologieberatung Akkodis (-8 %). Die Zeitarbeits- und Personalvermittlungssparte entwickelte sich regional differenziert, mit Wachstum in Asien-Pazifik (+11 %) und Nord-/Südamerika (+4 %).

Zurich Insurance (-1,7 %)
Zurich verzeichnete im Q1 ein Prämienwachstum von +5 % in der Schaden- und Unfallversicherung auf 13,3 Mrd. USD. Im Lebengeschäft stiegen die Prämien sogar um +18 % auf 9,36 Mrd. USD, der Neugeschäftswert um +27 %. Belastend wirkten Naturkatastrophen (insb. Waldbrände in Kalifornien) mit Schäden von rund 200 Mio. USD. Analysten bemängelten schwächere Dynamik in Nordamerika. Gewinnzahlen wurden nicht publiziert.

Montana Aerospace (+12 %)
Das Unternehmen wuchs im Q1 um +15,1 % auf 408,8 Mio. EUR Umsatz und verdoppelte den Reingewinn auf 5,3 Mio. EUR. Die EBITDA-Marge verbesserte sich auf 11,9 %. Besonders stark war die Energiesparte (+15,4 %). Trotz Produktionsrückgängen bei Kunden wie Boeing konnte Montana neue Verträge abschliessen.

Valiant (-1,6 %)
Das Zinsumfeld belastete den Nettozinserfolg der Regionalbank (-4,5 %). Das operative Ergebnis fiel um -5,7 %, der Konzerngewinn stieg jedoch leicht auf 32,7 Mio. CHF. Hypothekarausleihungen sanken um -0,2 %, auch aufgrund aktiver Portfoliosteuerung. Die Bank erwartet für 2025 einen leicht höheren Gewinn.

DocMorris (-8 %)
Die Aktie litt unter der angekündigten Kapitalerhöhung über rund 200 Mio. CHF, die zur Expansion des Rx-Geschäfts in Deutschland dienen soll. Analysten kritisieren die Verwässerung durch die Ausgabe zusätzlicher Aktien.

Leonteq (n.a.)
Der Finanzdienstleister verschlankt seine Geschäftsleitung und richtet sich strategisch stärker auf Technologie und Kundenbedürfnisse aus. Dies ist Teil der Transformation, um künftig agiler agieren zu können.

Sonova (Ausblick)
Vor dem morgigen Ergebnisbericht erwarten Analysten für das GJ 2024/25 einen Umsatz von 3,85 Mrd. CHF (+7 % in LW), einen EBITA von 810 Mio. CHF und eine leicht reduzierte Dividende von 4,25 CHF je Aktie. Der Ausblick auf das kommende Jahr ist von hoher Unsicherheit geprägt, u.a. durch die Konkurrenz bei KI-fähigen Hörgeräten.

Nestlé (-1,24 %)
Neben schwächeren Zahlen belasteten rechtliche Probleme in Frankreich (Perrier-Quelle) und Verkaufspläne für das Wassergeschäft (Perrier, San Pellegrino). Dieses soll mit Rothschild als Berater veräussert werden. Bewertung laut Medienbericht: 5 Mrd. EUR oder mehr.

SMI

Fazit
Der Schweizer Finanzmarkt verzeichnete am Donnerstag eine schwache Entwicklung im SMI, vor allem getrieben durch defensive Werte. Zugleich überzeugten einzelne Titel mit Quartalsberichten (Adecco, Montana Aerospace). Die Erwartung weiterer Zinssenkungen stützt weiterhin wachstumsorientierte Sektoren. Im Fokus bleibt zudem die makroökonomische Unsicherheit, welche die Marktteilnehmer zu selektiven Engagements bewegt.


Elcom-Studie zur Stromversorgungssicherheit in der Schweiz

Die Elektrizitätskommission (Elcom) hat in einer aktuellen Analyse die Stabilität der Schweizer Stromversorgung untersucht und gibt für den kommenden Winter 2025/2026 Entwarnung. Trotz anhaltender Unsicherheiten aufgrund der geopolitischen Lage und der Entwicklung auf dem europäischen Energiemarkt geht die Behörde davon aus, dass die Schweiz auch im nächsten Winter über eine sichere Stromversorgung verfügen wird.

Die Schweizer Stromversorgung hängt stark von Importen ab, insbesondere in den Wintermonaten. In den letzten 20 Jahren musste das Land 18 Mal Strom einführen, wobei die Verfügbarkeit und Preislage in den Nachbarländern eine entscheidende Rolle spielen. Besonders französische Kernkraftwerke trugen in jüngster Zeit wesentlich zur Stabilität bei. Gleichzeitig gewinnt das Wetter immer mehr Einfluss – sowohl auf die Nachfrage als auch auf die Erzeugung aus erneuerbaren Energien, insbesondere Solarstrom.

Im Winter 2024/2025 blieb die Versorgungssicherheit gewährleistet. Dank hoher Verfügbarkeit französischer Atomkraft blieben Importe moderat, was dazu führte, dass die Schweizer Speicherseen schneller entleert wurden. Dennoch lag der Restspeicherstand am Ende des Winters über dem vorab reservierten Niveau. Die sogenannte Wasserkraftreserve, ein vorgehaltener Wasserbestand in Stauseen, dient dabei als präventive Sicherheitsmassnahme für Krisenzeiten.

Für den kommenden Winter 2025/2026 stuft die Elcom die Lage grundsätzlich positiv ein, warnt aber vor bestehenden Risiken. Insbesondere die niedrigen Füllstände europäischer Gasspeicher sowie Unsicherheiten im globalen Gasmarkt bleiben kritisch. Zwar zeigt sich Elcom-Mitglied Jürg Rauchenstein vorsichtig optimistisch, betont aber, dass Importe weiterhin unverzichtbar sind.

Mittel- und langfristig bleibt die Situation unsicher. Der Ausbau der einheimischen Stromproduktion schreitet nur langsam voran, während der Verbrauch steigt. Die Elcom empfiehlt daher weiterhin den Aufbau von Reservekapazitäten. Bis 2030 sollen es mindestens 500 MW sein, bis 2035 zwischen 700 und 1400 MW. Dabei setzt die Behörde auf ein gestaffeltes Vorgehen, um flexibel auf Entwicklungen reagieren zu können.

Neben der kurzfristigen Reservepolitik fordert Elcom-Präsident Werner Luginbühl einen beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien in der Schweiz. Zudem sei dringend ein langfristiges Stromabkommen mit der EU notwendig, um Importkapazitäten sicherzustellen. Technische Abkommen seien zwar möglich, müssten jedoch jedes Jahr neu verhandelt werden.

Ein weiteres Risiko liegt in der zunehmenden Volatilität des Netzes durch schwankende Einspeisung aus erneuerbaren Quellen. Ursache dafür sind laut Experten unter anderem ungenaue Prognosen zur Solarstromproduktion, die zu Netzinstabilitäten führen können. Die Elcom prüft derzeit mögliche Gegenmassnahmen.

Ein Blackout wie jüngst in Spanien gilt in der Schweiz als unwahrscheinlich, kann aber nicht vollständig ausgeschlossen werden – beispielsweise durch Cyberangriffe. Im Vergleich zu Ländern mit weniger internationalen Anbindungen wie Spanien ist die Schweiz jedoch besser geschützt, da sie über mehr als 40 internationale Stromverbindungen verfügt.

Was die Strompreise angeht, zeichnet sich laut Elcom-Geschäftsführer Urs Meister ein tendenzielles Sinken ab. Aktuell seien die Märkte stabil, und obwohl die Preise auf einem höheren Niveau als vor der Krise verharren dürften, bleibt ein Szenario wie während der Höhepunkt der Energiekrise unwahrscheinlich.


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