Wie ideologische Verengung das Fundament der Öffentlichkeit gefährdet
ARD-Rebellin Julia Ruhs – „Du wirst sofort in die Nazi-Ecke geschoben“ Cicero Online
Der Verlust an Vertrauen in die etablierten Medien ist längst kein Randphänomen mehr, sondern Ausdruck einer tiefgreifenden Entfremdung zwischen Journalismus und Gesellschaft. Umfragen zeigen seit Jahren, dass nur noch eine Minderheit der Bürger den großen Redaktionen Glaubwürdigkeit attestiert. Die Journalistin Julia Ruhs hat in Buch und Interviews die Ursachen dieser Krise seziert. Ihre Diagnose: Die veröffentlichte Meinung spiegelt nicht mehr die öffentliche Meinung. In den Medien dominiert eine linksgrün geprägte Perspektive, während bürgerlich-konservative Sichtweisen marginalisiert oder gar diffamiert werden.
Die strukturellen Ursachen dieser Schieflage liegen bereits im Ausbildungsweg. Der typische Journalist entstammt heute geistes- und sozialwissenschaftlichen Fakultäten, Milieus, die in aller Regel urbane und linksliberale Wertvorstellungen reproduzieren. Konservative Nachwuchskräfte weichen aus – etwa zu Verlagen wie Cicero oder Springer – was wiederum den Homogenitätseffekt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und in den Leitmedien verstärkt. So entsteht ein geschlossener Zirkel: Gleichgesinnte bestätigen einander, statt kontroverse Perspektiven produktiv zu integrieren.
Die Folgen zeigen sich im Umgang mit zentralen politischen Streitfragen. Wer illegale Migration problematisiert oder das Gendern ablehnt, läuft Gefahr, sofort in die „rechte Ecke“ gestellt zu werden. Diese Stigmatisierung führt nicht nur zu Selbstzensur unter Journalisten, sondern auch zu einem gefährlichen Vertrauensabbruch bei den Rezipienten. Viele Bürger wenden sich alternativen Medien zu, nicht aus ideologischer Affinität, sondern weil sie dort überhaupt noch Themen behandelt finden, die im Mainstream weitgehend ausgeblendet sind. Dass eine demokratische Öffentlichkeit auf diese Weise segmentiert wird, stärkt zwangsläufig politische Ränder – allen voran die AfD.
Besonders problematisch ist der journalistische „Herdentrieb“. In den Redaktionen gilt weniger der Mut, ein Thema zuerst aufzugreifen, als die Sorge, eine Lücke im Gleichschritt der Leitmedien zu hinterlassen. Dieser Konformismus hat zwei zentrale Konsequenzen. Erstens entsteht eine vermeintliche „Alternativlosigkeit“: Unbequeme Fakten – etwa die überproportionale Zahl ausländischer Bürgergeldempfänger – werden bewusst klein gehalten, solange sie von „populistischen“ Medien thematisiert werden. Zweitens verkehrt sich der staatsvertraglich gebotene Schutz der Demokratie in einen aktivistischen Auftrag, eine unliebsame Partei journalistisch zu bekämpfen. Doch dieses moralisierende Vorgehen produziert nicht weniger, sondern mehr Reaktanz. Wer sich von den Medien bevormundet fühlt, wendet sich trotzig jenen Kräften zu, die als einzige das Tabu brechen.
Für eine marktwirtschaftlich orientierte Leserschaft ist dabei entscheidend: Diese mediale Schieflage schwächt das Fundament einer funktionierenden Öffentlichkeit. Nur in einem pluralistischen Meinungsklima können ökonomisch vernünftige Lösungen gedeihen – sei es in der Steuerpolitik, bei der Energiewende oder in der Migrationssteuerung. Wenn Medien ihre Rolle als neutraler Marktplatz der Ideen aufgeben und stattdessen in den Gestus einer moralischen Zensur verfallen, verlieren sie nicht nur Vertrauen, sondern behindern auch den Wettbewerb der Argumente. Ohne diesen Wettbewerb verkümmern nicht nur politische, sondern auch wirtschaftliche Debatten.
Die Vertrauenskrise der Medien ist daher mehr als ein medieninternes Problem. Sie berührt die Grundlagen unserer freiheitlichen Ordnung. In einer offenen Gesellschaft darf es keine publizistische Monokultur geben. Das Prinzip der Marktwirtschaft – Vielfalt, Wettbewerb, Angebot und Nachfrage – muss auch für den Journalismus gelten. Statt Themen zu tabuisieren, braucht es redaktionellen Mut, unbequeme Fragen zu stellen und divergierende Sichtweisen auszuhalten. Nur so kann verhindert werden, dass Bürger in Parallelöffentlichkeiten abwandern, die mitunter den Boden seriöser Faktenberichterstattung verlassen.
Ruhs’ Analyse liefert hier einen klaren Appell: Meinungsvielfalt ist nicht Luxus, sondern Voraussetzung für Glaubwürdigkeit. Wer die Krise des Journalismus ernst nimmt, muss Strukturen schaffen, die nicht nur linksliberale Absolventen anziehen, sondern auch Raum für bürgerlich-konservative Stimmen lassen. Gerade in einer Zeit, in der Vertrauen in Institutionen bröckelt, wäre dies ein entscheidender Schritt, um Medien wieder zu jenem Ort zu machen, an dem die ganze Gesellschaft – von links bis rechts der Mitte – ihre Realität gespiegelt sieht.