Der Einstieg der US-Regierung bei Intel ist ohne Zweifel ein industriepolitisches Novum – und zugleich ein riskanter Drahtseilakt. Präsident Donald Trump feiert den Deal als „großartigen Erfolg für Amerika“, doch bei nüchterner Betrachtung stellt sich die Frage, ob der Staat nicht gerade dabei ist, Milliarden in einen angeschlagenen Konzern zu pumpen, ohne echte Kontrolle über dessen Kurs zu haben.
Die Konstruktion des Geschäfts wirft bereits Skepsis auf. Mit knapp zehn Prozent hält die US-Regierung zwar eine substanzielle Beteiligung, doch ohne Stimmrechte und ohne Sitz im Vorstand bleibt der Einfluss rein symbolisch. Es handelt sich um eine Finanzspritze in Höhe von fast neun Milliarden Dollar, die aus Programmen stammt, die noch unter Joe Biden beschlossen wurden – Programmen, die Trump früher scharf kritisierte. Nun werden sie nicht abgeschafft, sondern umetikettiert: Aus Zuschüssen werden Beteiligungen, die dem Präsidenten erlauben, sich als harter Verhandler zu inszenieren, ohne dass der Staat wirklich Mitspracherechte erhält.
Zugleich offenbart der Deal die strategische Schwäche der US-Halbleiterpolitik. Intel ist seit Jahren auf dem absteigenden Ast: verspätete Produkte, verlorene Marktanteile, gescheiterte Großprojekte in den USA und Europa. Während Nvidia im Bereich Künstliche Intelligenz dominiert und TSMC in Taiwan die modernsten Fertigungsprozesse beherrscht, versucht Intel verzweifelt, als Auftragsfertiger Fuß zu fassen – bisher ohne großen Erfolg. Dass ausgerechnet dieser Konzern nun zur Speerspitze amerikanischer Chip-Souveränität gemacht wird, wirkt wie eine Wette auf den Falschen.
Geopolitisch mag es nachvollziehbar erscheinen, Produktion zurück in die USA zu holen. Doch anstatt auf marktwirtschaftliche Anreize zu setzen, wird hier ein Konzern durch staatliche Milliarden künstlich am Leben gehalten. Der Steuerzahler trägt das Risiko, während die Führung von Intel weiterhin ohne staatliche Mitsprache agiert. Hinzu kommt die problematische Signalwirkung: Andere Chipunternehmen könnten versucht sein, ähnliche Hilfen einzufordern – verbunden mit der Erwartung, dass Washington als stiller Teilhaber einspringt, wenn es eng wird.
Kritisch ist auch die persönliche Note, die Trump in die Transaktion eingebracht hat. Noch vor wenigen Wochen forderte er den Rücktritt des Intel-Chefs wegen dessen China-Verbindungen – nun spricht er vom „Vertrauen in Intel“. Es drängt sich der Verdacht auf, dass weniger eine kohärente Industriepolitik als vielmehr politisches Kalkül und persönliche Machtspiele im Vordergrund stehen.
Fazit: Der Einstieg des Staates bei Intel ist kein „Coup“, sondern ein hochriskantes Experiment. Statt Wettbewerb und Innovation zu stärken, droht die Maßnahme, ein schwächelndes Unternehmen mit Steuergeld zu konservieren. Die USA laufen Gefahr, aus industriepolitischem Ehrgeiz heraus genau jene Fehler zu wiederholen, die man Europa bei staatlichen Industrieprojekten seit Jahrzehnten vorwirft.