Monatsberichts zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt – Oktober 2025

1. Gesamtwirtschaftliche Lage
Der erwartete Aufschwung zu Jahresbeginn 2025 ist ins Stocken geraten. Das reale Bruttoinlandsprodukt sank im zweiten Quartal um 0,3 %. Ursachen waren schwache Exporte infolge internationaler Handelskonflikte, eine stagnierende Industrieproduktion und verhaltene Konsumnachfrage. Lediglich der Bausektor zeigte leichte Erholungstendenzen. Die Inflationsrate lag im September bei 2,4 %, was weiterhin auf die Teuerung im Dienstleistungssektor und Energiepreise zurückzuführen ist. Unternehmen äußern für die kommenden Monate jedoch wieder verhaltenen Optimismus.

2. Beschäftigung und Arbeitskräftenachfrage
Die Erwerbstätigkeit verringerte sich im September saisonbereinigt um 20.000 Personen. Besonders betroffen ist das Verarbeitende Gewerbe, während staatsnahe Dienstleistungen (Gesundheitswesen, Pflege, öffentliche Verwaltung) Zuwächse verzeichnen*. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stagnierte: Im August 2025 waren 34,94 Mio Personen beschäftigt (+0,1 % ggü. Vorjahr). Das Wachstum stammt fast ausschließlich aus Teilzeit- und ausländischer Beschäftigung; deutsche Beschäftigte gingen weiter zurück.
Kurzarbeit nahm ab, blieb aber mit 171.000 betroffenen Personen auf überdurchschnittlichem Niveau. Der Anteil der Kurzarbeitenden betrug 0,5 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.

3. Arbeitskräftenachfrage (nicht realisiert)
Die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen sank im Oktober erneut auf 623.000 (-10 % ggü. Vorjahr). Der BA-Stellenindex (BA-X) fiel auf 97 Punkte und liegt 41 Punkte unter dem Höchststand von 2022. Hauptursache ist die Unsicherheit der Betriebe und ein anhaltend schwaches Stellenangebot im industriellen Bereich. Gleichzeitig verlängern sich die durchschnittlichen Vakanzzeiten (170 Tage), was auf fortbestehende Fachkräfteengpässe insbesondere in Pflege-, IT-, Bau- und Handwerksberufen hinweist.

4. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung
Im Oktober 2025 waren 2,91 Mio Menschen arbeitslos (-44.000 ggü. Vormonat), saisonbereinigt praktisch unverändert. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl um 120.000 (+4 %). Die Unterbeschäftigung ohne Kurzarbeit lag bei 3,55 Mio Personen und blieb nahezu konstant. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit resultiert vor allem aus dem Rechtskreis SGB III (+11 %), während im SGB II ein leichter Rückgang der Unterbeschäftigung zu beobachten ist. Die Langzeitarbeitslosigkeit stieg auf 1,05 Mio (+7 %), bedingt durch schwache Wiedereingliederungschancen.
Die Abgangschancen aus Arbeitslosigkeit in Beschäftigung befinden sich auf einem historischen Tiefstand (5,66 % monatlich). Die Arbeitslosenquote beträgt 6,2 %, mit großen regionalen Unterschieden (3,9 % in Bayern bis 11,4 % in Bremen).

5. Internationale Einordnung
Die nach ILO berechnete Erwerbslosenquote lag in Deutschland bei 3,8 %. Damit liegt Deutschland unter dem EU-Durchschnitt (EU 27: 5,9 %, Eurozone: 6,3 %) und gehört weiterhin zu den Ländern mit niedrigster Erwerbslosigkeit.

6. Soziale Sicherung
Insgesamt erhielten im Oktober 2025 rund 4,75 Mio Menschen Leistungen nach SGB II oder SGB III. Davon 984.000 Arbeitslosengeldempfänger (+104.000 J/J) und 3,83 Mio Bezieher von Grundsicherung (-134.000 J/J).

7. Ausbildungsmarkt
Im Beratungsjahr 2024/25 gingen Ausbildungsstellenmeldungen weiter zurück, während Bewerbermeldungen leicht zunahmen. Das Verhältnis von Bewerbern zu Ausbildungsstellen hat sich zwar angeglichen, die Passungsprobleme bleiben jedoch groß. Am Stichtag 30. September 2025 waren deutlich mehr Bewerber unversorgt, während unbesetzte Ausbildungsstellen zurückgingen. Der Markt bleibt von regionalen und beruflichen Disparitäten geprägt.

8. Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen
Im Oktober 2025 nahmen 698.000 Personen an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teil (-1,3 Prozentpunkte Aktivierungsquote ggü. Vorjahr). 450.000 Teilnehmer wurden über die Arbeitslosenversicherung, 249.000 über die Grundsicherung gefördert. Rückläufig war insbesondere die Teilnahme an Aktivierungsmaßnahmen und beruflicher Weiterbildung.

9. Prognose
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer liegt mit 100,3 Punkten leicht über der neutralen Marke, weist aber auf eine stagnierende Entwicklung hin. Beschäftigung dürfte sich auf hohem Niveau seitwärts bewegen, während die Arbeitslosigkeit nur geringfügig schwankt. Eine konjunkturelle Belebung wird erst mittelfristig erwartet.


Kritische Einordnung
Der Bericht zeigt einen strukturell stabilen, aber konjunkturell fragilen Arbeitsmarkt. Die positive Grundtendenz – niedrige Arbeitslosenquote und stabile Beschäftigung – beruht zunehmend auf Teilzeit und Zuwanderung. Die schwache Industrieproduktion, sinkende Produktivität und steigende Langzeitarbeitslosigkeit weisen auf tieferliegende Probleme hin. Trotz hoher Zahl offener Stellen bleibt der Arbeitsmarktausgleich ineffizient: Qualifikationsmismatch, demografischer Rückgang und sektorale Verschiebungen hemmen die Dynamik. Die expansive Arbeitsmarktpolitik kann kurzfristig stabilisieren, aber langfristig keine strukturellen Probleme lösen. Entscheidend wird sein, wie die Industriepolitik, Qualifizierungsstrategien und Migrationssteuerung zusammenspielen, um Fachkräfteengpässe zu mildern und die Beschäftigungsbasis zu sichern.


*Trotz einer allgemein schwachen Herbstbelebung auf dem deutschen Arbeitsmarkt im Oktober 2025, in der die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern insgesamt gering ausfiel, gab es in bestimmten Sektoren dennoch Neueinstellungen.

Besonders hervorzuheben sind hier die Bereiche Pflege, Gesundheit, Verkehr und der öffentliche Dienst, in denen neue Stellen entstanden sind. Auch die Ernährungsindustrie verzeichnete ein leichtes Plus bei der Beschäftigung.

Im Gegensatz dazu war in den meisten anderen Branchen das Stellenangebot rückläufig. Eine Ausnahme bildete der Bereich „Öffentliche Verwaltung und Sozialversicherung“, der geringe Zuwächse bei den offenen Stellen meldete.

Die allgemeine Arbeitsmarktlage war von Stagnation geprägt, und die übliche herbstliche Belebung blieb hinter den Erwartungen zurück. Dies spiegelte sich auch in einer im Vergleich zum Vorjahr gesunkenen Anzahl an offenen Stellen wider.

Zudem bleibt der Fachkräftemangel, insbesondere im Handwerk, eine Herausforderung, auch wenn Umschulungen in diesen Bereich als Karriereoption an Attraktivität gewinnen.

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