Moody’s senkt US-Kreditrating auf Aa1 – Was bedeutet das für die Weltwirtschaft?

Am Freitag, den 16. Mai 2025, hat die Ratingagentur Moody’s das Kreditrating der Vereinigten Staaten von Aaa, der höchstmöglichen Bewertung, auf Aa1 herabgestuft. Damit verliert die USA ihre letzte perfekte Bonitätsbewertung, nachdem Standard & Poor’s bereits 2011 und Fitch Ratings 2023 ähnliche Herabstufungen vorgenommen hatten. Dieser Schritt könnte weitreichende Auswirkungen auf die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft haben. Doch was genau bedeutet diese Herabstufung, und warum ist sie so bedeutsam?

Gründe für die Herabstufung

Moody’s begründet die Herabstufung mit der wachsenden Belastung durch die Finanzierung des US-Bundeshaushaltsdefizits und den steigenden Kosten für die Umschuldung bestehender Schulden in einem Umfeld hoher Zinssätze. Die Ratingagentur hebt hervor, dass das US-Staatsdefizit in den letzten Jahren erheblich gestiegen ist. So liegt das Defizit im laufenden Fiskaljahr bei 1,05 Billionen US-Dollar, ein Anstieg von 13 % im Vergleich zum Vorjahr. Moody’s prognostiziert, dass das Defizit bis 2035 auf fast 9 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ansteigen wird, verglichen mit 6,4 % im Jahr 2024. Gleichzeitig wird erwartet, dass die Schuldenquote der USA bis 2035 auf 134 % des BIP klettert, gegenüber 98 % im Jahr 2024.

Ein weiterer Faktor ist die politische Unfähigkeit, Maßnahmen zur Reduzierung der Defizite zu ergreifen. Moody’s kritisiert, dass aufeinanderfolgende US-Regierungen und der Kongress es versäumt haben, langfristige Pläne zur Eindämmung der Ausgaben oder zur Erhöhung der Einnahmen zu entwickeln. Besonders die Verlängerung der Steuersenkungen von 2017, die als Teil von Präsident Trumps Wirtschaftsagenda diskutiert wird, könnte das Defizit in den nächsten zehn Jahren um etwa 4 Billionen US-Dollar erhöhen.

Auswirkungen auf die Finanzmärkte

Die Herabstufung hat unmittelbare Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Da US-Staatsanleihen als eine der sichersten Anlagen weltweit gelten, könnte eine niedrigere Bonitätsbewertung die Renditen, die Investoren für den Kauf dieser Anleihen verlangen, erhöhen. Bereits nach der Ankündigung stieg die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe um drei Basispunkte auf 4,48 %. Gleichzeitig fielen Fonds wie der iShares 20+ Year Treasury Bond ETF um etwa 1 %, während der SPDR S&P 500 ETF Trust, der den US-Aktienmarkt abbildet, um 0,4 % nachgab.

Langfristig könnte die Herabstufung das Vertrauen in US-Vermögenswerte, einschließlich Aktien, schwächen. Experten wie Peter Boockvar von Bleakley Financial Group betonen, dass die wachsende Schuldenlast und die sinkende Nachfrage nach US-Staatsanleihen, insbesondere aus dem Ausland, die Finanzierung der US-Schulden erschweren könnten. Fred Hickey, ein bekannter Marktbeobachter, sprach von einem „Bombshell“ und prognostizierte, dass die Herabstufung den Wert von Anleihen und dem US-Dollar senken und gleichzeitig den Goldpreis steigen lassen könnte.

Politische Reaktionen und Herausforderungen

Die Reaktionen auf die Herabstufung sind gemischt. Die Regierung unter Präsident Trump wies die Entscheidung zurück und warf Moody’s vor, während der Amtszeit von Präsident Biden geschwiegen zu haben, als die fiskalischen Probleme bereits offensichtlich waren. Kush Desai, Sprecher des Weißen Hauses, betonte, dass die aktuelle Regierung daran arbeite, „den Schlamassel der Biden-Ära zu beseitigen“, unter anderem durch Kürzungen bei Verschwendung und Missbrauch im öffentlichen Sektor.

Gleichzeitig steht die Regierung vor einer politischen Herausforderung. Der Vorschlag für ein umfassendes Steuer- und Ausgabenpaket, das sogenannte „One Big Beautiful Bill Act“, würde die Steuersenkungen von 2017 verlängern und neue Steuererleichterungen einführen, aber auch Kürzungen bei Sozialprogrammen wie Medicaid und Lebensmittelhilfe vorsehen. Laut dem Committee for a Responsible Federal Budget würde dieses Paket die Staatsverschuldung in den nächsten zehn Jahren um 3,3 Billionen US-Dollar erhöhen, was die fiskalischen Probleme verschärfen könnte.

Bedeutung für die Weltwirtschaft

Die Herabstufung des US-Kreditratings hat nicht nur nationale, sondern auch globale Auswirkungen. Da US-Staatsanleihen eine zentrale Rolle im globalen Finanzsystem spielen, könnten steigende Renditen die Kosten für Kredite weltweit erhöhen, von Hypotheken in den USA bis hin zu internationalen Verträgen. Darüber hinaus könnte ein geschwächtes Vertrauen in den US-Dollar als Weltreservewährung langfristig die globale Finanzstabilität gefährden.

Moody’s stuft die USA trotz der Herabstufung weiterhin als stabil ein, was auf die starken institutionellen Strukturen und die Unabhängigkeit der Federal Reserve zurückzuführen ist. Dennoch bleibt die Gefahr, dass politische Spannungen, wie die Drohung von Präsident Trump, den Vorsitzenden der Federal Reserve, Jerome Powell, zu entlassen, oder die erneute Annäherung an die Schuldenobergrenze im Sommer 2025, das Vertrauen weiter untergraben.

Fazit

Die Herabstufung des US-Kreditratings durch Moody’s ist ein Weckruf für die USA und die Weltwirtschaft. Sie unterstreicht die Dringlichkeit, die wachsende Schuldenlast und die strukturellen Defizite anzugehen. Während die kurzfristigen Auswirkungen auf die Finanzmärkte begrenzt sein könnten, wirft die Entscheidung ein Schlaglicht auf die langfristigen Herausforderungen, vor denen die USA stehen. Für Investoren, Politiker und Bürger gleichermaßen ist es an der Zeit, die fiskalische Nachhaltigkeit in den Fokus zu rücken, um die Stabilität der weltweit größten Volkswirtschaft zu sichern.


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