Frankreich steht erneut im Fokus der internationalen Finanzmärkte. Nach den jüngsten Herabstufungen durch Standard & Poor’s und Fitch hat nun auch die Ratingagentur Moody’s den Ausblick für die Kreditwürdigkeit Frankreichs von „stabil“ auf „negativ“ gesetzt. Das aktuelle Rating von Aa3 bleibt zwar bestehen, doch das Signal ist eindeutig: Die Agentur traut der Regierung in Paris immer weniger zu, ihre hohen Schulden und die politische Zersplitterung in den Griff zu bekommen.
Moody’s begründet den Schritt mit zwei Kernproblemen. Zum einen sei die politische Fragmentierung im französischen Parlament zu einem ernsthaften Risiko für stabile Haushaltsführung geworden. Präsident Emmanuel Macron verfügt über keine klare Mehrheit und muss Reformen gegen wachsenden Widerstand durchsetzen. Zum anderen drohe die zögerliche Umsetzung struktureller Reformen – etwa im Renten- und Sozialbereich – das Wachstumspotenzial der Wirtschaft weiter zu schwächen.
Bereits im September hatte Fitch Frankreichs Bonität von AA- auf A+ gesenkt, kurz darauf folgte S&P mit einer weiteren Herabstufung. Beide Agenturen verwiesen auf eine „beispiellose politische Instabilität seit der Gründung der Fünften Republik 1958“ und äußerten Zweifel an der fiskalischen Verlässlichkeit des Landes. Moody’s schließt sich dieser Einschätzung nun faktisch an – mit der diplomatischeren Form eines negativen Ausblicks.
Ökonomisch bleibt das Bild angespannt: Frankreich trägt mit rund 3,3 Billionen Euro die höchste Schuldenlast in der Europäischen Union. Die Schuldenquote liegt bei 114 Prozent der Wirtschaftsleistung – nur Griechenland und Italien liegen höher. Zugleich zählt Frankreich zu den Ländern mit den höchsten Staatsausgaben Europas. Sollte Moody’s tatsächlich herabstufen, wären steigende Refinanzierungskosten unausweichlich, da Investoren höhere Zinsen verlangen würden, um das Risiko auszugleichen.
Moody’s Entscheidung ist ein Warnschuss, kein Todesurteil. Die Agentur mahnt, was die Finanzmärkte längst spüren: Frankreich droht zwischen struktureller Reformträgheit und politischer Blockade aufgerieben zu werden. Während andere EU-Staaten ihre Haushalte konsolidieren, stemmt sich Paris gegen schmerzhafte Einschnitte – und riskiert damit das Vertrauen der Gläubiger. Kritisch bleibt, dass Ratingagenturen selbst Teil dieses Druckmechanismus sind: Ihre Einschätzungen können die Finanzierungskosten unmittelbar beeinflussen und wirtschaftliche Krisen verstärken. Gleichwohl trifft Moody’s mit der Diagnose eines schwindenden Reformwillens und einer verhärteten politischen Landschaft einen wunden Punkt. Frankreich muss beweisen, dass es zu fiskalischer Disziplin und wirtschaftlicher Erneuerung fähig ist – bevor die Märkte endgültig das Vertrauen verlieren.
