Nettozuwanderung nach Deutschland stark rückläufig – Erstmals seit 2008 negativer EU-Wanderungssaldo

Im Jahr 2024 verzeichnete Deutschland eine Nettozuwanderung von rund 430.000 Personen. Damit sank der Wanderungssaldo deutlich gegenüber dem Vorjahr (663.000 Personen). Die Zahl der Zuzüge fiel von etwa 1,93 Millionen (2023) auf 1,69 Millionen (-12 %), während die Fortzüge mit rund 1,26 Millionen nahezu konstant blieben.

Hauptursachen des Rückgangs:

  1. Weniger Zuwanderung aus Asylherkunftsländern: Die Nettozuwanderung aus Syrien (-25 %), der Türkei (-53 %) und Afghanistan (-32 %) ging merklich zurück. Dies spiegelt auch eine rückläufige Zahl an Asylanträgen wider.
  2. Ukraine: Obwohl die Nettozuwanderung aus der Ukraine mit 121.000 Personen konstant blieb, war das Migrationsgeschehen rückläufig – sowohl Zuzüge als auch Fortzüge gingen deutlich zurück. In den ersten vier Monaten 2025 setzte sich dieser Trend fort (nur noch rund 20.000 Personen Nettozuwanderung).
  3. Negativer EU-Wanderungssaldo: Zum ersten Mal seit 2008 verzeichnete Deutschland einen negativen Wanderungssaldo gegenüber EU-Staaten (-34.000 Personen). Besonders auffällig war dies bei Polen, Rumänien und Bulgarien, wobei die Zuzüge deutlich zurückgingen, die Fortzüge hingegen weitgehend stabil blieben oder leicht stiegen.

Binnenwanderung: Innerhalb Deutschlands fanden 2024 rund 1,004 Millionen Wanderungen zwischen Bundesländern statt (-3 % zum Vorjahr). Brandenburg, Bayern und Schleswig-Holstein gewannen dabei die meisten Einwohner, während Berlin, Thüringen, Hessen und NRW die größten Verluste verzeichneten.

Methodische Anmerkungen:
Fortzüge werden tendenziell unzuverlässiger erfasst als Zuzüge. Im Jahr 2024 stieg die Zahl der Abmeldungen von Amts wegen, insbesondere bei EU-Staatsangehörigen, was teilweise auf unzustellbare Wahlbenachrichtigungen zur Europawahl zurückzuführen ist. Das könnte zu einer Überschätzung der Fortzüge geführt haben.

Kritische Einordnung:
Der deutliche Rückgang der Nettozuwanderung wirft Fragen hinsichtlich künftiger Bevölkerungsentwicklung und Arbeitsmarktbedarf auf. Während die Entspannung im Bereich der Asylzuwanderung politisch entlastend wirken mag, ist der negative Saldo gegenüber der EU besorgniserregend: Er könnte auf eine zunehmende Abwanderung von Fachkräften hindeuten – ein Trend, der mittel- bis langfristig erhebliche strukturelle Folgen nach sich ziehen könnte. Zudem verdeutlicht die stagnierende Ukraine-Zuwanderung die fortschreitende Erschöpfung dieser Migrationsquelle, auf die sich Teile des Sozialsystems zuletzt gestützt hatten. Insgesamt unterstreichen die Daten die Notwendigkeit einer strategisch gesteuerten Migrationspolitik.


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