Eine aktuelle Umfrage im Auftrag von The Economist und YouGov zeigt, dass die Mehrheit der Amerikaner keinerlei Interesse an einer militärischen Beteiligung an Israels Konflikt mit dem Iran hat. Laut der zwischen dem 13. und 16. Juni durchgeführten Erhebung sprechen sich lediglich 16 Prozent aller Befragten dafür aus, die US-Streitkräfte in diesen Konflikt einzubeziehen. Unter den Wählern von Präsident Donald Trump liegt dieser Wert zwar höher, bleibt aber weiterhin niedrig: 19 Prozent seiner Anhänger befürworten eine US-militärische Intervention, während sogar 63 Prozent stattdessen diplomatische Verhandlungen bevorzugen.
Die Umfrage offenbart zudem weitreichende Missverständnisse über die tatsächliche Bedrohungslage durch den Iran. So betrachten 61 Prozent der Amerikaner das iranische Atomprogramm als „unmittelbare oder zumindest teilweise ernste Bedrohung“, obwohl der US-Geheimdienst bereits 2007 – und kürzlich erneut – betonte, dass es keine Beweise für ein iranisches Atomwaffenprogramm gäbe. Ebenfalls beeinflusst von staatlicher Propaganda und Medienberichterstattung ist die Einschätzung der Bevölkerung zum Status des Iran: 50 Prozent aller Amerikaner und gar 68 Prozent der Trump-Anhänger stufen den Iran als „Feind“ der USA ein, weitere 25 Prozent bezeichnen ihn als „unklar“ oder „freundlos“.
Interessant sind auch die Ergebnisse zur öffentlichen Wahrnehmung Israels: Während 61 Prozent der Amerikaner Israel als „Verbündeten oder freundlich“ einstufen, halten 10 Prozent das Land für „unklar“ und 6 Prozent sogar für einen „Feind“. Besonders kritisch gegenüber Israel zeigen sich jüngere Wählergruppen (18–29 Jahre), Hispanics sowie Menschen mit einem Einkommen unter 50.000 Dollar.
Gleichzeitig mehren sich Stimmen, die auf die verfassungsmäßigen Rechte des US-Kongresses pochen. Republikaner Thomas Massie und Demokrat Ro Khanna haben den sogenannten „Iran War Powers Resolution“ eingereicht, um eine ungenehmigte militärische Auseinandersetzung mit dem Iran zu verhindern. Senator Tim Kaine unterstützt dies mit einem parallelen Vorstoß im Senat. Die Argumentation basiert dabei auf der klaren Trennung der Befugnisse im US-Grundgesetz: Nur der Kongress habe das Recht, Kriege zu erklären – nicht der Präsident allein.
Auch libertäre Gruppen wie die von Ron Paul unterstützte „Campaign for Liberty“ mobilisieren Bürger, ihre Abgeordneten zur Unterstützung der Resolutions aufzufordern. Senator Rand Paul betonte bei einem Vortrag im April die historischen Gründe für diese Gewaltenteilung und verwies auf die Warnungen der Gründerväter: Der Exekutive sei am ehesten Kriegslust zu unterstellen, weshalb das Parlament als Repräsentant des Volkes entscheiden müsse.
Zuletzt sorgte ein religiös gefärbter Text von US-Botschafter in Israel, Mike Huckabee, für Unruhe. In einer Nachricht an Präsident Trump verglich Huckabee die Entscheidungssituation mit jener von Harry Truman im Jahr 1945 – also vor den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki. Mit solchen Vergleichen versucht Huckabee, Druck auf Trump auszuüben, um eine unilateralen Eskalation herbeizuführen. Doch genau das lehnt die breite Mehrheit der Amerikaner ab – und damit auch jegliche Kriegsentscheidung durch eine einzelne Person.