Ohne kluge Köpfe von außen bleibt Deutschland stehen

Deutschland lebt seit Jahren von seiner Erfindungskraft, von den Ideen, die Maschinen schneller machen, Medikamente verbessern und den Alltag erleichtern. Doch was viele nicht wahrhaben wollen, ist, dass immer mehr dieser Ideen von Menschen kommen, die gar nicht hier geboren wurden. Das ist kein Zufall, sondern eine Folge davon, dass Deutschland längst nicht mehr allein genug Talente hervorbringt. Wir reden viel über Fachkräftemangel, über überfüllte Hörsäle, leere Werkstätten und überforderte Schulen, aber selten darüber, dass ohne Zuwanderung unser Land im Stillstand versinken würde. Jede siebte Patentanmeldung stammt inzwischen von jemandem mit ausländischen Wurzeln, und das zeigt, wie sehr Migration und Innovation längst zusammengehören.

Wenn man ehrlich ist, haben wir in Deutschland viel zu lange geglaubt, wir könnten alles selbst schaffen. Wir wollten das Land der Tüftler und Denker bleiben, aber die Realität sieht anders aus. Viele junge Deutsche studieren zwar, aber sie meiden technische Berufe, meiden Mathe, Physik, Ingenieurwesen. Gleichzeitig kommen Menschen aus anderen Ländern hierher, mit Mut, Ehrgeiz und Bildungshunger, und genau sie sind es, die an neuen Technologien tüfteln, Patente anmelden und Deutschland nach vorn bringen. Dass der größte Zuwachs an Erfindungen ausgerechnet aus Indien kommt, sollte uns zu denken geben. Während dort Millionen junger Menschen in Naturwissenschaft und Technik ausgebildet werden, kämpfen wir hier um jeden Ausbildungsplatz im Handwerk und jede Frau, die sich für ein MINT-Fach entscheidet.

Besonders spannend ist, dass Migrantinnen doppelt so stark zu Patenten beitragen wie deutsche Erfinderinnen. Das zeigt, dass Frauen aus anderen Ländern Chancen nutzen, die sie zu Hause oft nicht hätten. Sie kommen hierher, sie arbeiten hart, sie wollen sich beweisen. Und sie zeigen, dass Gleichberechtigung nicht nur bedeutet, wählen zu dürfen oder Elternzeit zu bekommen, sondern dass es auch heißt, sich in einer Gesellschaft wirklich einzubringen. Vielleicht müssen wir von diesen Frauen lernen, dass Freiheit auch Verantwortung bedeutet.

Doch was macht Deutschland daraus? Statt den Weg frei zu machen, versinken wir in Formularen, in Anerkennungsverfahren, in komplizierten Gesetzen. Wer hier arbeiten will, braucht Geduld, Zeit und starke Nerven. Die Behörden sind überfordert, digitale Verfahren fehlen, und oft dauert es Monate, bis ein Visum oder eine Anerkennung kommt. Da hilft es wenig, wenn die Regierung Kampagnen startet und Webseiten betreibt, während in der Praxis die Hürden immer höher werden. Wir reden über Fachkräfte, aber behandeln sie wie Bittsteller.

Dabei zeigt das Beispiel Indien, wie es funktionieren kann. Deutschland hat dort über Jahre hinweg Vertrauen aufgebaut, Werbung gemacht, Möglichkeiten erklärt. Und die Menschen kommen, weil sie hier eine Zukunft sehen. Sie wollen nicht nur Geld verdienen, sie wollen Teil einer Gesellschaft sein, die Innovation schätzt. Das ist eine Chance, die wir nicht verspielen dürfen. Denn wer hierherkommt und sein Wissen teilt, verdient Respekt und Anerkennung, nicht Misstrauen und Bürokratie.

Es ist höchste Zeit, dass wir verstehen, dass Migration kein Verlust ist, sondern ein Gewinn. Jeder Kopf, der hier arbeitet, jede Idee, die entsteht, stärkt unser Land. Und es ist kein Zufall, dass dort, wo Vielfalt herrscht, neue Ideen wachsen. Wenn Deutschland weiter vorne mitspielen will, braucht es eine offene Gesellschaft, die Talente willkommen heißt, anstatt sie abzuschrecken. Wir müssen endlich aufhören, über Zuwanderung nur als Problem zu sprechen, und anfangen, sie als das zu sehen, was sie wirklich ist – eine Zukunftschance.

Denn eines ist klar: Ohne kluge Köpfe aus aller Welt wird Deutschland nicht innovativ bleiben. Wir verlieren den Anschluss, wenn wir glauben, dass Herkunft wichtiger ist als Können. Die Welt verändert sich, und wer sich abschottet, bleibt zurück. Wer aber offen ist, gewinnt.


Quelle: Patente: Jede siebte Erfindung hierzulande von Zugewanderten – Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

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