Mercedes-Benz hat angekündigt, ein neues Fahrzeugmodell bis 2027 im US-Werk in Tuscaloosa, Alabama, zu produzieren. Dies geschieht im Kontext der von Ex-Präsident Donald Trump verhängten Autozölle. Das neue Modell gehört laut Hersteller zur „Kernsegmente“-Strategie und soll näher am US-Kunden produziert werden. Konkrete Details zum Fahrzeugtyp wurden nicht genannt, allerdings ist das Werk traditionell auf SUV-Modelle wie den GLE und GLS spezialisiert.
Die Maßnahme wird offiziell nicht direkt mit den Trump-Zöllen begründet, sondern als Teil einer „local-for-local“-Strategie dargestellt: Fahrzeuge sollen dort produziert werden, wo sie auch verkauft werden. Dennoch fällt die Entscheidung zeitlich mit Trumps 25-prozentigen Strafzöllen auf importierte Fahrzeuge sowie zusätzlichen Zöllen auf Autoteile zusammen.
Laut Mercedes-Benz hat sich das Werk in Alabama bereits als globales Exportzentrum für SUV-Modelle etabliert – rund 60 % der dort produzierten Fahrzeuge werden ins Ausland geliefert.
Kritische Einordnung: Die Ankündigung kann als Reaktion auf protektionistische US-Handelspolitik gewertet werden. Auch wenn Mercedes offiziell eine globalisierte Lokalisierungsstrategie betont, dürfte der wirtschaftliche Druck durch Importzölle ein zentraler Treiber der Entscheidung sein. Langfristig stärkt dies die US-Autoproduktion, birgt aber auch Risiken wie Standortabhängigkeit oder geopolitisch motivierte Marktverzerrungen. Zudem bleibt fraglich, wie nachhaltig eine solche Produktionsverlagerung ist, wenn sich politische Rahmenbedingungen wieder ändern.
Neben Mercedes-Benz haben mehrere internationale Automobilhersteller in den letzten Monaten angekündigt, ihre Produktion in den USA auszubauen oder zu verlagern. Diese Entscheidungen stehen im direkten Zusammenhang mit den von Präsident Donald Trump eingeführten Importzöllen auf Fahrzeuge und Autoteile, die Unternehmen dazu bewegen, ihre Fertigung näher an den US-Markt zu bringen. Hier ein Überblick über die aktuellen Entwicklungen:
🇩🇪 BMW: Produktionsausweitung in South Carolina
BMW plant, die Produktion im Werk Spartanburg, South Carolina, durch zusätzliche Schichten um bis zu 80.000 Fahrzeuge pro Jahr zu steigern. Dies ist eine Reaktion auf die US-Zölle und dient dazu, die Wettbewerbsfähigkeit auf dem US-Markt zu sichern.
🇯🇵 Honda: Civic-Produktion wird in die USA verlagert
Honda verlegt die Produktion des fünftürigen Civic Hybrid von Japan nach Indiana, USA. Diese Maßnahme ist Teil einer Strategie, die Produktion näher an den Absatzmarkt zu bringen und den Auswirkungen der Zölle entgegenzuwirken.
🇰🇷 Hyundai: Großinvestition in US-Produktionskapazitäten
Hyundai kündigte eine Investition von 21 Milliarden US-Dollar in den USA an, darunter 5,8 Milliarden US-Dollar für ein neues Stahlwerk in Louisiana. Ziel ist es, die lokale Produktion zu stärken und sich gegen die Auswirkungen der US-Zölle abzusichern.
🇰🇷 Kia: Hybridfahrzeugproduktion in Georgia
Kia plant, ab dem nächsten Jahr Hybridfahrzeuge im Werk von Hyundai in Georgia zu produzieren. Dies ist Teil der Strategie, die Produktion in den USA zu erhöhen und den lokalen Markt besser zu bedienen.
🇯🇵 Nissan: Produktionsverlagerung zur Umgehung von Zöllen
Nissan hat angekündigt, die Produktion des Rogue SUV von Japan nach Tennessee zu verlagern, um den Auswirkungen der US-Zölle zu entgehen und die Marktanteile in den USA zu sichern.
🇫🇷 Stellantis: Wiedereröffnung des Werks in Illinois
Stellantis wird das Werk in Belvidere, Illinois, im Jahr 2027 wiedereröffnen, um einen neuen mittelgroßen Pickup-Truck zu produzieren. Dies bringt etwa 1.500 Arbeitsplätze zurück und ist Teil der Bemühungen, die US-Produktion zu stärken.
🇯🇵 Toyota: Investition in Hybridtechnologie in West Virginia
Toyota investiert zusätzlich 88 Millionen US-Dollar in sein Werk in West Virginia, um die Produktion von Hybrid-Transaxles zu erhöhen. Diese Komponenten sind entscheidend für die nächste Generation von Toyota- und Lexus-Hybridfahrzeugen, die in Nordamerika montiert werden.
Fazit:
Die jüngsten Ankündigungen internationaler Automobilhersteller zeigen eine klare Tendenz zur Lokalisierung der Produktion in den USA. Dies ist eine direkte Reaktion auf die von der Trump-Administration eingeführten Zölle und spiegelt den strategischen Wandel wider, die Lieferketten zu verkürzen und die Produktion näher an den Endverbraucher zu bringen. Während diese Maßnahmen kurzfristig Arbeitsplätze in den USA schaffen und die lokale Wirtschaft stärken können, bleibt abzuwarten, wie sie sich langfristig auf die globale Wettbewerbsfähigkeit und die internationalen Handelsbeziehungen auswirken werden.