Produktivität statt Migration: Fed-Chef Powell stellt ökonomisches Wachstumsparadigma infrage

Zusammenfassung: „Federal Reserve Chief: We Don’t Need Migration to Grow the Economy“

In einer Anhörung vor dem US-Repräsentantenhaus erklärte Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank, dass das Wirtschaftswachstum der Vereinigten Staaten auch ohne verstärkte Migration durch höhere Produktivität der amerikanischen Arbeitskräfte erreicht werden könne. Powell betonte, dass das Wachstum entweder durch eine Zunahme der Arbeitskräfte oder durch gesteigerte Produktivität pro Arbeitsstunde erzielt werde. Eine „große Steigerung der Produktivität“ könne bedeuten, dass weniger Arbeitskräfte – und damit auch weniger Migration – erforderlich seien.

Diese Position steht im Gegensatz zu Befürwortern einer liberalen Migrationspolitik wie der Abgeordneten Maria Salazar, die Powell in der Anhörung mehrfach drängte, sich zugunsten von mehr Migration auszusprechen. Sie argumentierte, dass aufgrund niedriger Geburtenraten in den USA mehr ausländische Arbeitskräfte benötigt würden, um das Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten. Powell wich jedoch einer klaren Stellungnahme zur Migrationspolitik aus und verwies auf den Kongress und das Congressional Budget Office als zuständige Institutionen.

Die Diskussion reiht sich ein in eine breitere Debatte um zwei konkurrierende wirtschaftspolitische Strategien: Einerseits die seit den 1990er Jahren verfolgte Politik des „Wachstums durch Migration“, die vor allem Investoren, Konsumwirtschaft und Immobilienmärkte begünstigte. Andererseits die von Powell und auch Präsident Donald Trump favorisierte Rückkehr zu einer wachstumsorientierten Wirtschaft durch Produktivitätssteigerung, technologische Innovationen und weniger Abhängigkeit von billigem Arbeitskräfteimport.

In diesem Zusammenhang wird auch kritisiert, dass Masseneinwanderung in Ländern wie Kanada, Großbritannien und Australien zwar das aggregierte Wirtschaftswachstum steigere, jedoch gleichzeitig das Pro-Kopf-Einkommen sinken lasse und soziale Spannungen verschärfe. Vergleichend wird China genannt, das ohne signifikante Migration durch technologische Entwicklung ein hohes Pro-Kopf-Wachstum erzielt habe.

Beispiele wie eine US-Schlachtfabrik, die nach Migrationsbeschränkungen bessere Löhne zahlte und US-Bürger beschäftigte, illustrieren laut Bericht die potenziellen Vorteile einer restriktiveren Einwanderungspolitik für inländische Arbeitnehmer.

Kritische Einordnung:

Die Aussage Powells ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Erstens widerspricht sie der weitverbreiteten Annahme, dass Migration eine zwingende Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum sei. Zweitens wird durch den Verweis auf Produktivitätssteigerung als Alternative zur Migration eine Diskussion angestoßen, die die strukturellen Schwächen des amerikanischen Arbeitsmarkts offenlegt – etwa die jahrzehntelange Vernachlässigung von Bildung, Qualifizierung und technologischer Infrastruktur.

Zugleich ist zu konstatieren, dass Produktivitätswachstum nicht kurzfristig zu realisieren ist. Es bedarf erheblicher Investitionen, institutioneller Reformen und langfristiger politischer Stabilität. Die These, man könne „einfach“ durch Technologie auf Zuwanderung verzichten, greift daher zu kurz, wenn sie nicht mit einem konkreten Maßnahmenpaket unterfüttert wird.

Ferner ist kritisch zu hinterfragen, inwieweit die vorgebrachte Kritik an Migration objektiv motiviert ist oder eher ideologisch geprägt – insbesondere da die Quelle des Artikels eine dezidiert migrationskritische Publikation ist. Die sozialen, kulturellen und ökonomischen Beiträge von Migrantinnen und Migranten bleiben in dieser Argumentation weitgehend unbeachtet.

Fazit: Powells Beitrag markiert eine relevante Verschiebung im öffentlichen Diskurs hin zu einer ökonomischen Neubewertung der Migrationsfrage. Allerdings bleibt offen, wie realistisch ein umfassender Wechsel zu einem auf reiner Produktivitätssteigerung basierenden Wachstumsmodell in der gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Lage der USA ist.


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