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Quantitative Analyse

Quantitative Analyse bei der Auswahl von Aktien

Die quantitative Analyse bei der Aktienauswahl ist ein präziser, datengetriebener Prozess, der auf der rigorosen Anwendung mathematischer und statistischer Methoden basiert. Ziel ist es, die fundamentalen und technischen Eigenschaften von Aktien zu bewerten, systematische Handelsstrategien zu entwickeln und so langfristige Anlageentscheidungen oder kurzfristige Handelsvorteile zu erzielen.

Ansatz der quantitativen Analyse im Detail

1. Grundlagen der quantitativen Analyse

  • Objektivität: Entscheidungen basieren ausschließlich auf messbaren Daten. Subjektive Einschätzungen wie Marktstimmung oder qualitative Analysen werden bewusst minimiert.
  • Systematisierung: Die quantitative Analyse ermöglicht die Entwicklung eines reproduzierbaren und skalierbaren Prozesses zur Bewertung und Auswahl von Aktien.
  • Integration von Risikomanagement: Neben der Renditeprognose wird das Risiko systematisch modelliert, um robuste Portfolios zu erstellen.

2. Datenquellen und Verarbeitung

Eine quantitative Aktienanalyse steht und fällt mit der Qualität und Verfügbarkeit von Daten. Diese werden aus verschiedenen Quellen aggregiert:

  • Fundamentaldaten: Quartals- und Jahresberichte, Unternehmenskennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Verschuldung.
  • Marktdaten: Tägliche oder intraday-Kurse, Volatilität, Handelsvolumen, Bid-Ask-Spreads.
  • Makroökonomische Indikatoren: Zinsen, Inflation, Wirtschaftswachstum.
  • Alternative Daten: Social-Media-Sentiments, Satellitendaten (z. B. zur Geschäftsauslastung), Kreditkartenumsätze.

Nach der Datensammlung erfolgt eine Datenbereinigung, einschließlich:

  • Entfernung von Ausreißern.
  • Anpassung historischer Daten an Splits und Dividenden.
  • Normalisierung der Daten auf eine vergleichbare Skala.

3. Auswahl relevanter Kennzahlen und Modelle

A) Fundamentalanalyse mit quantitativen Methoden
  • Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV): Bewertet den Preis einer Aktie relativ zu ihrem Gewinn. Ein niedriger Wert kann auf eine Unterbewertung hindeuten.
  • Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): Stellt den Marktwert einer Aktie ihrem Buchwert gegenüber.
  • Eigenkapitalrendite (ROE): Zeigt die Rentabilität des Eigenkapitals.
  • Free Cashflow Yield: Misst den freien Cashflow relativ zum Aktienkurs.

Quantitative Modelle integrieren diese Kennzahlen in Scoring-Systeme, die Aktien nach ihrer Attraktivität ranken.

B) Technische Analyse und quantitative Strategien
  • Momentum-Indikatoren:
    • Relative Strength Index (RSI): Identifiziert überkaufte oder überverkaufte Aktien.
    • Gleitende Durchschnitte: Analysieren Trends und Umkehrpunkte.
  • Volatilitätsanalyse:
    • Historische und implizite Volatilität werden herangezogen, um das Risiko zu messen.
  • Chart-Mustererkennung: Automatisierte Systeme identifizieren Muster wie Kopf-Schulter-Formationen oder Dreiecke.
C) Multifaktorielle Modelle

Ein fortschrittlicher Ansatz kombiniert verschiedene Faktoren, um Aktien zu bewerten. Dazu gehören:

  • Value: Bewertungskennzahlen wie KGV, KBV oder EBITDA/EV.
  • Growth: Umsatz- und Gewinnwachstum.
  • Momentum: Kursentwicklung im Vergleich zu Wettbewerbern.
  • Quality: Stabilität von Erträgen, Verschuldungsgrad, Eigenkapitalrendite.
  • Size: Kleinere Unternehmen haben historisch höhere Renditen erzielt.

Ein Beispiel für ein multifaktorielles Modell ist das Fama-French-Fünffaktorenmodell, das Größe, Value, Profitabilität und Investitionseffizienz berücksichtigt.

4. Erstellung und Optimierung eines Portfolios

Sobald geeignete Aktien identifiziert wurden, erfolgt die Portfoliozusammenstellung. Hierbei kommen komplexe Optimierungstechniken zum Einsatz:

  • Markowitz-Optimierung: Ermittelt das effiziente Portfolio, das bei gegebener Risikobereitschaft die maximale Rendite bietet.
  • Monte-Carlo-Simulation: Bewertet die Robustheit von Portfolios unter verschiedenen Szenarien.
  • Black-Litterman-Modell: Verknüpft individuelle Markteinschätzungen mit statistischen Erwartungswerten.

Wichtige Aspekte:

  • Diversifikation: Minimiert unsystematische Risiken.
  • Risikokontrolle: Begrenzung von Exposure in volatilen Branchen oder Märkten.

5. Algorithmen und Automatisierung

Moderne quantitative Analysten nutzen Algorithmen zur Automatisierung von Analyse- und Handelsprozessen. Beispiele:

  • Machine Learning: Vorhersage von Aktienkursen oder Erkennung von Mustern. Ansätze wie Random Forests, Gradient Boosting oder neuronale Netze kommen hier zum Einsatz.
  • Backtesting: Testet Handelsstrategien anhand historischer Daten, um deren Robustheit zu bewerten.
  • High-Frequency-Trading (HFT): Nutzt Algorithmen zur Analyse und zum Handel in Mikrosekunden.

6. Performanceanalyse und kontinuierliche Anpassung

Nach der Umsetzung der Analyse und dem Aufbau des Portfolios wird die Performance kontinuierlich überwacht:

  • Key Metrics:
    • Sharpe Ratio: Verhältnis von Rendite zu Risiko.
    • Treynor Ratio: Rendite im Verhältnis zum systematischen Risiko.
    • Jensen’s Alpha: Zusätzliche Rendite über die Marktrendite hinaus.
  • Feinjustierung: Anpassungen bei veränderten Marktbedingungen, z. B. Wechsel in Branchen oder Regionen.

Praxisbeispiel: Quantitative Auswahlstrategie

Angenommen, ein Analyst entwickelt eine quantitative Strategie, die Aktien nach einem Momentum- und Value-Faktor auswählt:

  1. Filterkriterien:
    • KGV < 15 (unterbewertete Aktien).
    • Kursentwicklung in den letzten 12 Monaten > 15 % (starkes Momentum).
    • Eigenkapitalrendite (ROE) > 10 % (profitabel).
  2. Backtesting:
    • Simulation der Strategie auf den letzten 10 Jahren.
    • Bewertung der Robustheit gegenüber verschiedenen Marktphasen (Bullen- und Bärenmärkte).
  3. Ergebnisse:
    • Sharpe Ratio = 1,5 (überdurchschnittlich).
    • Durchschnittliche jährliche Rendite = 12 %, bei einer Volatilität von 8 %.

Stärken und Schwächen der quantitativen Analyse

Stärken

  • Objektivität: Reduziert emotionale Einflüsse.
  • Effizienz: Automatisiert komplexe Prozesse und ermöglicht den Umgang mit großen Datenmengen.
  • Reproduzierbarkeit: Strategien können systematisch wiederholt und getestet werden.

Schwächen

  • Abhängigkeit von Datenqualität: Ungenaue oder unvollständige Daten können zu fehlerhaften Ergebnissen führen.
  • Modelle sind nicht unfehlbar: Selbst die besten Modelle können unvorhersehbare Marktereignisse nicht erfassen (z. B. Black-Swan-Ereignisse).
  • Überoptimierung: Übermäßig komplexe Modelle können bei neuen Daten versagen (Overfitting).

Fazit

Die quantitative Analyse in der Aktienauswahl bietet ein leistungsstarkes Werkzeug für Investoren, die einen datengetriebenen, wissenschaftlichen Ansatz bevorzugen. Sie erfordert jedoch fundierte Kenntnisse in Statistik, Finanztheorie und Technologie. Mit den richtigen Methoden und Werkzeugen lassen sich profitable und risikooptimierte Portfolios erstellen, die auch in volatilen Märkten bestehen können.


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Hinweis: Diese Informationen dienen nur als Referenz und stellen keine Anlageberatung dar. Bitte recherchieren Sie selbst, bevor Sie Anlageentscheidungen treffen.