Donald Trump hat in seiner zweiten Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten einen bemerkenswerten Vorstoß unternommen: Er will das Verteidigungsministerium (Department of Defense) in Washington wieder in „Department of War“ umbenennen. Diese Rückkehr zum Ursprungsnamen, der bis 1947 gebräuchlich war, ist mehr als eine semantische Spielerei. Sie signalisiert einen Paradigmenwechsel in der politischen Selbstverortung der Supermacht.
Trump begründet seinen Vorschlag mit dem Verweis auf vergangene amerikanische Siege – vom Ersten bis zum Zweiten Weltkrieg – und kritisiert die heutige Bezeichnung als „zu defensiv“. Mit dem Begriff „War“ verknüpft er Schlagkraft, Entschlossenheit und Siegeswillen. Verteidigungsminister Pete Hegseth, ein erklärter Befürworter dieser Rhetorik, sieht darin eine notwendige Erinnerung daran, dass Streitkräfte im Kern Kriege führen und gewinnen sollen, nicht nur Bedrohungen abzuschrecken.
Die internationale Signalwirkung ist offenkundig: Während die NATO jahrzehntelang versuchte, ihr Selbstverständnis stärker an „Friedenssicherung“ und „Verteidigung“ auszurichten, bricht Trump bewusst mit dieser Sprache. Er setzt auf das Vokabular der Offensive – wohl wissend, dass geopolitische Rivalen wie China und Russland damit eine unmissverständliche Botschaft empfangen: Amerika versteht sich nicht länger als reiner „Schutzschild“, sondern als Kriegsnation, die zur aktiven Machtprojektion bereit ist.
Für Europa und insbesondere Deutschland könnte dieser Diskurs als Spiegel dienen. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat bereits mehrfach die Notwendigkeit betont, die Bundeswehr „kriegstüchtig“ zu machen. Das Wort löste in der deutschen Öffentlichkeit Irritationen aus, markierte aber einen nüchternen Realismus: Eine Armee, die im Ernstfall bestehen will, muss Kriegsfähigkeit nicht nur technisch, sondern auch mental einüben. Die Formel klingt damit nach einer deutschen Variation dessen, was Trump nun sprachlich institutionalisieren will.
Die Frage stellt sich: Sollten auch deutsche Streitkräfte einen sprachlichen Paradigmenwechsel vollziehen? Das Bundesministerium der Verteidigung trägt einen Namen, der die Bundesrepublik seit ihrer Gründung prägt – als Ausdruck einer pazifistischen Grundhaltung nach 1945. Würde eine Umbenennung in Richtung „Kriegsministerium“ in Deutschland jedoch nicht sofort als Tabubruch wahrgenommen, ja als Rückfall in historische Militarismen gedeutet?
Andererseits zeigt die internationale Lage – der Krieg in der Ukraine, die aggressiven Ambitionen Chinas im Pazifik, die zunehmende Instabilität im Nahen Osten –, dass reine Verteidigungsrhetorik nicht mehr ausreicht, um Glaubwürdigkeit zu erzeugen. Worte sind politische Werkzeuge, und Sprache prägt strategisches Denken. Insofern ist Trumps Initiative auch als Versuch zu verstehen, den mentalen Zustand einer Nation auf Konfrontationsbereitschaft einzuschwören.
Für Deutschland bliebe ein solcher Schritt jedoch riskant. Während die USA seit jeher eine Kriegsnation mit globalem Anspruch sind, ist die Bundesrepublik in ihrer politischen DNA fest mit dem Leitbild der Zurückhaltung verbunden. Ein deutscher „Minister für Krieg“ würde innenpolitisch zu schweren Zerreißproben führen und das außenpolitische Vertrauen in die deutsche Bündnisrolle eher schwächen als stärken. Pistorius’ „Kriegstüchtigkeit“ mag ein Weckruf gewesen sein – mehr nicht.
Fazit:
Trumps Vorstoß zur Umbenennung des Verteidigungsministeriums ist mehr als Nostalgie. Er ist ein rhetorisches Signal an die Welt und ein Versuch, die amerikanische Selbstwahrnehmung neu zu justieren. Für Deutschland taugt dieser Schritt nur begrenzt als Vorbild: Während die Bundeswehr durchaus eine nüchterne Sprache der Wehrhaftigkeit braucht, würde ein offenes Bekenntnis zum „Krieg“ die politische Kultur hierzulande sprengen. Gleichwohl zeigt die Debatte: Die Zeit des wohligen Euphemismus in der Sicherheitspolitik läuft ab – in Washington ebenso wie in Berlin.