Schweizer Wirtschaft im Gegenwind – US-Zölle und starke Währung bremsen Wachstum

Die Schweizer Konjunktur steht im Herbst 2025 spürbar unter Druck. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) rechnet in seiner jüngsten Prognose mit einem Wirtschaftswachstum von nur 1,3 Prozent für das laufende Jahr – und mit einer weiteren Abschwächung auf 0,9 Prozent im kommenden Jahr. Die Ursachen liegen im Wesentlichen ausserhalb der Landesgrenzen: verschärfte US-Zölle, eine fragile Weltwirtschaft und die Aufwertung des Frankens treffen die exportorientierte Schweizer Industrie empfindlich.

Seit August erhebt die US-Regierung auf Importe aus der Schweiz einen Zusatzzoll von 39 Prozent – zuvor lag der Satz bei 10 Prozent. Besonders betroffen sind Branchen mit hoher Exportabhängigkeit, allen voran die chemisch-pharmazeutische Industrie und der Maschinenbau. Für viele Unternehmen verschlechtert sich damit die Preisposition im amerikanischen Markt deutlich. Der US-Markt ist mit rund 18 Prozent Anteil an den Schweizer Warenexporten von zentraler Bedeutung. Laut SECO sind rund 40 Prozent dieser Exporte direkt von den neuen Zöllen betroffen – ein erheblicher Belastungsfaktor in einem ohnehin labilen globalen Umfeld.

Zwar zeigte das erste Halbjahr 2025 noch eine gewisse Dynamik, doch für die zweite Jahreshälfte zeichnet sich ein deutlich schwächerer Verlauf ab. Die Exportzahlen gingen im Sommer zurück, und die Stimmung in der Industrie kippte. Der KOF-Indikator und der Einkaufsmanagerindex sanken unter ihren langfristigen Durchschnitt. Nur der Dienstleistungssektor zeigt bislang eine gewisse Widerstandsfähigkeit. Das SECO schliesst eine «technische Rezession» – also zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem Wachstum – nicht mehr aus.

Auch 2026 wird kein Jahr der Entspannung. Das SECO hat seine Prognose deutlich nach unten revidiert: Statt 1,2 Prozent Wachstum erwartet man nur noch 0,9 Prozent. Die Ausrüstungsinvestitionen bleiben verhalten, und die Exportwirtschaft dürfte erst gegen Ende 2026 wieder Tritt fassen, wenn sich die Weltkonjunktur allmählich erholt. Die Binnenwirtschaft stützt zwar weiterhin – etwa durch eine stabile Konsumnachfrage und eine allmähliche Belebung im Bauwesen infolge tieferer Zinsen –, doch diese Effekte reichen kaum aus, um die externen Belastungen auszugleichen.

Am Arbeitsmarkt zeigt sich die Abkühlung ebenfalls. Das Beschäftigungswachstum schwächt sich ab, die Arbeitslosenquote dürfte laut Prognose von 2,9 Prozent im Jahr 2025 auf 3,2 Prozent im Jahr 2026 steigen. Die Inflation bleibt mit 0,2 beziehungsweise 0,5 Prozent tief und stabil – ein positives Signal, das geldpolitischen Handlungsspielraum schafft.

Besonderes Augenmerk legt das SECO auf die Risiken: Neben den Zöllen drohen Korrekturen an den Finanzmärkten, Schuldenrisiken in mehreren Staaten und geopolitische Unsicherheiten in Osteuropa und im Nahen Osten. Sollte sich eines dieser Risiken materialisieren, wäre ein erneuter Aufwertungsdruck auf den Franken wahrscheinlich – ein Szenario, das die Exportwirtschaft zusätzlich treffen würde.

Kommentar:
Die SECO-Prognose zeigt eine solide, aber betont vorsichtige Einschätzung der Lage. Das Wachstum bleibt positiv, aber schwach – getragen von der Binnenwirtschaft, gebremst von der globalen Unsicherheit. Der Fokus liegt klar auf Stabilität statt auf Expansion. In einer Zeit wachsender handelspolitischer Spannungen ist das konservative Schweizer Modell der Gradlinigkeit und Vorsicht wohl der richtige Weg. Doch ohne Entspannung im Zollkonflikt mit den USA und ohne stärkere Weltkonjunktur wird die Schweiz ihre traditionelle Exportstärke kaum voll entfalten können.


Quelle: SECO-Prognose Herbst 2025

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