Smoot-Hawley

Das Smoot-Hawley-Zollgesetz – offiziell Tariff Act of 1930 – war ein US-amerikanisches Gesetz, das am 17. Juni 1930 unter Präsident Herbert Hoover in Kraft trat. Es wurde nach seinen beiden Urhebern, dem republikanischen Senator Reed Smoot und dem Abgeordneten Willis C. Hawley, benannt. Ziel des Gesetzes war es, durch eine massive Erhöhung der Importzölle die amerikanische Wirtschaft vor ausländischer Konkurrenz zu schützen – ein klassisches Beispiel für Protektionismus.

Hintergrund und Absicht

In den späten 1920er-Jahren war die US-Landwirtschaft durch Überproduktion und Preisverfall in eine schwere Krise geraten. Viele Farmer litten unter sinkenden Einkommen, was politische Forderungen nach Schutzmaßnahmen laut werden ließ. Das Gesetz wurde in diesem Klima des wirtschaftlichen Nationalismus verabschiedet, noch bevor die Weltwirtschaftskrise im Herbst 1929 voll ausbrach. Die ursprüngliche Intention bestand darin, insbesondere die Landwirtschaft vor Billigimporten zu schützen.

Während der Gesetzgebungsphase wurde der Gesetzentwurf jedoch ausgeweitet, sodass auch zahlreiche Industrieprodukte mit höheren Zöllen belegt wurden. Letztlich sah das Gesetz Zollerhöhungen auf über 20.000 Importprodukte vor – in manchen Fällen mit Steigerungen auf bis zu 60 % des Warenwerts.

Reaktionen und Folgen

Das Gesetz stieß international auf massive Kritik. Viele US-Ökonomen und Industrievertreter warnten schon im Vorfeld vor den möglichen Folgen. Über 1.000 US-Ökonomen unterzeichneten ein Protestschreiben, das Präsident Hoover zur Vetoeinlegung aufforderte – vergeblich.

Die Reaktionen aus dem Ausland waren heftig:

  • Zahlreiche Handelspartner der USA, darunter Kanada, Frankreich und Deutschland, reagierten mit Gegenmaßnahmen und eigenen Zollschranken, was eine Spirale gegenseitiger Protektionismusmaßnahmen auslöste.
  • Der internationale Handel brach massiv ein: Das weltweite Handelsvolumen sank zwischen 1929 und 1933 um mehr als 60 %.
  • Das Gesetz gilt heute weithin als ein Brandbeschleuniger der Weltwirtschaftskrise und als einer der Hauptgründe für die globale Verfestigung der wirtschaftlichen Depression Anfang der 1930er-Jahre.

Bewertung und historische Einordnung

Das Smoot-Hawley-Gesetz gilt heute unter Wirtschaftshistorikern und Ökonomen nahezu einhellig als abschreckendes Beispiel für wirtschaftlichen Isolationismus. Zwar ist unstrittig, dass die Weltwirtschaftskrise nicht allein durch das Gesetz ausgelöst wurde – der Börsencrash von 1929, strukturelle Überproduktion und eine restriktive Geldpolitik spielten ebenfalls zentrale Rollen –, jedoch verschärfte Smoot-Hawley die Krise massiv, insbesondere durch das Abwürgen des Welthandels und den Verlust internationaler Nachfrage.

In der Rückschau wurde das Gesetz zum Lehrstück darüber, wie protektionistische Maßnahmen in einer global vernetzten Wirtschaft kontraproduktive Wirkungen entfalten können. Die negativen Konsequenzen führten später – etwa nach dem Zweiten Weltkrieg – zur verstärkten Förderung des freien Welthandels, unter anderem durch die Gründung von GATT (dem Vorläufer der WTO).

Fazit

Das Smoot-Hawley-Zollgesetz ist ein historisches Mahnmal für die Gefahren wirtschaftlicher Abschottungspolitik in Krisenzeiten. Es zeigt, wie kurzfristig gedachte nationale Schutzmaßnahmen langfristig globale Instabilität hervorrufen können – ein Thema, das auch im 21. Jahrhundert mit Blick auf Handelskonflikte und zunehmenden Protektionismus aktueller denn je ist.


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