Der S&P 500 hat Ende dieser Woche mit einem neuntägigen Höhenflug seinen längsten Gewinnlauf seit über 20 Jahren hingelegt – zuletzt gelang das im November 2004. Die US-Börsen zeigten sich euphorisch: Der Dow Jones stieg um 564 Punkte (plus 1,39 %), der S&P 500 um 1,47 % und der technologielastige Nasdaq um 1,51 %.
Dieser beachtliche Aufschwung ist auf eine Kombination aus überraschend starken US-Arbeitsmarktdaten und einem möglichen Kurswechsel im schwelenden Handelskonflikt zwischen den USA und China zurückzuführen. So signalisierte China jüngst Gesprächsbereitschaft, und US-Präsident Donald Trump dämpfte seine aggressive Rhetorik im Handelsstreit.
Wirtschaftliche Hoffnungsschimmer trotz politischer Unsicherheiten
Besonders optimistisch reagierten die Märkte auf die neuen Beschäftigungszahlen: Im April wurden 177 000 neue Jobs geschaffen – deutlich mehr als die prognostizierten 135 000. Das beflügelte die Hoffnung, dass eine mögliche Rezession noch abgewendet werden kann, sofern sich der Handelskonflikt weiter entschärft.
Obwohl die Konjunktur zuletzt laut US-Handelsministerium erstmals seit Jahren leicht schrumpfte, ist der Arbeitsmarkt laut Experten weiterhin solide. Doch Analysten warnen vor voreiligem Optimismus: Die weiteren Entwicklungen im Handelsstreit dürften entscheidend dafür sein, ob die positive Dynamik anhält.
Technologie-Sektor als Zugpferd
Neben makroökonomischen Faktoren war es auch die Performance der Technologieriesen, die zur Börsenrally beitrug. Microsoft überzeugte mit starken Quartalszahlen – die Aktie legte 7,6 % zu. Auch Meta profitierte mit einem Kursplus von über 4 % an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Der KI-Boom wirkt hier weiter als Wachstumsmotor.
Nicht ganz so gut lief es hingegen für Apple, das wegen möglicher Zollkosten einen Verlust von 900 Mio. US-Dollar im kommenden Quartal erwartet. Die Aktie fiel um 3,74 %.
Zinsfrage bleibt offen
Trotz Trumps lautem Ruf nach Zinssenkungen („NO INFLATION, THE FED SHOULD LOWER ITS RATE!!!“) zeigt sich die US-Notenbank weiterhin abwartend. Der Markt rechnet mittlerweile eher mit einer Zinssenkung im Juli statt im Juni – auch weil die Inflation zwar rückläufig ist, aber noch über dem Zielwert der Fed liegt.
Fazit: Ein Balanceakt zwischen Euphorie und Vorsicht
Die Börse ist im Moment ein Spiegelbild gemischter Erwartungen: Einerseits beflügelt von positiven Konjunktursignalen und technologischem Fortschritt, andererseits gebremst durch politische Unsicherheiten und strukturelle Herausforderungen. Ob der S&P 500 seine Siegesserie fortsetzen kann, hängt maßgeblich von den politischen Entscheidungen der kommenden Wochen ab – insbesondere von der Trump-Administration und den Verhandlungen mit China.