1. Gesamtmarktanalyse – Starker Rücksetzer vor dem Wochenende
Der Schweizer Aktienmarkt schloss die Woche mit deutlichen Verlusten ab. Der SMI fiel um -0,84 % auf 12’839,87 Punkte und rutschte am Nachmittag immer tiefer in den roten Bereich. Die Abgaben folgten auf eine Woche mit starken Zugewinnen, was darauf hindeutet, dass Gewinnmitnahmen eine entscheidende Rolle spielten.
Trotz des Tagesverlustes hält sich das bullische Momentum auf Wochensicht, da der SMI insgesamt um +2 % zulegen konnte – das achte Wochenplus in Folge. Das SMI-Jahreshoch von 12’997 Punkten, das am Vortag fast erreicht wurde, rückt jedoch vorerst wieder in die Ferne.
Die Schwäche des Marktes resultierte maßgeblich aus den drei Schwergewichten Novartis (-2,5 %), Roche (-1,1 %) und Nestlé (-1,4 %), die zusammen über 50 % der SMI-Marktkapitalisierung ausmachen. Ohne deren Verluste wäre der Index stabiler geblieben.
Der breitere SPI fiel um -0,85 % auf 17’016,06 Punkte, während der SLI (-0,51 % auf 2’110,78 Punkte) sich etwas stabiler hielt, was darauf hindeutet, dass die Verluste hauptsächlich von den Schwergewichten ausgingen.

2. Europäische Märkte – Moderate Abgaben mit unterschiedlicher Intensität
- EURO STOXX 50: -0,23 % auf 5’487,70 Punkte
- DAX: -0,57 % auf 22’482,50 Punkte
Der Schweizer Markt hinkte der europäischen Entwicklung hinterher, da einige europäische Börsen sogar leichte Gewinne verbuchten. Dies könnte mit der Aufwertung des Schweizer Frankens zusammenhängen, welche exportorientierte Unternehmen belastet.
3. Währungen – Der Schweizer Franken wertet erneut auf
- EUR/CHF: -0,24 % auf 0.9435
- USD/CHF: -0,66 % auf 0.8984
Der Schweizer Franken bleibt stark, was auf eine weiterhin defensive Haltung der Investoren hindeutet. Die Dollar-Schwäche zeigt zudem, dass Anleger Zinssenkungserwartungen der US-Notenbank Fed einkalkulieren. Eine stärkere CHF-Aufwertung könnte die Schweizer Exportwirtschaft belasten, insbesondere Unternehmen mit hohem Umsatzanteil in Dollar- oder Euro-Märkten.
4. Obligationenmarkt – Flucht in sichere Häfen
Die Schweizer Bundesobligation legte um +1,50 % auf 0.4070 zu. Dies deutet darauf hin, dass Anleger verstärkt in sichere Anlagen umschichten, möglicherweise aufgrund globaler Unsicherheiten.
5. Rohstoffe & Kryptowährungen – Gold unter Druck, Bitcoin mit leichter Erholung
- Ölpreis (Brent): -0,54 % auf 74.82 USD
- Gold (1 Unze): -1,25 % auf 2’889.95 USD
- Bitcoin: +0,08 % auf 96’707.18 USD
Der Goldpreis fiel deutlich um -1,25 %, was ungewöhnlich ist, da normalerweise fallende Aktienmärkte und eine CHF-Aufwertung den Goldpreis stützen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass Anleger Liquidität aufbauen oder auf einen stärkeren US-Dollar setzen.
Der Bitcoin-Kurs konnte sich minimal um +0,08 % erholen, was jedoch auf niedrige Volatilität hindeutet. Die Konsolidierungsphase unterhalb der 100’000-USD-Marke bleibt intakt.
6. Sektor- und Unternehmensanalyse – Schwergewichte ziehen den Markt herunter
Verlierer des Tages:
- Novartis (-2,5 %) – Nachwirkungen einer UBS-Herabstufung, Unsicherheit durch neue US-Gesundheitsministerpolitik
- Roche (-1,1 %) – Gewinnmitnahmen nach vorherigen Kursgewinnen
- Nestlé (-1,4 %) – Gewinnmitnahmen nach starkem Anstieg am Vortag
- Swisscom (-2,0 %) – Zweiter Verlusttag in Folge nach ernüchternden Jahreszahlen
Gewinner des Tages:
- Givaudan (+2,9 %) – Hochstufung durch Berenberg, positives Wachstumspotenzial
- Logitech (+2,0 %) – Stabile Nachfrage nach Peripheriegeräten
- Vetropack (+11 %) – Analystenkommentar als Treiber
- Leonteq (+14 %) – Hoffnung auf höhere Dividenden und Aktienrückkaufprogramm

7. Makroökonomische Einflussfaktoren
- US-Wirtschaftsdaten zeigten gemischte Signale:
- Einzelhandelsumsätze unter den Erwartungen → negatives Signal für Konsum
- Industrieproduktion stärker als erwartet → positives Signal für Produktionssektor
- Zinspolitik der Fed bleibt weiterhin ungewiss
- Schweizer Konsumindikator der Postfinance:
- Konsumausgaben im Januar +1,2 % im Jahresvergleich
- Inlandnachfrage bleibt stark, unterstützt Wirtschaft trotz schwachem Exportsektor
- Geopolitische Unsicherheiten (US-Zollpolitik, Ukraine-Krieg) bremsen Risikobereitschaft
8. Fazit & Ausblick
Die Schweizer Börse befindet sich in einer gesunden Korrekturphase nach den starken Anstiegen der letzten Wochen. Gewinnmitnahmen dominierten das Geschehen, insbesondere bei defensiven Schwergewichten. Die CHF-Stärke könnte ein größeres Risiko für exportorientierte Unternehmen darstellen, sollte sich der Trend fortsetzen.
Trotz des Tagesverlustes bleibt der SMI auf Wochensicht mit +2 % im Plus, was auf eine weiterhin positive Grundtendenz hindeutet. Das nächste wichtige Widerstandsniveau liegt bei 12’997 Punkten (Jahreshoch 2022). Sollte dieser Wert nachhaltig durchbrochen werden, könnten weitere Kurssteigerungen folgen. Andernfalls droht eine Korrektur in Richtung 12’600 Punkte.
Auf Makroebene bleibt der Fokus auf den US-Zinsentscheidungen und die globale Wirtschaftsentwicklung. In der kommenden Woche könnten Unternehmenszahlen von Zurich Insurance und weitere Makrodaten entscheidend sein.
Schweizer Nationalratskommission plant umfassende Legalisierung von Cannabis
Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrats (SGK-N) hat einen Vorentwurf für ein Bundesgesetz über Cannabisprodukte verabschiedet, der eine Legalisierung von Anbau, Erwerb, Besitz und Konsum von Cannabis für Erwachsene vorsieht. Der Entwurf wurde mit 14 zu 9 Stimmen bei zwei Enthaltungen angenommen und soll im Sommer in die Vernehmlassung gehen.
Kernpunkte des Gesetzesvorhabens
- Regulierter Zugang: Erwachsene sollen Cannabis unter strengen Auflagen legal konsumieren dürfen.
- Nicht gewinnorientierter Verkauf: Cannabisprodukte sollen einer Lenkungsabgabe unterliegen, wobei Gewinne in Prävention, Schadenminderung und Suchthilfe fließen.
- Strenge Produktions- und Qualitätsauflagen: Der gewerbliche Anbau und die Herstellung von Cannabis sind erlaubt, jedoch nur unter staatlicher Kontrolle und mit Bewilligung. Produkte müssen neutral verpackt, mit Warnhinweisen versehen und kindersicher sein.
- Vertrieb im staatlichen Monopol: Der Verkauf erfolgt ausschließlich über konzessionierte Verkaufsstellen oder einen lizenzierten Online-Händler.
- Import und Export: Unter bestimmten Bedingungen zulässig.
- Eigenanbau: Pro Person sind maximal drei weibliche Pflanzen in der Blütephase erlaubt.
Strafen und Verkehrssicherheit
- Härtere Strafen für Schwarzmarktaktivitäten: Wer sich dem legalen Markt entzieht, wird strenger bestraft als bisher.
- Bekifftes Fahren bleibt illegal: Die bestehende Nulltoleranz im Straßenverkehr wird beibehalten.
Hintergrund und gesellschaftliche Debatte
Die Initiative zur Reform geht auf den ehemaligen Mitte-Nationalrat Heinz Siegenthaler zurück. Die SGK-N hält den derzeitigen prohibitiven Ansatz für gescheitert, da der Konsum von Cannabis gesellschaftliche Realität sei. Bereits seit 2023 können Konsumenten in Pilotprojekten legal Cannabis erwerben. 2022 gaben vier Prozent der 15- bis 64-Jährigen in der Schweiz an, im letzten Monat Cannabis konsumiert zu haben. Die Mehrheit der Konsumenten bewegt sich nach wie vor auf dem illegalen Markt.
Start des Hauptvortriebs: Bau der zweiten Gotthardröhre nimmt Fahrt auf
Die Arbeiten am Bau der zweiten Röhre des Gotthard-Strassentunnels haben mit dem Start der Tunnelbohrmaschinen (TBM) in Göschenen und Airolo offiziell begonnen. Nach fünf Jahren der Vorbereitung markiert dieser Schritt den Beginn des Hauptvortriebs, bei dem die beiden TBM mit einem Durchmesser von 12,3 Metern und einem Gewicht von 2000 Tonnen jeweils eine Strecke von sieben bis acht Kilometern zurücklegen. Dabei müssen sie eine 350 Meter lange geologische Störzone konventionell durchbrechen. Der tägliche Fortschritt liegt bei etwa 18 Metern, sodass der Durchbruch für Herbst 2027 geplant ist. Die Inbetriebnahme der zweiten Röhre ist für 2030 vorgesehen, woraufhin die Sanierung der bestehenden Tunnelröhre beginnt.
Bundesrat Albert Rösti betonte bei der feierlichen Inbetriebnahme die Bedeutung des Projekts für die Verkehrssicherheit und die ganzjährige Verbindung der Schweizer Regionen, insbesondere des Tessins. Gemeinsam mit Regierungsvertretern lobte er die Expertise der Beteiligten und dankte der lokalen Bevölkerung für ihr Vertrauen.
Die Vorbereitungen umfassten unter anderem die Verlegung von Infrastrukturstollen und den Aufbau der Anlagen zur Materialbewirtschaftung. Die Nordseite des Tunnels wird von der „ARGE secondo tubo“ mit einem Budget von 467 Millionen Franken realisiert, während auf der Südseite das „Consorzio Gottardo Sud“ mit einem Volumen von 499 Millionen Franken tätig ist. Mit einer Gesamtinvestition von fast einer Milliarde Franken gehört dieses Projekt zu den bedeutendsten Bauvorhaben der Schweiz und ist insbesondere für die Baubranche in den Kantonen Uri und Tessin von hoher wirtschaftlicher Relevanz.