Die großen Drei der amerikanischen Technologiebranche – Microsoft, Alphabet und Meta – haben ihre neuesten Quartalszahlen präsentiert. Gemeinsam ist ihnen: beeindruckendes Umsatzwachstum, enorme Investitionen in Künstliche Intelligenz – und ein wachsender Druck auf die Margen. Doch in den Details zeigen sich deutliche Unterschiede in Strategie und Risikoprofil.
Microsoft: Wachstum mit angezogener Handbremse
Microsofts Bilanz für das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres überzeugt zunächst auf ganzer Linie: Der Umsatz stieg um 18 Prozent auf 77,7 Milliarden Dollar, der operative Gewinn legte um 24 Prozent zu. Das Cloud-Geschäft bleibt der Wachstumsmotor – Azure erzielte ein Plus von 40 Prozent, die Cloud-Sparte insgesamt 49,1 Milliarden Dollar Umsatz. Auch der Gewinn kletterte auf 27,7 Milliarden Dollar.
Doch der Blick hinter die Kulissen offenbart eine Achillesferse: Der Beitrag der milliardenschweren Beteiligung an OpenAI schlägt sich in einem deutlichen Ergebniseffekt nieder. Ohne diese Korrekturen läge das Nettoergebnis rund 3 Milliarden Dollar höher. Die Botschaft ist klar – Wachstum kostet. Zwar dominiert Microsoft den Markt in Sachen Cloud und KI-Integration, doch die steigenden Investitionen in Rechenzentren und AI-Infrastruktur drohen, die Margen im kommenden Jahr spürbar zu belasten.
Alphabet: Der stabile Allrounder mit regulatorischem Ballast
Alphabet knackte erstmals die Marke von 100 Milliarden Dollar Quartalsumsatz. Mit 102,3 Milliarden Dollar lag der Konzern 16 Prozent über dem Vorjahr, der Gewinn stieg um ein Drittel auf 35 Milliarden Dollar. Treiber waren erneut Google Search, YouTube und das Cloud-Geschäft, das um 34 Prozent zulegte.
Ein Wermutstropfen: Eine EU-Wettbewerbsstrafe über 3,5 Milliarden Dollar drückte die operative Marge auf 30,5 Prozent. Bereinigt läge sie bei 33,9 Prozent. Die Investitionen in Rechenzentren und AI-Modelle treiben die geplanten Kapitalausgaben auf bis zu 93 Milliarden Dollar – ein neuer Rekord. Alphabet zeigt damit wirtschaftliche Stärke und Innovationskraft, riskiert aber, dass hohe Fixkosten und anhaltende Regulierung in der EU die Profitabilität mittelfristig ausbremsen.
Meta: Stark im Geschäft, schwach in der Bilanz
Meta verzeichnete mit einem Umsatzplus von 26 Prozent auf 51,2 Milliarden Dollar das kräftigste Wachstum unter den drei Konzernen. Operativ lief es glänzend – bis ein einmaliger Steueraufwand von 15,9 Milliarden Dollar die Bilanz verhagelte. Der ausgewiesene Nettogewinn fiel dadurch um 83 Prozent auf nur noch 2,7 Milliarden Dollar. Ohne diesen Effekt läge der Gewinn bei rund 18,6 Milliarden Dollar.
CEO Mark Zuckerberg bleibt optimistisch: Meta wolle „aggressiv“ in KI-Infrastruktur investieren. Doch die hohen CapEx-Pläne – 70 bis 72 Milliarden Dollar – und die Warnungen vor steigenden Kosten im kommenden Jahr nähren Zweifel, ob das Unternehmen die Balance zwischen Wachstum und Effizienz halten kann. Hinzu kommen regulatorische Risiken, insbesondere in der EU, wo Datenschutzauflagen das Werbegeschäft beeinträchtigen könnten.
Fazit:
Die Quartalsberichte zeigen ein klares Muster: Wachstum gibt es nur zum Preis massiver Investitionen. Microsoft bleibt der verlässlichste Ertragslieferant, Alphabet der vielseitigste Innovator, Meta der spekulativste Wachstumswert. Für konservative Anleger gilt: Wer Stabilität sucht, bleibt bei Microsoft. Wer an die Breite der AI-Ökonomie glaubt, findet sie bei Alphabet. Meta hingegen bleibt ein Wagnis mit hohen Renditechancen – aber ebenso hohem Risiko.
1. Microsoft Corporation (MSFT)
Kernaussagen:
- Umsatz: 77,7 Mrd. USD (+18 % YoY; +17 % k. W.)
- Operativer Gewinn: 38,0 Mrd. USD (+24 %)
- Nettogewinn (GAAP): 27,7 Mrd. USD (+12 %)
- EPS (GAAP): 3,72 USD, (Non-GAAP: 4,13 USD / +23 %)
- Microsoft Cloud-Umsatz: 49,1 Mrd. USD, +26 %
- Azure-Wachstum: +40 %, stärkster Segmenttreiber
- Commercial RPO (Vertragsvolumen): +51 % → 392 Mrd. USD
Kritische Bewertung:
Microsoft überzeugt operativ erneut, vor allem durch das Cloud- und AI-Geschäft. Die Bereinigung der OpenAI-Beteiligung zeigt, dass diese stark auf das Nettoergebnis drückt (–3,1 Mrd. USD). Die hohe CapEx-Dynamik für AI-Infrastruktur bleibt jedoch ein strukturelles Risiko, das künftige Margen belasten kann.
Fazit: Fundamentale Stärke, aber Wachstumsinvestitionen sind teuer erkauft; Margendruck bleibt das zentrale Thema für 2026.
2. Alphabet Inc. (GOOGL)
Kernaussagen:
- Umsatz: 102,3 Mrd. USD (+16 % YoY)
- Operativer Gewinn: 31,2 Mrd. USD (+9 %), bereinigt um EU-Bußgeld (+22 %)
- EU-Wettbewerbsstrafe: 3,5 Mrd. USD, drückt Marge von 33,9 % auf 30,5 %
- Nettogewinn: 34,98 Mrd. USD (+33 %), EPS = 2,87 USD (+35 %)
- Cloud-Umsatz: 15,2 Mrd. USD (+34 %)
- Starke Zuwächse bei YouTube-Ads (+15 %) und Subscriptions (+21 %)
- Free Cashflow (TTM): ~ 73,5 Mrd. USD
Kritische Bewertung:
Alphabet präsentiert ein außergewöhnlich breites Wachstum über alle Segmente. Der operative „Blowout“ wird nur durch die EC-Strafe gedämpft. Besonders positiv ist die Cloud-Profitabilität (Operating Income +84 %). Allerdings steigen CapEx-Pläne (91–93 Mrd. USD) deutlich, was auf massive AI-Investitionen hinweist.
Fazit: Alphabet liefert exzellente Zahlen und stärkt seine Position als AI-Plattform; dennoch droht Überhitzung durch hohe Investitionen und regulatorische Risiken in der EU.
3. Meta Platforms Inc. (META)
Kernaussagen:
- Umsatz: 51,24 Mrd. USD (+26 %)
- Operativer Gewinn: 20,5 Mrd. USD (+18 %)
- Nettoergebnis (GAAP): 2,71 Mrd. USD, –83 % YoY
- Grund: einmaliger, nicht-zahlungswirksamer Steueraufwand von 15,93 Mrd. USD
→ ohne diesen Effekt: EPS = 7,25 USD statt 1,05 USD - Free Cashflow: 10,6 Mrd. USD, operative CF = 30 Mrd. USD
- CapEx 2025: 70–72 Mrd. USD (+ vs. 66–72 Mrd. vorher)
- Prognose: Q4 Umsatz 56–59 Mrd. USD; CapEx und Opex steigen 2026 deutlich
- Regulierung: Meta warnt explizit vor EU-Einschränkungen (z. B. LPA-Anzeigenmodell)
Kritische Bewertung:
Meta wächst im Kerngeschäft Werbung und Engagement stark, aber das AI-Investment-Narrativ geht zulasten der Margen. Der einmalige Steuereffekt verschleiert den operativ guten Quartalsverlauf. Zugleich droht ein massiver Anstieg der Infrastruktur- und Cloud-Kosten.
Fazit: Fundamentale Dynamik vorhanden, aber steigende Ausgaben und regulatorische Unsicherheit (EU/USA) mindern das Vertrauen in die künftige Gewinnstabilität.
Gesamtbewertung (vergleichend)
| Kennzahl (Q3 2025 / Q1 FY26) | Microsoft | Alphabet | Meta |
|---|---|---|---|
| Umsatzwachstum YoY | +18 % | +16 % | +26 % |
| Operative Marge | ~49 % | 30,5 % (33,9 % ex-fine) | 40 % |
| Nettogewinn YoY | +12 % (GAAP) | +33 % | –83 % (GAAP, +19 % ex Steuer) |
| Haupttreiber | Azure (+40 %) | Cloud (+34 %) | Ads (+14 %), AI Hardware |
| Hauptbelastung | OpenAI-Investment | EU-Bußgeld | Einmaliger Steueraufwand |
| Ausblick | Steigende AI-Investitionen | Hohe CapEx (> 90 Mrd.) | Starker Ausgabenanstieg 2026 |
Schlussfolgerung:
- Microsoft bleibt der strukturell profitabelste Player mit höchster operativer Disziplin, aber Investitionen in AI-Infrastruktur werden zum Belastungstest für Margen.
- Alphabet zeigt die breiteste Wachstumspalette und übertrifft Erwartungen deutlich – regulatorische und CapEx-Risiken sind jedoch nicht trivial.
- Meta wächst am schnellsten im Umsatz, doch die Kombination aus Steuer-Sondereffekt und massiv steigenden Kosten könnte das Vertrauen der Anleger kurzfristig dämpfen.
