Technische Analyse DAX: Deutliche Korrektur und steigende Nervosität

Datum: 13. Juni 2025
Schlusskurs (Xetra): 23.516,23 Punkte (-1,07 %)

Der deutsche Leitindex DAX musste am Freitag einen deutlichen Kursrückgang hinnehmen und schloss mit einem Minus von 1,07 % bei 23.516,23 Punkten. Die Verkaufsdynamik der letzten Tage hat sich damit beschleunigt, begleitet von einem sprunghaften Anstieg der Volatilität, was auf erhöhte Unsicherheit unter den Marktteilnehmern hindeutet.

1. Übersicht Kursstand und Bollinger-Bänder

Der DAX hat den Handelstag mit einer langen roten Kerze abgeschlossen und dabei wichtige kurzfristige Marken durchbrochen. Der Kurs notiert nun deutlich unter dem mittleren Bollinger-Band (SMA 20), das bei 24.013,53 Punkten liegt. Dies ist ein klares kurzfristiges Schwächesignal. Der Index nähert sich dem unteren Bollinger-Band bei 23.608,93 Punkten, welches er im Tagesverlauf bereits unterschritten hat (Tagestief bei 23.360,16). Ein Schlusskurs nahe dem unteren Band signalisiert starken Verkaufsdruck und eröffnet weiteres Abwärtspotenzial.

2. Trendanalyse mit gleitenden Durchschnitten (SMA)

Die gleitenden Durchschnitte zeichnen ein gemischtes, aber tendenziell eingetrübtes Bild:

  • 2.1 SMA 20: Der Kurs ist signifikant unter den 20-Tage-Durchschnitt gefallen. Dieser fungiert nun als erster wichtiger Widerstand bei ca. 24.013 Punkten. Der kurzfristige Trend ist damit eindeutig abwärts gerichtet.
  • 2.2 SMA 50: Der mittelfristige 50-Tage-Durchschnitt bei 22.860,49 Punkten ist noch ein gutes Stück entfernt. Er stellt die nächste wichtige Unterstützungszone dar. Solange der DAX über dieser Marke notiert, ist der mittelfristige Aufwärtstrend formal noch intakt, aber gefährdet.
  • 2.3 SMA 100 und SMA 200: Der langfristige Aufwärtstrend ist weiterhin ungefährdet. Der Kurs notiert komfortabel über dem SMA 100 (22.622,61) und dem SMA 200 (21.053,45). Die „goldene“ Reihenfolge (Kurs > SMA 20 > SMA 50 > SMA 100 > SMA 200), die lange Zeit einen gesunden Aufwärtstrend anzeigte, wurde nun auf kurzfristiger Ebene durchbrochen.

3. Volumenanalyse

Das Handelsvolumen am heutigen Freitag war mit 72,5 Mio. Aktien (laut Chart, 73,19 Mio. laut Daten) signifikant höher als an den vorangegangenen Handelstagen (ca. 58-63 Mio.). Ein steigendes Volumen bei fallenden Kursen ist ein bärisches Zeichen. Es bestätigt den Verkaufsdruck und verleiht der Abwärtsbewegung mehr Gewicht.

4. Indikatorenübersicht

Die Indikatoren deuten auf eine starke kurzfristige Abwärtsdynamik hin, zeigen aber gleichzeitig extrem überverkaufte Zustände.

  • 4.1 Momentum- und Trendindikatoren:
    • RSI (14): Mit einem Wert von 45,37 ist der RSI in den neutralen bis bärischen Bereich unter 50 gefallen. Er zeigt abnehmendes Momentum, ist aber noch von überverkauften Zonen entfernt.
    • MACD: Der MACD hat ein klares Verkaufssignal generiert. Die MACD-Linie (197,49) liegt unter der Signallinie (320,61), und das Histogramm ist mit -123,12 deutlich negativ.
    • ADX (14): Der ADX notiert mit 14,30 auf einem sehr niedrigen Niveau. Dies deutet darauf hin, dass der Markt trotz des jüngsten Kursrutsches noch keinen starken, gerichteten Trend ausgebildet hat. Allerdings liegt der Minus-DI (32,21) klar über dem Plus-DI (20,79), was die Dominanz der Bären im aktuellen Umfeld bestätigt.
  • 4.2 Overbought/Oversold-Indikatoren:
    • Stochastik %K: Mit 13,94 ist der Indikator tief in der überverkauften Zone (< 20).
    • CCI (14): Der Wert von -239,76 signalisiert einen extrem überverkauften Zustand.
    • Williams %R: Bestätigt mit -86,06 ebenfalls eine stark überverkaufte Marktlage.
  • 4.3 Weitere Indikatoren:
    • VDAX-NEW: Der Volatilitätsindex ist um +9,83 % auf 23,35 Punkte angesprungen. Dieser „Angstindikator“ zeigt eine stark gestiegene Nervosität und Erwartung schwankungsreicherer Tage, was typischerweise mit fallenden Märkten einhergeht.

5. Interpretation und kritische Würdigung

Die technische Lage des DAX hat sich deutlich eingetrübt. Der kurzfristige Trend ist gebrochen, untermauert durch negative Signale von MACD, RSI und dem hohen Volumen. Die Bären haben klar die Kontrolle übernommen.

Gleichzeitig senden zahlreiche Oszillatoren (Stochastik, CCI, Williams %R) extreme überverkaufte Signale. Dies ist eine Warnung an die Verkäufer, dass die Abwärtsbewegung überdehnt sein könnte und die Wahrscheinlichkeit einer kurzfristigen technischen Gegenbewegung (Bärenmarktrallye) oder zumindest einer Konsolidierung deutlich gestiegen ist. Der schwache ADX-Wert unterstützt die These, dass wir uns eher in einer scharfen Korrektur innerhalb einer Seitwärtsrange befinden als am Anfang eines neuen, starken Bärenmarktes.

6. Signale und Handlungsempfehlung

  • 6.1 Unterstützungs- und Widerstandsniveaus:
    • Unterstützungen:
      1. 23.360 (Tagestief)
      2. 22.860 (SMA 50)
      3. 22.622 (SMA 100)
    • Widerstände:
      1. 23.609 (Unteres Bollinger-Band)
      2. 24.013 (SMA 20 / Mittleres Bollinger-Band)
      3. 24.418 (Oberes Bollinger-Band / Jüngste Hochs)
  • 6.2 Kaufsignal- und Verkaufswarnungen:
    • Verkaufssignale sind aktiv. Die aktuelle Lage favorisiert Short-Positionen.
    • Eine Kaufwarnung bzw. Warnung vor neuen Shorts ergibt sich aus den extrem überverkauften Indikatoren. Ein Einstieg auf der Long-Seite wäre hochspekulativ und rein antizyklisch. Dafür müssten klare Umkehrsignale auf dem Chart abgewartet werden (z. B. eine Hammerkerze am SMA 50).
  • 6.3 Risikomanagement und Stop-Loss:
    • Für Short-Positionen: Ein Stop-Loss sollte über dem Widerstand des SMA 20, also oberhalb von 24.050 Punkten, platziert werden. Ein erstes Kursziel liegt im Bereich des SMA 50 bei ca. 22.860 Punkten.
    • Für Long-Positionen: Aufgrund des hohen Risikos sind antizyklische Long-Trades aktuell nicht zu empfehlen. Wer es dennoch wagt, sollte einen engen Stop-Loss unter dem Tagestief bei 23.350 Punkten setzen.
    • Für langfristige Investoren: Der Bruch des SMA 20 ist ein erstes Warnsignal. Die entscheidenden Haltemarken sind der SMA 50 und der SMA 100. Ein Bruch dieser Niveaus würde das langfristig bullische Bild ernsthaft in Frage stellen.

Fazit: Der DAX befindet sich in einer scharfen kurzfristigen Korrektur. Obwohl der übergeordnete Aufwärtstrend noch intakt ist, dominieren die Bären. Die extreme, überverkaufte Lage könnte jedoch bald eine Gegenreaktion provozieren. Volatilität und Unsicherheit bleiben hoch.


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