Nach monatelangen Spannungen im transatlantischen Handel haben sich die Vereinigten Staaten unter Präsident Donald Trump und die Europäische Union unter Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf einen Kompromiss im Zollstreit geeinigt. Das Treffen, das in Trumps Golf-Resort im schottischen Turnberry stattfand, brachte eine Grundsatzvereinbarung hervor, die als diplomatischer Durchbruch gewertet wird.
Kern des Abkommens ist die Reduzierung der ursprünglich von Trump angedrohten 30-Prozent-Zölle auf die meisten EU-Importe auf nunmehr 15 Prozent. Besonders betroffen ist die Automobilindustrie. Dennoch bleiben die Zölle auf Stahl und Aluminium bei 50 Prozent bestehen – eine Maßnahme, die Trump als Teil einer globalen Strategie beibehält.
Im Gegenzug erklärte sich die EU bereit, amerikanische Energie im Wert von 750 Milliarden US-Dollar zu importieren und darüber hinaus 600 Milliarden US-Dollar in den USA zu investieren. Diese Zugeständnisse sollen offenbar nicht nur die Handelsbilanz der USA verbessern, sondern auch Trumps innenpolitisch motiviertes Vorhaben großer Steuersenkungen mitfinanzieren.
Der Deal kam vor dem Hintergrund erheblicher Sorgen über eine mögliche Eskalation des Handelskonflikts zustande. Ein Scheitern der Gespräche hätte laut Trump zu neuen Zöllen ab dem 1. August geführt. Die EU, die sich in einer geschwächten Verhandlungsposition befand – nicht zuletzt wegen ihrer militärischen Abhängigkeit von den USA –, wollte einen Handelskrieg unbedingt vermeiden. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte daher im Vorfeld für eine schnelle Lösung plädiert.
Obgleich der Kompromiss wirtschaftliche Belastungen insbesondere für die europäische Industrie mit sich bringt, wird die Vereinbarung von beiden Seiten öffentlich als Erfolg dargestellt. Trump lobte sie als „größten aller Deals“, während von der Leyen betonte, es sei ein harter, aber letztlich konstruktiver Prozess gewesen.
Kritische Einordnung:
Obgleich die Einigung kurzfristig eine Eskalation verhindert, bleibt fraglich, ob sie tatsächlich auf Augenhöhe zustande kam. Der ökonomische Preis für die EU ist hoch: Neben den weiterhin hohen Zöllen auf wichtige Exportgüter wurde eine strategisch bedenkliche wirtschaftliche Abhängigkeit von US-Energie verstärkt. Zudem stellt sich die Frage nach der Vereinbarkeit des Abkommens mit WTO-Regeln. Trumps Verhandlungsstil – fordernd, unilateral und mit geopolitischen Drohkulissen verbunden – verdeutlicht erneut die Erosion multilateraler Handelsnormen.
Die EU scheint dem Druck aus Washington weitgehend nachgegeben zu haben, was ihre Schwäche in globalstrategischen Fragen offenlegt. Das wiederkehrende Muster, geopolitische Unsicherheiten – wie die Bedrohung durch Russland – in wirtschaftspolitische Zugeständnisse zu verwandeln, offenbart eine tieferliegende Strukturkrise europäischer Handlungsfähigkeit.
Langfristig bleibt abzuwarten, ob dieser Deal wirklich zur Stabilisierung der transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen beiträgt oder lediglich ein weiteres Kapitel in einer asymmetrischen Partnerschaft markiert.