Die Entlassung von Lisa D. Cook aus dem Board of Governors der Federal Reserve durch Präsident Donald Trump am 25. August 2025 markiert einen beispiellosen Schritt in der jüngeren US-Wirtschaftsgeschichte. Offiziell stützt sich das Weiße Haus auf Artikel II der Verfassung sowie auf den Federal Reserve Act von 1913, der eine Absetzung „for cause“, also aus hinreichendem Grund, vorsieht. Als Begründung führt der Präsident den Vorwurf an, Cook habe falsche Angaben bei Hypothekendokumenten gemacht und damit ihre Vertrauenswürdigkeit als Finanzregulatorin verloren. Die Bundesregierung spricht gar von möglichem kriminellem Verhalten und grober Fahrlässigkeit.
Dieser Vorgang ist aus mehreren Gründen höchst bemerkenswert. Erstens gilt die Unabhängigkeit der Federal Reserve traditionell als eine der Säulen der amerikanischen Wirtschaftsordnung. Präsidenten haben bislang großen Respekt davor gezeigt, die Gouverneure des Fed-Boards vorzeitig zu entlassen. Der Eingriff wirft daher die Frage auf, ob hier ein Präzedenzfall geschaffen wird, der die institutionelle Balance zwischen Exekutive und Notenbank verschiebt. Sollte sich das Vorgehen als politisches Machtinstrument etablieren, stünde die geldpolitische Glaubwürdigkeit der USA langfristig auf dem Spiel.
Zweitens ist die juristische Dimension keineswegs eindeutig. Der Federal Reserve Act sieht zwar eine Absetzung aus wichtigem Grund vor, doch muss dieser „cause“ gerichtsfest sein. Bisherige Rechtskommentare legen nahe, dass es sich um gravierende Pflichtverletzungen handeln muss, nicht um bloße politische Unzufriedenheit. Es bleibt abzuwarten, ob Cook den Rechtsweg beschreiten wird – eine Klage könnte nicht nur ihre persönliche Reputation verteidigen, sondern auch klären, wie weit das Präsidentenamt in Fragen der Fed-Entlassungen tatsächlich reicht.
Drittens wirft der Fall ein Schlaglicht auf die politische Instrumentalisierung ökonomischer Institutionen. Donald Trump hat bereits in seiner ersten Amtszeit häufig Druck auf die Fed ausgeübt, um niedrigere Zinsen durchzusetzen. Mit der jetzigen Absetzung sendet er das Signal, dass er notfalls auch personell durchgreifen wird. Dies könnte kurzfristig seinen politischen Zielen nutzen – beispielsweise durch eine aggressivere Lockerung der Geldpolitik –, doch langfristig droht ein massiver Vertrauensverlust der Märkte in die Stabilität und Neutralität der amerikanischen Geldordnung.
Man kann festhalten: Der Schritt gegen Lisa D. Cook ist nicht nur ein persönliches Drama, sondern ein Angriff auf das Selbstverständnis der Federal Reserve als unabhängige Institution. Juristisch ist die Begründung zwar nicht völlig aus der Luft gegriffen, doch politisch riecht sie nach einem Versuch, die Kontrolle über die Notenbank zu stärken. Entscheidend wird sein, ob Gerichte oder der Kongress diesen Präzedenzfall akzeptieren – oder ob sich Widerstand gegen ein solch machtpolitisches Vorgehen formiert.