Die Spannungen zwischen Präsident Donald Trump und dem Vorsitzenden der US-Notenbank, Jerome Powell, haben erneut zugenommen. Trump kritisierte Powell scharf und bezeichnete ihn als „politisch motiviert“ und „dumm“, während er aggressive Zinssenkungen forderte. Am Mittwoch forderte Trump eine Senkung der Leitzinsen um 2,5 Prozentpunkte, da die aktuellen Zinssätze von 4,25 bis 4,5 Prozent die Kreditkosten der Regierung unnötig erhöhten. Er argumentierte, die Wirtschaft laufe gut, könnte aber durch niedrigere Zinsen noch stärker wachsen. Zusätzlich schlug Trump eine kurzfristige Schuldenstrategie vor: „Ich werde sehr kurzfristig vorgehen, sechs bis acht Monate, bis dieser Typ weg ist, die Zinsen senken und dann langfristig binden.“ Er betonte, dass die Nachfrage nach US-Staatsanleihen hoch sei, da das Land wirtschaftlich gut dastehe.
Trump warf Powell vor, aus persönlicher Abneigung zu handeln, und behauptete, seine früheren Kritiken an der Fed seien stets richtig gewesen. Er verteidigte zudem seine Zollpolitik, die laut ihm 88 Milliarden Dollar einbrachte, ohne die Inflation zu befeuern. Gleichzeitig kritisierte er die Wiedervernennung Powells durch Präsident Biden und dessen ursprüngliche Empfehlung durch den ehemaligen Finanzminister Steve Mnuchin.
Im Kontrast dazu sorgten die jüngsten Prognosen der Federal Reserve für Überraschung. Die Fed beließ die Leitzinsen unverändert und signalisierte, dass Zinssenkungen erst in der zweiten Jahreshälfte 2025 möglich seien. Die aktualisierten Wirtschaftsprognosen zeigen jedoch wachsende Sorge vor einer anhaltenden Inflation. Die Fed erwartet, dass die Inflation (gemessen am PCE-Index) Ende 2025 auf 3,0 Prozent steigt, während die Kerninflation (ohne Nahrung und Energie) 3,1 Prozent erreichen könnte – deutlich höher als die März-Prognosen von 2,7 bzw. 2,8 Prozent. Powell betonte, dass die erwartete Preissteigerung vor allem durch Trumps neue Zollpolitik verursacht werde, die die Preise in die Höhe treiben könnte.
Die Fed steht vor einem Dilemma: Einerseits will sie die Inflation kontrollieren, andererseits das Wirtschaftswachstum nicht gefährden. Die Arbeitslosenquote soll laut Prognose von derzeit 4,2 auf 4,5 Prozent steigen, während das Wachstum schwächelt. Innerhalb der Fed gibt es Uneinigkeit: Zehn Mitglieder erwarten 2025 mindestens zwei Zinssenkungen, sieben hingegen gar keine. Langfristig prognostiziert die Fed höhere Zinsen – 3,6 Prozent 2026 und 3,4 Prozent 2027 –, was auf eine restriktive Geldpolitik hindeutet.
Trotz der moderaten Inflationsdaten der letzten Monate – die PCE-Inflation liegt bei 1,5 Prozent, die Kerninflation bei 2,0 Prozent – bleibt die Fed vorsichtig. Erfahrungen der letzten Jahre, in denen die Inflation zeitweise stark anstieg, haben die Sensibilität für Preisdruck erhöht. Zudem sehen viele Fed-Mitglieder in Trumps Zöllen ein Inflationsrisiko, obwohl Daten aus seiner ersten Amtszeit dies nicht eindeutig belegen.
Der Streit zwischen Trump und Powell zeigt die unterschiedlichen Prioritäten: Während Trump auf Wachstum und niedrige Kreditkosten setzt, priorisiert die Fed die Inflationsbekämpfung. Für Märkte und Verbraucher bleibt die Botschaft klar: Eine Rückkehr zu niedrigen Zinsen ist vorerst nicht in Sicht.