Am 6. Juni 2025 hat Präsident Donald Trump mit drei Executive Orders einen breiten industrie- und sicherheitspolitischen Vorstoß gestartet, der den Vereinigten Staaten binnen weniger Jahre den Anschluss an die global führende Drohnen- und eVTOL-Industrie sichern soll. Die Maßnahmen zielen darauf, amerikanische Hersteller durch schnellere Zulassungsverfahren, eine engere Verzahnung von Zivil- und Militärprogrammen sowie neue Exportanreize zu stärken und zugleich ausländische – vor allem chinesische – Konkurrenz aus sicherheitskritischen Segmenten herauszuhalten.
1. „Unleashing American Drone Dominance“ – Regulierung als Wachstumsmotor
Kernstück der Offensive ist der Erlass „Unleashing American Drone Dominance“. Er verpflichtet die Flugaufsicht FAA, binnen dreißig Tagen einen Entwurf für Routineflüge Beyond Visual Line of Sight (BVLOS) vorzulegen und innerhalb von 240 Tagen in Kraft zu setzen. Gleichzeitig ordnet er die Aktualisierung der nationalen Integrations-Roadmap und den Einsatz von KI-Tools an, um Genehmigungsverfahren massiv zu beschleunigen.
Ein neu aufgelegtes eVTOL Integration Pilot Program (eIPP) soll mindestens fünf kommunal-private Testfelder starten, die schon neunzig Tage nach Zuschlag den Flugbetrieb aufnehmen. Das Programm ist mit verbindlichen Zeitplänen bis 2026 unterlegt und zwingt die FAA, regulatorische Lücken systematisch zu schließen.
2. „Restoring American Airspace Sovereignty“ – Sicherheit vor Geschwindigkeit
Der zweite Erlass adressiert die wachsende Sorge vor Spionage- und Sabotagerisiken: Er schafft eine Task-Force unter Vorsitz des Nationalen Sicherheitsberaters, verpflichtet die FAA zur Echtzeit-Freigabe sensibler Remote-ID-Daten an Sicherheitsbehörden und fordert offene NOTAM- und TFR-Datenformate für Drohnen-Geofencing. Zugleich sollen Bundesmittel für Counter-UAS-Technik künftig auch Kommunen offenstehen.
3. „Leading the World in Supersonic Flight“ – Nebenschauplatz mit Symbolkraft
Das dritte Dekret hebt das seit 1973 geltende Verbot von Überschallflügen über Land auf und weist die FAA an, bis Dezember 2025 Übergangslärmgrenzen zu definieren. Obwohl Supersonic-Themen für Drohnen und eVTOL nur peripher relevant sind, unterstreicht der Präsident damit sein industriepolitisches Credo: Luftraumregeln dürfen technologischem Fortschritt nicht länger im Weg stehen.
4. Industrie- und Handelsstrategie – Von der Fabrikhalle bis zur Exportfinanzierung
Alle Ressorts müssen künftig US-Produkte bevorzugen; das Handelsministerium soll binnen neunzig Tagen Exportkontrollen so anpassen, dass „vertrauenswürdige“ Drohnen zügig an Partnerstaaten geliefert werden können. Parallel entsteht eine Covered Foreign Entity List, die Bauteile chinesischer Herkunft aus sicherheitsrelevanten Lieferketten ausschließt.
5. Reaktionen aus Wirtschaft und Politik
US-Hersteller wie Archer Aviation, Joby Aviation, Vertical Aerospace und Blade Air Mobility begrüßten die Initiative und kündigten an, sich auf Pilotprogramme zu bewerben. Branchenverbände loben vor allem die Verbindlichkeit der BVLOS-Fristen, warnen jedoch vor einer möglichen Überforderung der FAA. Auch die Venture-Capital-Szene – allen voran Persönlichkeiten aus dem Umfeld von Andreessen Horowitz – wertet die Kehrtwende als klares Signal, dass Washington wieder technologieoffen agiert.
6. Offene Baustellen und Kritik
• Regulatorische Realisierbarkeit: Die FAA erhält Aufgabenpakete, die in Umfang und Tempo beispiellos sind. Ohne zusätzliches Personal und Budget drohen Engpässe, die das ambitionierte BVLOS-Zieldatum Februar 2026 gefährden.
• Privatsphäre und Kommunalrecht: Die erzwungene Offenlegung von Remote-ID-Daten kollidiert möglicherweise mit Datenschutzgesetzen auf Bundesstaatsebene.
• Internationale Rückwirkungen: Partnerländer könnten US-Exportkriterien spiegeln und ihrerseits China ausschließen, was zu neuen Blockbildungen im Welthandel führt.
• Lokalpolitischer Widerstand: Erkrankungstransporte, Lieferdrohnen und Flugtaxis lösen Lärm- und Sicherheitsdebatten aus; Kommunen fordern Mitspracherechte über Flugkorridore.
7. Perspektive – Aufholjagd mit Risiko
Trump zementiert einen Paradigmenwechsel: Luftmobilität gilt nun als strategische Schlüsselindustrie, deren Förderung Staatsräson ist. Sollte die FAA die Vorgaben fristgerecht umsetzen, könnten die USA binnen fünf Jahren vom Regulierungs-Nachzügler zum Taktgeber aufsteigen. Scheitert die Behörde jedoch an Personal- oder Finanzmangel, droht eine Wiederholung des „5G-Desasters“, bei dem Verzögerungen den europäischen Vorsprung vergrößerten. Ob die Executive Orders also historischen Durchbruch oder bloß politisches Strohfeuer markieren, entscheidet sich in den kommenden zwölf Monaten – am Schreibtisch derjenigen, die nun Regeln schreiben müssen, damit Drohnen endlich fliegen dürfen.
Unternehmen, die profitieren könnten:
- Archer Aviation – ACHR (NYSE)
- Joby Aviation – JOBY (NYSE)
- Vertical Aerospace – EVTL (NYSE)
- Blade Air Mobility – BLDE (NASDAQ)