Die US-Wirtschaft steht erneut vor einem möglichen Abschwung, da ein bewährter Rezessionsindikator der Federal Reserve aufleuchtet: die invertierte Zinskurve. Am Mittwoch fiel die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe unter die der 3-monatigen Staatsanleihe. Historisch gesehen hat dieses Signal eine hohe Trefferquote für Rezessionen innerhalb von 12 bis 18 Monaten.
Obwohl dies nicht zwingend bedeutet, dass eine Rezession bevorsteht, wächst unter Investoren die Sorge, dass das erwartete Wirtschaftswachstum, insbesondere unter Präsident Donald Trump, ausbleiben könnte. Die New Yorker Fed berechnet regelmäßig die Wahrscheinlichkeit einer Rezession auf Basis dieser Zinskurve. Ende Januar lag diese Wahrscheinlichkeit noch bei 23 %, doch mit der jüngsten Veränderung dürfte dieser Wert steigen.
Die Inversion deutet darauf hin, dass Investoren mit einem wirtschaftlichen Abschwung rechnen und erwarten, dass die Federal Reserve die Zinsen senken wird. Ökonomen warnen jedoch davor, das Signal vorschnell als gesichert anzusehen. Während die Märkte üblicherweise die Differenz zwischen 10- und 2-jährigen Anleihen beobachten, bevorzugt die Fed den Vergleich mit der 3-monatigen Anleihe, da diese sensibler auf ihre Zinspolitik reagiert.
Die Entwicklung der Anleiherenditen ist auch politisch geprägt. Nach Trumps Wahlsieg im November 2024 stiegen die Renditen, da Investoren mit wachsendem Wirtschaftswachstum und möglichen Inflationsrisiken rechneten. Seit seiner Amtseinführung im Januar 2025 sind die Renditen jedoch gefallen – ein Zeichen für zunehmende Unsicherheit. Trumps handelspolitische Agenda, insbesondere Zölle, könnte die Inflation anheizen und das Wachstum dämpfen.
Die Unsicherheit zeigt sich auch in Verbraucherstimmungen und Markterwartungen. Der University of Michigan-Index misst die Inflationserwartungen auf dem höchsten Niveau seit 1995. Der Indikator des Conference Board für wirtschaftliche Erwartungen sank im Februar auf ein rezessionsnahes Niveau. Gleichzeitig bleiben fundamentale Wirtschaftsindikatoren wie der Arbeitsmarkt jedoch stabil.
Die Märkte erwarten nun Zinssenkungen von mindestens 0,5 Prozentpunkten durch die Fed im Laufe des Jahres, was als Zeichen für ein schwächeres Wachstum gewertet wird. Dennoch bleibt unklar, ob tatsächlich eine Rezession eintritt. Entscheidend wäre ein Einbruch des Arbeitsmarktes – bisher gibt es hierfür jedoch keine eindeutigen Anzeichen.