Die jüngsten US-Daten zeichnen ein widersprüchliches Bild: Auf den ersten Blick liefert das erste Drittel 2025 bemerkenswert gute Schlagzeilen – unter der Oberfläche jedoch zeigen sich deutliche Spannungen.
Inflation
Der Preisauftrieb hat weiter nachgelassen. Der von der Fed bevorzugte PCE-Index stieg im April nur um 0,1 % gegenüber dem Vormonat; die Jahresrate fiel auf 2,1 %, der Kernwert auf 2,5 %. Damit nähert sich die Teuerung zwar dem Zwei-Prozent-Ziel, liegt aber noch darüber. Die Bremswirkung kam vor allem von Gütern, während die Dienstleistungspreise weiter – wenn auch moderat – zulegten. Sinkende Energiepreise halfen.
Einkommen und Konsum
Die verfügbaren Einkommen zogen im April kräftig um 0,8 % an – der vierte deutliche Anstieg in Folge (Januar +0,6 %, Februar +0,7 %, März +0,5 %). Haupttreiber waren einmal mehr Transferzahlungen (+2,8 %). Lohn- und Gehaltskomponenten legten nur um 0,5 % zu, was in etwa dem Trendwachstum entspricht. Die Kauflust kühlte sich gleichwohl ab: Die Konsumausgaben erhöhten sich lediglich um 0,2 %, nachdem sich viele Haushalte im März vor Inkrafttreten neuer Importzölle eingedeckt hatten. Güterkäufe sanken um 0,1 %, Dienstleistungen blieben mit +0,4 % solide.
Außenhandel
Spektakulär fiel der Einbruch der Güterhandelsbilanz aus: Das Defizit halbierte sich von 162,3 Mrd. $ auf 87,6 Mrd. $ (-46 %). Ursache war jedoch keine Exportoffensive, sondern ein 19,8 %iger Absturz der Importe, ausgelöst durch die jüngste Zollrunde. Besonders stark brachen Konsumgüter (-32,3 %) und Vorleistungsgüter (-31,1 %) ein. Exporte legten zwar um 3,4 % zu, konnten den Ausfall aber nicht kompensieren. Damit verbessert sich zwar rechnerisch das BIP, gleichzeitig drohen Preisdruck und Engpässe in nachgelagerten Produktionsketten.
Unternehmensindikatoren
Die Stimmung in der Industrie bleibt schwach: Der Chicago-PMI fiel im Mai auf 40,5 Punkte – der 18. Kontraktionsmonat in Folge. Großhandelslager blieben im April unverändert, was auf Vorsicht bei der Vorratshaltung hindeutet. Gleichwohl stabilisierte sich das Verbrauchervertrauen nach der temporären Zollpause leicht auf 52,2 Punkte, bleibt jedoch auf dem Niveau von 2022-Tiefs.
Handelspolitik und Rechtslage
Die Regierung hält trotz eines vorläufig gestoppten Gerichtsurteils an den Zöllen fest und sucht laut Handelsberater Peter Navarro nach „alternativen Wegen“, sie im Zweifel rechtssicher zu verankern. Parallel liegen mehrere bilaterale Deals „kurz vor dem Abschluss“, doch bei den Gesprächen mit China herrscht laut Finanzminister Scott Bessent Stillstand – vermutlich müssen erst Präsident Trump und Parteichef Xi persönlich eingreifen.
Kritische Einordnung
Der Befund „Einkommen rauf, Inflation runter“ ist positiv, wirkt jedoch nur in Kombination glaubhaft, wenn die Realeinkommen steigen. Angesichts des Import-Schocks ist unklar, ob die Kaufkraftgewinne von Dauer sind oder mittelfristig von höheren Konsumgüterpreisen aufgefressen werden. Auch kann ein halbiertes Handelsdefizit kurzfristig das Wachstum stützen, signalisiert aber keinen strukturellen Exporterfolg. Die Abhängigkeit von Transfers lässt Zweifel an der breiten Einkommensdynamik aufkommen. Schließlich deutet der schwache PMI darauf hin, dass der Industriesektor bereits unter den neuen Zöllen leidet.
Fazit
Fürs Erste liefert das Jahr 2025 eine beachtliche Kombination aus fallender Inflation und steigenden Einkommen. Doch die massive Importschwäche, das schwache verarbeitende Gewerbe und die rechtlichen Unsicherheiten um die Zollpolitik legen nahe, dass die Wirtschaft auf einem schmalen Grat balanciert. Ob die „großartige Vier-Monats-Bilanz“ mehr ist als ein Schönwetter-Intermezzo, wird sich zeigen, sobald die Belastungen durch höhere Preise und mögliche Gegenmaßnahmen der Handelspartner voll durchschlagen.