Der Eurostat-Artikel mit dem Titel „United States: key consumer of EU automotive industry“ vom 16. Juli 2025 beleuchtet die Rolle der Vereinigten Staaten als bedeutendster außereuropäischer Abnehmer von Automobilprodukten der EU im Jahr 2023.
Im Einzelnen ergibt sich folgendes Bild:
Die europäische Automobilindustrie generierte 2023 einen inländischen Mehrwert von 91,6 Milliarden Euro durch Konsum außerhalb der EU – ein nominaler Anstieg um 74 % gegenüber 2010 und ein Plus von 7 % im Vergleich zu 2022. Die Vereinigten Staaten trugen mit 20 % den größten Anteil zum EU-internen Mehrwert bei und sind damit der wichtigste Einzelmarkt. China, dessen Anteil 2021 noch bei ebenfalls 20 % lag, fiel 2023 auf 16 % zurück, bleibt aber zweitwichtigster Markt. Das Vereinigte Königreich folgt mit einem Anteil von 15 % auf Rang drei.
Bemerkenswert ist die starke Zunahme des Werts aus dem chinesischen Markt – zwischen 2010 und 2023 stieg dieser um 211 % auf 14,8 Milliarden Euro. Gleichzeitig verzeichnete Russland im gleichen Zeitraum einen dramatischen Rückgang von 3,2 Milliarden auf nur noch 0,9 Milliarden Euro (-73 %).
Parallel dazu wurde auch der Mehrwert untersucht, der außerhalb der EU durch den Konsum europäischer Verbraucher in der ausländischen Automobilindustrie entstand. Dieser belief sich 2023 auf 34,4 Milliarden Euro – eine Steigerung um 130 % seit 2010. Führende Produktionsländer außerhalb der EU, die von europäischem Konsum profitierten, waren Japan (14 %), das Vereinigte Königreich und China (je 12 %).
Exemplarisch für starkes Wachstum außerhalb der EU sind Nordmazedonien (+5 322 %), Serbien (+713 %) und Mexiko (+567 %). Russland hingegen verlor auch hier deutlich an Bedeutung.
Kritische Einordnung:
Die Ergebnisse unterstreichen die hohe Abhängigkeit der europäischen Automobilindustrie von den Exportmärkten, allen voran den USA. Gleichzeitig verdeutlicht der Rückgang der chinesischen Nachfrage ein potenzielles Risiko angesichts geopolitischer Spannungen und wachsender protektionistischer Tendenzen. Ebenso offenbart der Rückgang der Bedeutung Russlands – sowohl als Markt wie auch als Produktionsstandort – die Auswirkungen politisch-wirtschaftlicher Isolierung. Der Aufstieg von Ländern wie Mexiko und Nordmazedonien im Wertschöpfungsnetzwerk der EU-Automobilbranche wirft zudem Fragen zur künftigen Produktionsverlagerung und Lieferkettenstruktur auf.
Die veröffentlichten Zahlen lassen sich daher nicht nur als wirtschaftliche Erfolgsgeschichte europäischer Exportstärke lesen, sondern sollten auch als Warnsignal verstanden werden: eine zu starke Abhängigkeit von einzelnen Drittstaaten macht die Branche krisenanfällig und politisch erpressbar. Eine strategische Diversifizierung der Absatz- wie Produktionsmärkte erscheint daher dringlich.