In den Vereinigten Staaten spitzt sich ein Thema zu, das in der öffentlichen Wahrnehmung oft unmittelbarer wirkt als jede abstrakte Wirtschaftszahl: der Preis an der Ladenkasse. Präsident Donald Trump hatte im Wahlkampf 2024 vollmundig versprochen, die Lebenshaltungskosten zu senken, insbesondere bei Lebensmitteln. Acht Monate nach seinem Amtsantritt jedoch zeigt sich: Die Erwartungen vieler Amerikaner bleiben unerfüllt. Zwar ist die Inflationsrate für Lebensmittel seit dem Höchststand von 9,4 Prozent im Jahr 2022 auf zuletzt 2,4 Prozent gesunken – doch das bedeutet keineswegs, dass die Preise fallen. Im Gegenteil: Produkte wie Eier, Rindfleisch, Orangensaft oder Kaffee sind erneut teurer geworden, nicht selten befeuert durch Wetterextreme, gestörte Lieferketten und neue Importzölle der Regierung. Diese treffen speziell importabhängige Waren und verschärfen die ohnehin angespannte Lage.
Eine Umfrage des Associated Press-NORC Center belegt den wachsenden Unmut: Mehr als die Hälfte der Befragten nennt die Lebensmittelpreise einen „großen“ Stressfaktor. Solche Werte sind ein Seismograph für das Verbrauchervertrauen, das in den letzten Monaten ins Wanken geraten ist. Wirtschaftlich brisant ist dabei weniger die nackte Teuerungsrate als die psychologische Wirkung. Der wöchentliche Kassenbon ist für Millionen Haushalte ein unmittelbarer Gradmesser der ökonomischen Realität – und prägt, weit stärker als Börsenindizes, die Einschätzung der Regierungspolitik.
Derweil passen Verbraucher ihr Verhalten an: Sie kaufen kleinere Packungsgrößen, greifen verstärkt zu Eigenmarken, setzen Rabattcoupons ein und streichen Genussartikel vom Einkaufszettel. Mehr Mahlzeiten werden wieder zu Hause zubereitet – ein Indiz für knappe Budgets. Für den Einzelhandel bedeutet das sinkende Absatzmengen bei margenstarken Produkten, wie Snack-Hersteller Mondelez bereits schmerzhaft feststellen musste. Handelsketten reagieren mit Preisaktionen und der Ausweitung günstigerer Eigenmarken, um die Kundenbindung zu retten.
Politisch birgt diese Entwicklung erhebliches Sprengpotenzial. Trumps Handels- und Zollpolitik mag auf den Schutz amerikanischer Produzenten zielen, doch kurzfristig erhöht sie die Kosten für importierte Konsumgüter – und damit die Lebenshaltungskosten. Sollte sich die konjunkturelle Abkühlung mit schwächeren Konsumausgaben und einem fragilen Arbeitsmarkt fortsetzen, könnte die Regierung zwischen den Zielen „America First“ und Kaufkraftsicherung zerrieben werden.
Hier offenbart sich ein altes Gesetz der Politik: Wirtschaftliche Versprechen, die im Portemonnaie nicht spürbar werden, kehren als politischer Bumerang zurück – und im Supermarkt schlägt er besonders schnell zu.