Im Mai 2025 erlebte das Vertrauen der amerikanischen Verbraucher in die wirtschaftliche Zukunft einen markanten Aufschwung – ein Signal, das sowohl Ökonomen als auch politische Entscheidungsträger mit Erleichterung aufgenommen haben. Nach monatelanger Unsicherheit, geprägt von eskalierenden Handelskonflikten und stagnierendem Konsumverhalten, stieg der vom Conference Board erhobene Consumer Confidence Index auf 98,0 Punkte, ein Plus von 12,3 Zählern gegenüber April und der größte monatliche Sprung seit über vier Jahren.
Rückkehr des Optimismus – getrieben von Handelspolitik
Im Zentrum der überraschenden Trendwende steht ein außenpolitischer Kraftakt: Die von Präsident Donald Trump angestoßene Deeskalation im Handelsstreit mit China und der Europäischen Union. Besonders die beidseitige Aussetzung von Zöllen im Rahmen eines 90-tägigen Waffenstillstands zwischen Washington und Peking wurde von Märkten und Konsumenten als positiv gewertet. Auch das Signal aus Brüssel, Handelsgespräche mit den USA zügig führen zu wollen, sorgte für zusätzliche Erleichterung.
„Die Trendwende war bereits vor dem Abkommen vom 12. Mai erkennbar, gewann danach aber deutlich an Dynamik“, erklärte Stephanie Guichard, leitende Ökonomin beim Conference Board. Ihre Analyse verweist auf einen breiten Stimmungsaufschwung, der sich quer durch Bevölkerungsschichten und politische Lager zog – mit überdurchschnittlich starken Zugewinnen bei republikanischen Haushalten.
Positive Signale auf breiter Front
Neben dem Gesamtindex legten auch die Subindikatoren kräftig zu. Die Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Lage (Present Situation Index) kletterte auf 135,9 Punkte, während die Erwartungen an die kommenden Monate – gemessen am Expectations Index – einen Sprung auf 72,8 Punkte machten. Auch die Erwartungshaltung an die Börse verbesserte sich spürbar: 44 % der Befragten rechnen mit steigenden Aktienkursen innerhalb des nächsten Jahres – ein Anstieg um 6,4 Prozentpunkte.
Zudem erwarten mehr Menschen eine Verbesserung am Arbeitsmarkt: 19,2 % rechnen mit mehr Jobs, ein deutlicher Anstieg gegenüber den 13,9 % im April. Die Zahl derer, die mit weniger Beschäftigung rechnen, sank im Gegenzug von 32,4 % auf 26,6 %.
Trügerische Erholung? Experten mahnen zur Vorsicht
Trotz der positiven Schlagzeilen bleibt die wirtschaftliche Lage fragil. Die Zollrücknahmen sind zeitlich begrenzt, und mehr als einhundert Handelsabkommen sind laut CNN bis Juli noch offen. Sollten diese Verhandlungen scheitern, drohen massive Rückschläge – nicht nur auf geopolitischer Ebene, sondern auch bei Verbraucherpreisen und Unternehmensinvestitionen. Schon jetzt rechnen Analysten mit einem erneuten Preisanstieg durch bestehende Zölle – ein Risiko, das die Konsumfreude dämpfen könnte.
„Die Euphorie ist verständlich, aber vermutlich nicht nachhaltig“, warnt Robert Frick, Ökonom bei der Navy Federal Credit Union. Besonders kritisch sei die Frage, ob die jüngste Belebung des Konsums – etwa bei Autokäufen – lediglich eine vorgezogene Nachfrage sei, um drohenden Strafzöllen zuvorzukommen. Die kommenden Monate dürften zeigen, ob sich daraus ein stabiler Aufwärtstrend oder ein Strohfeuer entwickelt.
Blick nach vorn – Unsicherheit bleibt das Leitmotiv
Für die US-Wirtschaft, deren Wachstum zu rund zwei Dritteln vom privaten Konsum abhängt, ist die jüngste Erholung ein Hoffnungsschimmer. Doch sie steht unter dem Vorbehalt politischer Entscheidungen. Die Märkte und die Notenbank blicken daher gespannt auf die Veröffentlichung der April-Zahlen zu Konsumausgaben und Inflation sowie auf die Entwicklungen im Vorfeld des Stichtags am 9. Juli – dem Datum, an dem die nächste Eskalationsstufe im Handelsstreit droht.
Fest steht: Das Verbrauchervertrauen ist zurück – vorerst. Ob es bleibt, entscheidet sich nicht in Umfragen, sondern an den Verhandlungstischen zwischen Washington, Peking und Brüssel. Und dort wird aktuell noch gepokert.