Die Vermögensbefragung 2023 der Deutschen Bundesbank analysiert detailliert die Vermögens-, Einkommens- und Verschuldungssituation privater Haushalte in Deutschland. Hier folgt eine ausführliche Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse:
Hauptbefunde
- Nettovermögen:
- Nominal stieg das durchschnittliche Nettovermögen pro Haushalt von 2021 bis 2023 um etwa 3 % auf rund 324 800 €.
- Inflationsbereinigt sank es hingegen auf 239 200 € (2021: 268 700 €).
- Der Median fiel inflationsbereinigt von 90 500 € auf 76 000 €.
- Vermögensungleichheit:
- Gini-Koeffizient nahezu konstant bei 72,4 %.
- Anteil der obersten 10 % am Nettovermögen: 54 %, leicht rückläufig.
- Das Verhältnis von Mittelwert zu Median stieg von 3,0 auf 3,1.
- Simulationen zeigen: Einbeziehung gesetzlicher Rentenansprüche senkt den Gini-Koeffizienten auf etwa 58 %.
Struktur des Vermögens
- Immobilien- und Unternehmensbesitz bleiben zentrale Treiber hohen Vermögens.
- Median-Nettovermögen:
- Immobilienbesitzer ohne Hypothek: 450 200 €.
- Mit Hypothek: 379 900 €.
- Mieterhaushalte: 18 300 €.
- Haushalte mit Unternehmensbeteiligung: durchschnittlich 1 Mio. € Vermögen (Median: 585 000 €).
Regionale und demografische Unterschiede
- West-Ost-Gefälle bleibt deutlich:
- Median im Osten: 35 900 € vs. 143 200 € im Westen.
- Süddeutsche Bundesländer: Höchstes durchschnittliches Vermögen.
- Alleinerziehende und Einpersonenhaushalte deutlich geringeres Vermögen.
- Ältere Referenzpersonen besitzen tendenziell mehr Vermögen.
Vermögensverteilung und Mobilität
- Große Stabilität in der Verteilung über die Zeit.
- Mobilität innerhalb der Vermögensverteilung vorhanden, besonders in mittleren Quintilen.
- Langfristig geringe Durchlässigkeit von unteren in obere Vermögensquintile.
Portfolio und Anlageverhalten
- Risikofreudigkeit leicht steigend:
- Aktienbesitz: 15 % → 18 %.
- Fondsbesitz: 21 % → 24 %.
- Rückgang bei Spar- und Girokontennutzung: 71 % → 67 %.
- Private Altersvorsorge verliert an Bedeutung: 42 % → 39 %.
Einfluss der Inflation
- Inflationsbereinigt gingen Vermögen über die gesamte Verteilung zurück.
- Nur 9 % der Haushalte haben geringes Inflationsrisiko.
- 76 % der Haushalte besitzen positive Netto-Nominalpositionen, sind also anfällig für Inflation.
Verschuldung
- Anteil verschuldeter Haushalte sank leicht auf 39 % (2021: 41 %).
- Unbesicherte Kredite gingen zurück (26 % → 23 %).
- Schuldendienstquote (Zins und Tilgung im Verhältnis zum Einkommen) stabil bei 18 %.
- Hohe Schulden bei vermögenden Haushalten korrelieren mit höheren Sicherheiten (v. a. Immobilien).
Sparen
- 83 % der Haushalte gaben an, wenigstens gelegentlich zu sparen.
- Hauptmotive: Notfälle, größere Anschaffungen, Altersvorsorge.
- Altersvorsorge als Sparmotiv leicht rückläufig (20 % in 2023 vs. 22 % in 2021).
Fazit und Ausblick
- Die Vermögensverteilung bleibt stabil, mit weiterhin hoher Ungleichheit im europäischen Vergleich.
- Trotz Corona-Pandemie, Inflation und Zinsschocks zeigen sich geringe strukturelle Veränderungen.
- Die nächste Befragung ist für 2026 geplant.
- Für ein vollständigeres Bild wären gesetzliche Rentenansprüche systematisch zu berücksichtigen, da sie die Ungleichheit deutlich relativieren.