Der „EY Global Wealth Research Report 2025“ analysiert das Verhalten, die Bedürfnisse und Erwartungen vermögender Privatkunden weltweit. Die Studie basiert auf einer Befragung von rund 3 600 HNW-, VHNW- und UHNW-Kunden in 30 Märkten. Im Folgenden eine ausführliche Zusammenfassung der zentralen Erkenntnisse:
1. Kundenzufriedenheit und -vertrauen
- Hohe Zufriedenheit: Die Mehrheit der Kunden ist mit den Leistungen ihres Vermögensverwalters zufrieden – besonders bei Investment-Performance, Produktzugang und digitaler Infrastruktur.
- Aber: Zufriedenheit garantiert keine Loyalität. 29 % der Kunden planen, in den kommenden drei Jahren ihren Hauptanbieter zu wechseln.
- Komplexität & Unsicherheit: 45 % empfinden Finanzplanung heute als komplexer. Viele fühlen sich unzureichend vorbereitet für Inflation, Volatilität und politische Unsicherheiten.
- Gebühren und Misstrauen: Feste Gebühren sind erstmals das bevorzugte Preismodell. Dennoch äußern 49 % Sorge über versteckte Kosten.
2. Kundenverhalten
- Steigende Eigeninitiative: Kunden agieren proaktiver, nehmen mehr Beratungstermine wahr und wollen stärker in Entscheidungen eingebunden werden.
- Multibanking auf dem Vormarsch: Im Schnitt nutzen Kunden 2,3 Anbieter. Besonders junge und vermögendere Kunden fragmentieren ihre Investments über mehrere Plattformen.
- Boomer als Konsolidierungschance: Ältere, vermögende Kunden bevorzugen weniger Anbieter und sind offen für Konsolidierung – eine Wachstumschance für Anbieter mit gezielter Ansprache.
- Wechselbereitschaft: Viele Kunden planen signifikante Umschichtungen. 45 % wollen 25–50 % ihrer Assets verlagern, 17 % sogar über 50 %.
3. Produkt- und Servicepräferenzen
- Diversität gefragt: Neben klassischen Investments interessieren sich über 50 % der Kunden für alternative Anlagen (z. B. Private Equity, Immobilien). Hier besteht hoher Beratungsbedarf.
- Services mit Mehrwert: Nur 42 % sind vollständig zufrieden mit dem Serviceangebot. Gefragt sind Zusatzleistungen wie Steuerberatung, Gesundheitsvorsorge und Nachfolgeplanung.
- Next-Gen-Bedarf: Jüngere Kunden erwarten individualisierte, digitale Services, darunter auch zu Themen wie ESG, Philanthropie und Krypto-Assets.
4. Vermögensübertragung
- Unvorbereitet: Die Hälfte der Kunden fühlt sich nicht ausreichend vorbereitet für Erbschaftsprozesse. Besonders riskant: mangelnde Loyalität der Erben zum bestehenden Anbieter.
- Vertrauensaufbau entscheidend: Anbieter müssen frühzeitig mit Erben in Kontakt treten, Vertrauen aufbauen und generationsübergreifende Beratung anbieten.
5. Künstliche Intelligenz
- Hohe Erwartungen: 60 % der Kunden erwarten den Einsatz von KI in der Vermögensverwaltung. 43 % wären bereit, rein KI-gestützte Beratung zu akzeptieren – vor allem Millennials.
- Vertrauen ist zentral: Datenschutz und Transparenz sind entscheidend. 38 % vertrauen KI bereits so sehr wie menschlichen Beratern.
- Digital Assets im Fokus: Interesse an Krypto-Assets ist besonders bei jungen und reichen Kunden hoch, wird aber oft nicht aktiv vom Anbieter adressiert.
6. Strategische Empfehlungen
- Anbieter müssen:
- Datenintelligenz gezielter nutzen, um Kundensegmente differenziert zu bedienen.
- Pricing-Modelle überdenken, die Vertrauen stärken und gleichzeitig wirtschaftlich tragfähig sind.
- Beratungsqualität erhöhen, um Komplexität zu reduzieren und emotionale Bindung zu stärken.
- Technologieinvestitionen tätigen, ohne traditionelle Stärken wie persönliche Beziehungen zu vernachlässigen.
- NextGen-Kunden systematisch ansprechen und frühzeitig in die Betreuung integrieren.
Fazit
Die Vermögensverwaltung steht vor einem tiefgreifenden Wandel: Kunden werden informierter, anspruchsvoller und wechselbereiter. Wer Vertrauen gewinnt, klare Mehrwerte bietet und technologiegestützt individuelle Lösungen entwickelt, wird im Wettbewerb bestehen. Die größte Herausforderung: Das Spannungsfeld zwischen persönlicher Beratung und digitaler Skalierbarkeit strategisch aufzulösen.