Der Bundestag hat am Mittwoch, dem 9. Juli 2025, in erster Lesung den Haushaltsentwurf für das Bundesministerium der Verteidigung debattiert. Der sogenannte Einzelplan 14 des Bundeshaushalts 2025 sieht Gesamtausgaben in Höhe von 62,43 Milliarden Euro vor – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 51,95 Milliarden Euro des Vorjahres. Nicht enthalten ist dabei das Sondervermögen „Bundeswehr“, das zusätzlich 24,06 Milliarden Euro bereitstellt. Die Einnahmen des Ministeriums werden mit 1,6 Milliarden Euro veranschlagt, maßgeblich beeinflusst durch Rückzahlungen der BwBM GmbH im Zusammenhang mit Umstrukturierungen bei Bekleidungsbeschaffungen.
Zentrale Ausgabenschwerpunkte:
- Personalausgaben: Für Soldatinnen, Soldaten und ziviles Personal werden 23,89 Milliarden Euro eingeplant, was einem Zuwachs von 1,42 Milliarden Euro gegenüber 2024 entspricht.
- Kasernen und Unterbringung: Der Etat für Betrieb, Erhalt und Unterbringung steigt auf 9,76 Milliarden Euro – ebenfalls deutlich mehr als im Vorjahr (7,73 Mrd.).
- Kommandostrukturen und soziale Leistungen: Unter dem Titel „Kommandobehörden und Truppen“ summieren sich die Ausgaben auf 20,4 Milliarden Euro, davon allein 17,43 Milliarden Euro für Personal.
Beschaffung und Rüstung:
Besonders markant fällt der Sprung bei militärischen Beschaffungen aus: Ausgaben von 8,24 Milliarden Euro werden hier im regulären Haushalt vorgesehen, zusätzlich fließen 21,64 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Plus von rund 9,76 Milliarden Euro.
- Für Munition sind 3,05 Milliarden Euro eingeplant – ein dramatischer Anstieg gegenüber den 467 Millionen Euro im Vorjahr.
- Die Beschaffung von Radpanzern für mittlere Kräfte wird mit erstmalig 1,12 Milliarden Euro beziffert.
- Der Posten für Fluggeräte steigt auf 363,42 Millionen Euro, während der Ansatz für Marinegerät leicht auf 142,44 Millionen Euro zurückgeht.
Materialerhalt und Forschung:
- Für die Erhaltung von Material sieht der Etat 6,79 Milliarden Euro vor, davon allein 3,44 Milliarden Euro für Fluggeräte.
- Die Mittel für Wehrforschung, Entwicklung und Erprobung belaufen sich auf 1,19 Milliarden Euro.
- Der Bauetat der Bundeswehr wird auf 1,91 Milliarden Euro erhöht.
Kritische Würdigung:
Die massive Aufstockung des Verteidigungsetats markiert eine paradigmatische Verschiebung in der sicherheitspolitischen Prioritätensetzung der Bundesregierung. Der Verteidigungshaushalt nähert sich in seinem Umfang inzwischen dem Gesamtetat von Bundesministerien wie dem für Arbeit oder Gesundheit an – ein klares Signal der Priorisierung militärischer Fähigkeiten in Zeiten geopolitischer Unsicherheit.
Gleichzeitig werfen die Dimension und Geschwindigkeit der Mittelaufstockung Fragen nach Effizienz, Beschaffungsfähigkeit und langfristiger Finanzierbarkeit auf. Die Bundeswehr gilt trotz milliardenschwerer Sonderetats weiterhin als reform- und strukturbedürftig. Ohne eine tiefgreifende Modernisierung der Beschaffungsprozesse, ein effektives Controlling und ein strategisches Fähigkeitsmanagement könnten die neuen Milliarden versickern, ohne die Verteidigungsfähigkeit nachhaltig zu stärken.
Ein weiterer kritischer Punkt betrifft die Rolle des Sondervermögens. Dieses wird kreditfinanziert, unterliegt aber einer deutlich geringeren parlamentarischen Kontrolle. Damit entstehen haushaltspolitische Risiken und langfristige Belastungen für kommende Generationen. Hier wäre mehr Transparenz und Rechenschaft gegenüber dem Parlament geboten.
Insgesamt zeigt sich: Die finanzielle Ausstattung der Bundeswehr wird ausgebaut wie nie zuvor. Doch Geld allein wird nicht reichen, um die strukturellen Defizite der Truppe zu beheben. Eine umfassende Reform des Systems Bundeswehr ist überfällig – nicht nur auf dem Papier, sondern in gelebter Verwaltungspraxis und Führungsverantwortung.