Laut dem aktuellen Bericht von Henley & Partners verzeichnen Montenegro, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Malta in den letzten zehn Jahren das weltweit schnellste Wachstum an Millionärszahlen – mit Zuwächsen von bis zu 124 Prozent. Dieses Wachstum ist primär auf die gezielte Zuwanderung von Vermögenden zurückzuführen. Besonders in Malta und Montenegro spielen Programme zur Erlangung der Staatsbürgerschaft durch Investitionen eine zentrale Rolle. Unterstützt wird dieser Trend durch ein mildes Klima, landschaftliche Attraktivität sowie eine auf Luxus ausgerichtete Immobilien- und Dienstleistungswirtschaft, die gezielt auf die Bedürfnisse der Superreichen zugeschnitten ist. Die VAE, bereits seit längerem ein Magnet für Luxus-Tourismus und wohlhabende Expats, profitieren ebenfalls von einem steuerlich günstigen Umfeld.
Interessanterweise rangieren auch Polen, China und Indien unter den acht Ländern mit dem prozentual stärksten Zuwachs an Millionären – jedoch unabhängig von Zuwanderung. In diesen Ländern gründet sich das Wachstum vielmehr auf stabile wirtschaftliche Entwicklung, rasche Industrialisierung und zunehmende Modernisierung. Großflächige Investitionen, sowohl inländischer als auch internationaler Herkunft, haben die ökonomischen Grundlagen gestärkt und den Übergang zu einer Mittel- und Oberschichtgesellschaft beschleunigt.
Ein bemerkenswerter Widerspruch zeigt sich jedoch bei China und Indien: Trotz des starken relativen Wachstums zählen beide Länder weiterhin zu den Spitzenreitern in puncto Nettoabwanderung von Millionären. Lediglich das Vereinigte Königreich übertrifft sie im Jahr 2024 bei der Anzahl vermögender Auswanderer.
Kritische Betrachtung:
Die Beobachtung, dass das Millionärswachstum sowohl durch strukturelle Modernisierung als auch durch migrationspolitische Instrumente angetrieben wird, offenbart zwei divergierende Wege zur Konzentration von Vermögen: einerseits durch nachhaltiges, produktives Wachstum (wie in Polen, China, Indien), andererseits durch steuerliche Anreize und staatsbürgerliche Privilegierung (wie in Malta oder Montenegro). Letztere Praxis wirft ethische und politische Fragen auf – etwa nach der sozialen Kohärenz solcher Gesellschaften, in denen der Zugang zu Staatsbürgerschaft käuflich ist. Zugleich zeigt sich: Vermögensmigration ist kein eindimensionales Phänomen. Reiche Personen folgen nicht allein dem Kapitalertrag, sondern auch subjektiven Faktoren wie Lebensstil, Klima und politischem Klima. Das schafft geopolitische Spannungsfelder zwischen wirtschaftlichem Nutzen und gesellschaftlicher Verantwortung.
