Die Performance aktiv verwalteter Aktienfonds entspricht häufig nicht der Benchmark. Dies wirft die Frage auf, welche Faktoren hierfür verantwortlich sind.
Die Diskussion um aktiv versus passiv verwaltete Fonds beschäftigt die Finanzwelt seit Jahrzehnten. Während aktive Fonds durch professionelle Manager gesteuert werden, die versuchen, den Markt zu schlagen, setzen passive Fonds wie ETFs auf eine kostengünstige Nachbildung von Indizes. Doch eine Vielzahl an Studien zeigt: Die Mehrheit der aktiv verwalteten Aktienfonds scheitert daran, langfristig ihre Vergleichsindizes zu übertreffen. Dieser Artikel liefert eine detaillierte Analyse der Ursachen, stützt sich auf die neuesten Studien und beleuchtet, warum passive Anlagestrategien oft überlegen sind.
Die Datenlage: Ein klarer Nachteil für aktives Management
Langfristige Performance: Zahlen, die überzeugen
- Laut der SPIVA (S&P Indices Versus Active) Scorecard von S&P Dow Jones schaffen es über einen Zeitraum von 10 Jahren rund 80-90 % der aktiv gemanagten Fonds nicht, ihre Benchmarks zu schlagen. Besonders schlecht schneiden globale Fonds ab: Hier verfehlen über 98 % den Index.
- Das Morningstar Active/Passive Barometer bestätigt: In nahezu allen Anlageklassen und Märkten bleiben aktive Fonds hinter passiven zurück, insbesondere nach Berücksichtigung von Kosten.
- Auch neuere Studien von Scope Fund Analysis zeigen: Weniger als ein Viertel der aktiv verwalteten Fonds kann auf Dauer eine echte Überrendite erzielen.
Unterschiede zwischen Märkten
- In effizienten Märkten wie den USA oder Europa, wo Informationen schnell verarbeitet werden, ist es für Fondsmanager besonders schwierig, systematisch Vorteile zu generieren.
- In ineffizienten Märkten, wie Schwellenländern oder bei Small Caps, haben aktive Fonds hingegen eine leicht bessere Erfolgsquote. Doch auch hier scheitern langfristig etwa 70-80 % der Fonds an ihrer Benchmark.
Kurze Zeiträume und Ausreißer
- Über kurze Zeiträume (z. B. 1-3 Jahre) zeigen einige Fonds Outperformance. Doch diese ist oft auf Glück oder Marktphasen zurückzuführen und nicht nachhaltig. Die meisten Fonds fallen im langfristigen Vergleich zurück.
Die Kernprobleme aktiver Fonds
- Hohe Kosten als Renditekiller
Aktive Fonds verursachen höhere Verwaltungskosten als passive Fonds. Dazu gehören:
- Managementgebühren: Fondsmanager verlangen oft 1-2 % pro Jahr, unabhängig von ihrer Performance.
- Transaktionskosten: Häufige Umschichtungen im Portfolio führen zu zusätzlichen Kosten, die die Rendite belasten.
- Performance-Gebühren: Einige Fonds verlangen zusätzliche Gebühren bei Outperformance, die den Nettogewinn der Anleger weiter reduzieren.
Ein Beispiel: Wenn ein Fondsmanager eine Bruttorendite von 8 % erzielt, aber 2 % an Gebühren und Kosten anfallen, bleibt dem Anleger nur eine Nettorendite von 6 %. Passive ETFs kosten hingegen oft weniger als 0,2 % pro Jahr.
- Markteffizienz
Die Effizienzmarkthypothese (EMH) besagt, dass in liquiden Märkten alle verfügbaren Informationen bereits in den Aktienkursen enthalten sind. Das bedeutet:
- Arbitrage-Möglichkeiten sind selten und schwer vorherzusagen.
- Manager, die vermeintliche „unterbewertete Aktien“ identifizieren, konkurrieren mit Tausenden anderen, was ihren Vorteil eliminiert.
3. Menschliche Fehler und kognitive Verzerrungen
Selbst die erfahrensten Fondsmanager sind anfällig für psychologische Fallstricke:
- Herdentrieb: Viele Manager folgen Trends, um nicht zu stark von der Benchmark abzuweichen.
- Overconfidence: Übermäßiges Vertrauen in die eigene Einschätzung führt oft zu Fehlentscheidungen.
- Loss Aversion: Die Angst vor Verlusten kann dazu führen, dass Positionen zu früh verkauft oder schlechte Investments zu lange gehalten werden.
4. Fondsgröße und Skaleneffekte
- Große Fonds haben oft Schwierigkeiten, in kleinere, potenziell renditestarke Unternehmen zu investieren, da ihre Kapitalgröße größere Positionen erfordert, was den Handel beeinflusst.
- Je größer ein Fonds, desto stärker ist der Effekt der Markteinflussnahme, insbesondere in kleineren Märkten.
Die Illusion der Vergangenheit: Warum Outperformance schwer vorhersagbar ist
Ein häufiges Argument für aktive Fonds lautet: „Einige Fonds schlagen die Benchmark langfristig.“ Das mag stimmen, doch es gibt zwei zentrale Probleme:
- Vergangene Performance ist kein Indikator für zukünftige Ergebnisse.
Fonds, die in der Vergangenheit erfolgreich waren, fallen oft zurück, da sich Marktbedingungen ändern oder Erfolgsstrategien von der Konkurrenz kopiert werden. - Survivorship Bias
Viele Studien ignorieren Fonds, die eingestellt wurden, weil sie unterdurchschnittlich performten. Das führt zu einer verzerrten Darstellung der Überlebenden, die besser aussehen, als sie tatsächlich sind.
Passive Indexfonds: Eine überlegene Alternative
Passive Fonds wie ETFs haben sich als eine der besten Optionen für langfristige Anleger etabliert. Ihre Vorteile sind:
- Niedrige Kosten
Die Gebühren liegen oft unter 0,2 %, was den Nettogewinn erheblich steigert. - Breite Diversifikation
ETFs bilden ganze Indizes ab und minimieren das Risiko durch eine Vielzahl an Positionen. - Transparenz und Einfachheit
Anleger wissen genau, was sie kaufen, ohne auf die Entscheidungen eines Managers angewiesen zu sein. - Kein Manager-Risiko
Da ETFs keine aktiven Entscheidungen treffen, sind sie nicht von menschlichen Fehlern abhängig.
Gibt es einen Platz für aktives Management?
Ja, doch die Voraussetzungen sind anspruchsvoll:
- Hohe Active Share: Fonds mit einer hohen Abweichung zur Benchmark (Active Share > 60 %) haben größere Chancen auf Outperformance.
- Spezialmärkte: In ineffizienten Märkten wie Schwellenländern oder Nischenbranchen können aktive Manager Mehrwert schaffen.
- Langfristige Orientierung: Fonds, die sich auf langfristige Trends und fundamentale Werte konzentrieren, können in bestimmten Szenarien erfolgreich sein.
Doch selbst unter diesen Bedingungen bleiben die Chancen begrenzt, und die Kosten müssen sorgfältig abgewogen werden.
Fazit: Was Anleger wissen sollten
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 80-90 % der aktiv verwalteten Fonds schlagen ihre Benchmark nicht langfristig. Dies liegt an hohen Kosten, effizienten Märkten und menschlichen Fehlern. Passive Indexfonds sind daher für die Mehrheit der Anleger die sinnvollere Wahl, da sie niedrige Kosten, breite Diversifikation und langfristige Stabilität bieten.
Wer dennoch auf aktives Management setzt, sollte:
- Fonds mit hoher Active Share und niedrigen Kosten bevorzugen.
- Fondsmanager und Strategien sorgfältig analysieren.
- Sich der Risiken und Unsicherheiten bewusst sein.
Die Entscheidung zwischen aktiv und passiv sollte auf einer fundierten Analyse der individuellen Anlageziele und -möglichkeiten basieren. Langfristig bleiben jedoch ETFs für die meisten Anleger die klar überlegene Wahl.