Chancen, Risiken und Möglichkeiten für Privatanleger
Private Equity (PE) bezeichnet Kapitalbeteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen. Im Unterschied zu öffentlichen Aktienmärkten („Public Equity“) erfolgt der Handel dieser Unternehmensanteile nicht über Börsen, sondern im privaten Raum – oft mit erheblichen Einstiegshürden und langen Kapitalbindungsfristen.
Formen von Private Equity
Private Equity umfasst verschiedene Investmentstrategien:
- Buyouts: Übernahmen etablierter Unternehmen, meist stark fremdfinanziert (Leveraged Buyouts).
- Growth Capital: Beteiligungen an mittelgroßen, wachsenden Unternehmen.
- Venture Capital: Frühphasenfinanzierungen von Start-ups, insbesondere im Tech- oder Biotech-Sektor.
Private Equity deckt damit alle Branchen ab – von Technologie über Gesundheitswesen bis hin zu klassischen Industrien und Immobilien.
Zugang für Privatanleger
Historisch war Private Equity institutionellen Anlegern vorbehalten. Heute gibt es neue Wege auch für Privatanleger:
- Private-Equity-Plattformen (z. B. Moonfare, LIQID) ermöglichen Beteiligungen ab etwa 10.000–50.000 EUR.
- ELTIFs (European Long Term Investment Funds) eröffnen breiteren Zugang mit geringeren Mindestbeträgen und regulierten Strukturen.
- Private-Equity-ETFs investieren in börsennotierte Beteiligungsgesellschaften wie KKR oder Blackstone. Sie bieten Liquidität, aber spiegeln echte Private-Equity-Investments nur begrenzt wider.
Erwartbare Renditen – ein kritischer Blick
Der Mythos überlegener Private-Equity-Renditen hält sich hartnäckig. Die Realität sieht differenzierter aus:
- Studien zeigen, dass Private-Equity-Renditen im Durchschnitt nicht signifikant höher sind als die von gut ausgewählten Aktienportfolios – insbesondere Small-Cap-Indizes.
- Kostenbelastung von 3 % bis 5 % jährlich frisst oft potenzielle Mehrrenditen auf.
- Die Illiquidität von Private Equity (Kapitalbindung über 7–10 Jahre) müsste theoretisch mit einer Risikoprämie kompensiert werden – empirisch ist dies aber fraglich.
- Bewertungsprobleme und Volatilitätsglättung („Volatility Laundering“) verzerren die Wahrnehmung von Schwankungen – das tatsächliche Risiko ist höher, als es auf dem Papier erscheint.
Private Equity als Investment: Für wen sinnvoll?
Private Equity ist keine neue Anlageklasse, sondern eine alternative Organisationsform bestehender Unternehmensbeteiligungen. Ökonomisch bietet Private Equity keinen strukturellen Vorteil gegenüber Aktieninvestments an öffentlichen Märkten.
Für Privatanleger kann Private Equity dennoch attraktiv sein:
- Wer ein starkes Interesse an unternehmerischem Engagement hat oder gezielt einzelne Projekte unterstützen will, findet hier eine Plattform.
- Für vermögende, langfristig orientierte Anleger mit Zugang zu qualitativ hochwertigen Fonds kann Private Equity eine Ergänzung sein – jedoch keine Notwendigkeit.
Fazit
Private Equity ist kein heiliger Gral.
Wer investiert, sollte sich bewusst sein:
- Private Equity bringt höhere Kosten, größeres Risiko und geringere Transparenz als klassische Aktienanlagen.
- Eine klug strukturierte Mischung aus globalen Aktien – etwa durch breit gestreute ETFs – bleibt für die meisten Anleger die bessere und rationalere Wahl.
Private Equity bietet spannende Geschichten und eine gewisse emotionale Komponente – aber keinen garantierten Renditevorteil.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Zugang zu nicht börsennotierten Unternehmen und neuen Märkten | Hohes Risiko durch Intransparenz und illiquide Strukturen |
Potenzial für überdurchschnittliche Wertsteigerungen bei einzelnen Investments | Lange Kapitalbindung: typischerweise 7 bis 10 Jahre |
Möglichkeit zur unternehmerischen Beteiligung („Mitanlegergefühl“) | Sehr hohe Kostenstruktur: Verwaltungs- und Performancegebühren von 3 % bis 5 % jährlich |
Breitere Diversifikation in Zeiten sinkender Börsennotierungen in Industrieländern | Keine garantierten Mehrrenditen gegenüber börsennotierten Aktienportfolios |
Zugang zu Private-Equity-Fonds inzwischen auch über ELTIFs und Plattformen möglich | Bewertungsprobleme durch „Volatility Laundering“ (künstliche Schwankungsreduktion) |
Emotionale Komponente: direkte Unterstützung einzelner Unternehmen möglich | Erhöhte Komplexität und eingeschränkte Vergleichbarkeit der Performance |