Was sind ETFs?

1. Was sind ETFs?

Exchange Traded Funds (ETFs) sind börsengehandelte Investmentfonds, die einen Index – wie den DAX oder MSCI World – möglichst exakt nachbilden. Ziel ist es nicht, besser als der Markt abzuschneiden, sondern diesen möglichst kosteneffizient zu replizieren.

Hauptmerkmale:

  • Passives Fondsmanagement
  • Börsentäglicher Handel wie bei Aktien
  • Hohe Transparenz
  • Geringe Kosten (durchschnittlich ca. 0,34 % jährlich)

2. Geschichte und Entwicklung

Der erste ETF wurde 1990 in Kanada aufgelegt. 2000 wurden ETFs in Deutschland eingeführt. Heute gibt es allein auf Xetra über 2 000 handelbare ETFs. Deutschland ist nach den USA der zweitgrößte ETF-Markt der Welt.

3. Vorteile von ETFs

  • Kostenvorteil: Deutlich geringere Gebühren als bei aktiven Fonds. Keine Ausgabeaufschläge, geringe laufende Kosten.
  • Transparenz: Man weiß stets, worin investiert wird.
  • Diversifikation: Investition in ganze Märkte mit einem einzigen Produkt.
  • Liquidität: Börsentäglicher Kauf und Verkauf möglich.
  • Sondervermögen: Bei Insolvenz der Kapitalverwaltungsgesellschaft sind die Fondsanteile geschützt.

4. Konstruktionsweise

Replikationsmethoden:

  • Physische Replikation: Direkter Kauf der im Index enthaltenen Werte.
  • Optimierte physische Replikation: Auswahl der wichtigsten Titel bei komplexen Indizes.
  • Synthetische (Swap-basierte) Replikation: Nutzung von Tauschgeschäften mit Banken, um Indexperformance abzubilden.

Marktstruktur:

  • ETF-Emittenten (z. B. iShares, Xtrackers)
  • ETF-Manager (verantwortlich für die Abbildung des Index)
  • Market Maker (stellen Liquidität sicher)
  • Börsenhandel (z. B. über Xetra)

5. ETF-Namen verstehen

Ein ETF-Name enthält Informationen über:

  • Emittent (z. B. iShares, Xtrackers)
  • Index (z. B. MSCI World)
  • Replikationsmethode (Swap oder physisch)
  • Ertragsverwendung (thesaurierend = Acc, ausschüttend = Dis)
  • Währung (z. B. EUR, USD)
  • Domizil (DE, LU, IE)

6. Risiken

Allgemeine Risiken:

  • Marktrisiko
  • Wechselkursrisiko
  • Liquiditätsrisiken in Krisenzeiten

ETF-spezifische Risiken:

  • Tracking Error: Abweichung zur Indexperformance
  • Kontrahentenrisiko bei Swaps (begrenzt durch Regulierungen)
  • Risiken durch Wertpapierleihe

7. Strategien mit ETFs

ETFs ermöglichen:

  • Anlage in verschiedene Anlageklassen (Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Immobilien)
  • Branchen- oder Themeninvestments (z. B. ESG, KI, Gesundheit)
  • Nutzung von Faktor-ETFs, gehebelten oder Short-ETFs
  • Währungsgesicherte ETFs, um Wechselkursschwankungen zu minimieren

8. Nachhaltige ETFs

Ein wachsender Markt sind nachhaltige ETFs (ESG/SRI). Diese bilden Indizes ab, die nach Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien gewichtet sind. Auch hier ist Transparenz hoch – oft höher als bei aktiv verwalteten Nachhaltigkeitsfonds.

9. Vergleich: Aktiv vs. Passiv

KriteriumETFs (passiv)Aktive Fonds
ZielIndexabbildungOutperformance
Kostensehr niedrigoft 1–2,5 % p. a.
Transparenzhochniedriger
RisikoMarkt-, Währungsrisikozusätzlich Managementrisiko
Flexibilitäthohe Handelbarkeitteils eingeschränkt
VorteileEinfachheit, Kosten, TransparenzChance auf Outperformance, Krisenmanagement

Fazit: In effizienten Märkten (z. B. US-Aktien) sind ETFs oft überlegen. In Nischenmärkten (z. B. Schwellenländer) können aktive Fonds sinnvoller sein.

10. Kritische Einordnung

Obwohl ETFs oft als die bessere Wahl gelten, darf der Anleger nicht blind investieren. Auch ETFs haben Risiken und eignen sich nicht für jede Strategie. Die passive Nachbildung eines Index heißt auch, dass man jede Schwäche des Marktes mitträgt. Kritiker sprechen gar von „dummen Geld“, da ETF-Kapital ohne fundamentale Analyse investiert wird. Dennoch: Für langfristige, breit gestreute und kosteneffiziente Vermögensbildung sind ETFs ein bewährtes Mittel.

Für ETFs gibt es eine Reihe spezifischer Kennzahlen, die Anlegern helfen sollen, Produkte zu vergleichen, Risiken besser zu verstehen und die Performance einzuschätzen. Diese unterscheiden sich teilweise deutlich von denen, die bei Einzelaktien oder aktiv verwalteten Fonds üblich sind. Im Folgenden eine systematische Darstellung der wichtigsten ETF-Kennzahlen:

1. Gesamtkostenquote (TER – Total Expense Ratio)

Was ist das?
Die TER gibt alle laufenden jährlichen Kosten an, die dem Fondsvermögen entnommen werden, also Verwaltungsgebühren, Lizenzkosten, operative Kosten etc. – aber keine Transaktionskosten oder Handelskosten.

Typische Werte:

  • ETFs: 0,05 % – 0,5 % p. a.
  • Aktiv gemanagte Fonds: 1 % – 2,5 % p. a.

Bewertung:
Je niedriger, desto besser – allerdings ist eine niedrige TER nicht automatisch ein Qualitätsmerkmal, wenn z. B. der Tracking Error hoch ist.

2. Tracking Difference

Was ist das?
Sie misst die tatsächliche Abweichung zwischen der Wertentwicklung des ETFs und seines Vergleichsindex über einen bestimmten Zeitraum – nach Abzug aller Kosten.

Wichtig:
Tracking Difference ≠ Tracking Error!

Bewertung:
Eine geringe Differenz ist wünschenswert. Manche ETFs schneiden durch Wertpapierleiherträge oder optimiertes Management besser ab als ihr Index (positiver Unterschied).

3. Tracking Error

Was ist das?
Diese Kennzahl misst die Volatilität (Schwankungsbreite) der Abweichungen zwischen ETF und Referenzindex über einen Zeitraum. Je niedriger der Tracking Error, desto verlässlicher folgt der ETF seinem Index.

Typischer Wert:
0,1 % bis 1,0 % p. a.

Bewertung:
Ein niedriger Tracking Error spricht für hohe Replikationstreue. Er ist wichtig für institutionelle Anleger oder für Strategien, die hohe Präzision erfordern.

Replikationsmethode

Was ist das?
Keine klassische Kennzahl, aber ein entscheidendes Merkmal:

  • Physisch replizierend: direkte Nachbildung durch echte Aktien/Anleihen
  • Synthetisch (Swap-basiert): Nachbildung über Tauschgeschäfte mit Banken
  • Optimiert: nur die wichtigsten Titel eines Index werden gehalten

Bewertung:

  • Physisch: höhere Transparenz, oft bevorzugt bei ESG-Anlagen
  • Swap: besser bei schwer abbildbaren Indizes (z. B. Emerging Markets), aber mit Kontrahentenrisiko

Ausschüttungsrendite / Ertragsverwendung

Was ist das?
Gibt an, wie viel Prozent des ETF-Werts jährlich als Dividende ausgeschüttet werden (bei ausschüttenden ETFs).

Typische Kennzeichnungen:

  • Acc / C (Accumulating / Capitalizing): thesaurierend
  • Dis / D (Distributing): ausschüttend

Bewertung:
Wichtig für Einkommensorientierte Anleger*innen – in Kombination mit Steueraspekten relevant.

Fondsdomizil & Steuerstatus

Wichtige Kennzahlen und Begriffe:

  • UCITS / OGAW: Kennzeichnung EU-regulierter Fonds
  • Steuerstatus (nach InvStRefG): Viele ETFs mit Domizil in Irland sind steuerlich günstiger bei US-Dividenden

Fondsgröße / Fondsvolumen

Was ist das?
Das verwaltete Vermögen (Assets under Management, AUM) in Millionen oder Milliarden Euro.

Bewertung:
Ein großes Fondsvolumen (ab ca. 100 Mio. €) spricht für Liquidität, Vertrauen und geringes Schließungsrisiko. Zu kleine ETFs (< 50 Mio. €) können mangels Nachfrage eingestellt werden.

Spread (Geld-/Briefspanne)

Was ist das?
Die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis an der Börse.

Typische Werte:

  • Liquide ETFs: < 0,1 %
  • Eng gehandelte Produkte: bis zu 1 %

Bewertung:
Je enger der Spread, desto günstiger der Handel. Besonders wichtig bei kurzen Haltefristen.

iNAV (indikativer Nettoinventarwert)

Was ist das?
Eine fortlaufend aktualisierte Schätzung des inneren Wertes eines ETF während des Börsenhandels, meist im 15-Sekunden-Takt.

Verwendung:
Dient Tradern zur Beurteilung, ob der aktuelle Börsenkurs eines ETF fair ist.

Volatilität & Sharpe-Ratio

Wie bei klassischen Fonds auch:

  • Volatilität: misst die Schwankungsbreite der Renditen
  • Sharpe-Ratio: Rendite im Verhältnis zum Risiko (je höher, desto besser)

Diese Kennzahlen sind besonders bei Strategie-ETFs oder Faktor-ETFs (z. B. Value, Momentum) entscheidend.

Fazit – Welche Kennzahlen sind für wen wichtig?

ZielgruppeWichtige Kennzahlen
Langfristig orientierte AnlegerTER, Tracking Difference, Fondsgröße, Replikationsmethode
TraderSpread, iNAV, Volatilität, Tracking Error
Einkommensorientierte AnlegerAusschüttungsrendite, Ertragsverwendung
Nachhaltige InvestorenESG-Kennzeichnung, physische Replikation
SteueroptimiererDomizil, UCITS/OGAW-Status, Quellensteuerregelungen

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