Das ursprüngliche Mandat der Federal Reserve – also der US-Zentralbank – war deutlich enger und begrenzter gefasst als das, was sie heute leistet. Es ging nicht darum, Inflation aktiv zu steuern oder Vollbeschäftigung herzustellen, sondern vor allem um Stabilität im Bankensystem.
Ursprüngliches Mandat der Federal Reserve (1913)
Die Federal Reserve wurde durch den Federal Reserve Act von 1913 gegründet. Ziel war es, die immer wiederkehrenden Bankenkrisen und Finanzpaniken zu beenden – insbesondere nach der Panik von 1907.
Der Kernauftrag lautete:
„To provide for the establishment of Federal reserve banks, to furnish an elastic currency, to afford means of rediscounting commercial paper, to establish a more effective supervision of banking in the United States, and for other purposes.“
🔹 Übersetzt:
- Bereitstellung eines elastischen Geldangebots (um auf Liquiditätsbedarfe zu reagieren),
- Möglichkeit zur Refinanzierung von Geschäftsbanken,
- Überwachung des Bankensystems.
Kurzum:
Die Fed war eine Art Notfallmechanismus, ein „lender of last resort“ – ein Kreditgeber letzter Instanz für Banken in Notlagen.
Die Fed sollte Panik verhindern, Banken stabilisieren, aber keine Konjunkturpolitik betreiben.
Ausweitung des Mandats (1930er–1970er)
Ab den 1930er-Jahren, vor allem infolge der Great Depression, wurde das Mandat ausgeweitet:
- Mit dem Banking Act von 1935 bekam die Fed erstmals eine stärkere geldpolitische Unabhängigkeit.
- In den 1970ern wurde das Mandat schließlich um zwei explizite Ziele ergänzt:
🔹 Vollbeschäftigung
🔹 Stabile Preise
Dies wurde mit dem sogenannten „Dual Mandate“ festgeschrieben.
Das „Dual Mandate“ (seit 1977)
Das bis heute gültige, gesetzlich festgelegte Mandat der Fed lautet laut dem Federal Reserve Reform Act von 1977:
„The Board of Governors of the Federal Reserve System and the Federal Open Market Committee shall maintain long run growth of the monetary and credit aggregates […] so as to promote effectively the goals of maximum employment, stable prices, and moderate long-term interest rates.“
Drei Ziele also:
- Maximale Beschäftigung (Vollbeschäftigung),
- Stabile Preise (Inflationskontrolle),
- Moderate langfristige Zinsen.
Das ist ein sehr weites Mandat, das viele Interpretationen erlaubt – und genau das wird heute kritisch gesehen.
Kritische Rückschau
Wenn von einer „Rückkehr zum ursprünglichen Mandat“ die Rede ist – wie in deinem Zitat –, meint man im Kern:
- Reduktion der Fed auf ihre ursprüngliche Rolle als Stabilitätsgarant,
- keine aktiven Konjunktureingriffe oder sozialpolitischen Zielsetzungen,
- klare Regelgebundenheit, statt diskretionärer Machtfülle.
Das Argument lautet:
Eine Zentralbank, die alles steuern will – Arbeitsmarkt, Wachstum, Inflation, Finanzmärkte –, wird überfordert, politisiert und am Ende ineffektiv.
Fazit
Das ursprüngliche Mandat der Fed war technisch, begrenzt und stabilitätsorientiert.
Erst über Jahrzehnte hinweg – unter dem Eindruck von Weltwirtschaftskrise, Weltkrieg, Inflation und Globalisierung – wurde es politisch aufgeladen und erweitert.
Heute fordern viele Ökonomen (v. a. konservative oder liberale Strömungen) eine Rückbesinnung:
- Weniger Politik.
- Mehr Regelbindung.
- Und eine Zentralbank, die sich wieder auf ihre Kernaufgabe besinnt:
→ Stabilität im Geld- und Finanzsystem sichern.