Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich die öffentlich-rechtlichen Sender selbst feiern, während viele Zuschauer kaum noch wissen, warum sie eigentlich den Beitrag zahlen sollen. Wenn man liest, dass Tom Buhrow fast eine halbe Million Euro im Jahr verdient und andere Intendanten kaum weniger, bekommt man das Gefühl, dass da etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Diese Menschen leiten Sender, die mit öffentlichen Geldern finanziert werden und nicht Privatunternehmen, die mit Risiko und Gewinn arbeiten. Trotzdem wirken ihre Gehälter eher wie aus der Chefetage eines DAX-Konzerns.
Viele Angestellte in den Redaktionen schuften sich durch Nachtschichten und Reportagen für einen Bruchteil dessen, was ihre Bosse kassieren. Gleichzeitig wird überall gespart und gestrichen. Studios werden zusammengelegt, Korrespondenten reduziert, Programme eingestellt. Den Leuten draußen erzählt man, dass man sparen müsse. Oben aber bleibt das Polster weich.
Besonders bitter ist das im Vergleich zu Österreich. Dort legt der ORF alle Gehälter offen und man sieht, wer wirklich verdient. In Deutschland gibt es zwar auch Tabellen, aber vieles bleibt nebulös. Sachbezüge, Bonuszahlungen, Nebenjobs. Es ist Transparenz mit angezogener Handbremse. Die Bürger sollen sehen, aber bitte nicht zu genau.
Natürlich tragen Intendanten Verantwortung. Aber die Frage ist, ob sie wirklich mehr Verantwortung tragen als etwa ein Chefarzt, eine Bürgermeisterin oder ein Schulleiter. Die Bezüge stehen in keinem Verhältnis mehr zu dem Vertrauen, das sie eigentlich rechtfertigen müssten. Und genau da liegt das Problem. Vertrauen ist der Kitt des öffentlich-rechtlichen Systems. Wenn das verloren geht, helfen keine Imagekampagnen mehr.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk lebt davon, dass Menschen ihn als gemeinsame Sache sehen. Wenn aber die einen mit fast einer halben Million nach Hause gehen und die anderen jeden Monat rechnen müssen, wie sie über die Runden kommen, dann hat diese Gemeinschaft einen Riss bekommen. Und dieser Riss wird nicht kleiner, wenn man ihn mit PR und Sendejingles übertönt.
1. Deutschland – ARD
Laut den offiziellen Vergütungsdaten der ARD (Stand: Oktober 2024) und der WELT vom 20.10.2025 ergibt sich folgendes Bild:
Funktion / Person | Sender | Jahresvergütung (Grundvergütung 2024) |
---|---|---|
Tom Buhrow (Intendant) | WDR | 427.900 € |
Kai Gniffke (Intendant) | SWR | 392.530 € |
Joachim Knuth (Intendant) | NDR | 360.371 € |
Katrin Vernau (Intendantin) | WDR (ab 2025) | 348.000 € |
Katja Wildermuth (Intendantin) | BR | 340.267 € |
Christine Strobl (Programmdirektorin) | ARD | 284.827 € |
Ralf Ludwig (Intendant) | MDR | 280.750 € |
Florian Hager (Intendant) | HR | 255.000 € |
Martin Grasmück (Intendant) | SR | 245.000 € |
Ulrike Demmer (Intendantin) | RBB | 220.000 € |
Anmerkung:
Neben der Grundvergütung erhalten viele Intendanten Sachbezüge (z. B. Dienstwagen, Bahncard) und Aufwandsentschädigungen im Wert von 10.000 – 25.000 € jährlich. Die genannten Zahlen beziehen sich auf die fixen Grundgehälter.
2. Deutschland – ZDF
Laut ZDF-Transparenzbericht und WELT-Angaben 2025:
Funktion / Person | Sender | Jahresvergütung (Grundvergütung 2024) |
---|---|---|
Norbert Himmler (Intendant) | ZDF | 382.560 € |
Nadine Bilke (Programmdirektorin) | ZDF | 245.880 € |
Kritischer Hinweis:
Es existieren keine offiziell veröffentlichten Zahlen für Moderatoren wie Christian Sievers, Mai Thi Nguyen-Kim oder Giovanni Zarrella. Sämtliche entsprechenden Beträge in inoffiziellen Medienberichten sind nicht durch Primärquellen belegt und sollten nicht als gesichert gelten.
3. Österreich – ORF
Basierend auf dem offiziellen ORF-Transparenzbericht 2024 (veröffentlicht im Juni 2024):
Funktion / Person | Jahresvergütung (inkl. Nebenverdienste) |
---|---|
Robert Kratky (Moderator, Ö3) | 472.701,82 € |
Pius Strobl (Bauprojektleiter & CSR-Chef) | 451.710,83 € |
Roland Weißmann (Generaldirektor) | 427.500 € |
Armin Wolf (ZiB 2) | 286.285 € + ca. 90.000 € Nebeneinkünfte |
Stefanie Groiss-Horowitz (Programmdirektorin) | 266.815 € |
Harald Kräuter (Technikdirektor) | 266.285 € |
Ingrid Thurnher (ORF III) | 260.565 € |
Bemerkung:
Der ORF legt sämtliche Bezüge über 170.000 € jährlich gesetzlich verpflichtend offen; die Angaben sind daher amtlich bestätigt und revisionssicher.
4. Schweiz – SRG (SSR)
Die SRG publiziert regelmäßig aggregierte Gehaltsangaben. Für 2024 liegen laut Geschäftsbericht noch keine neuen Einzelwerte vor, jedoch bestätigt die SRG für 2023 folgende Spannen:
Funktion / Ebene | Jahresvergütung |
---|---|
Direktion / Geschäftsleitung | 300.000 – 350.000 CHF (≈ 310.000 – 360.000 €) |
Einschätzung:
Die Werte für 2024 dürften auf ähnlichem Niveau liegen. Im Vergleich zu ARD und ORF sind die SRG-Spitzengehälter traditionell etwas niedriger.
5. Vergleich der Spitzenvergütungen 2024
Rang | Name | Sender | Jahresvergütung 2024 |
---|---|---|---|
1 | Robert Kratky | ORF | 472.701 € |
2 | Tom Buhrow | WDR (ARD) | 427.900 € |
3 | Roland Weißmann | ORF | 427.500 € |
4 | Kai Gniffke | SWR (ARD) | 392.530 € |
5 | Norbert Himmler | ZDF | 382.560 € |
6. Kritische Bewertung
Die Offenlegung der Gehälter zeigt drei zentrale Tendenzen:
- Transparenzgrad: Während der ORF gesetzlich zur detaillierten Veröffentlichung aller Bezüge über 170.000 € verpflichtet ist, bleibt die ARD bei „Grundvergütungen“ stehen und weist Sachbezüge nur summarisch aus. Das ZDF veröffentlicht zwar ebenfalls Zahlen, doch beschränkt sich dies auf wenige Führungspersonen. Die SRG publiziert lediglich aggregierte Werte. Damit ist der Transparenzgrad in Österreich am höchsten, in Deutschland mittelhoch und in der Schweiz am niedrigsten.
- Einkommensniveau: Österreichische Top-Moderatoren wie Kratky übertreffen selbst deutsche Intendantengehälter deutlich. Das ist auf kommerzialisierte Nebenverdienste und Bonuszahlungen zurückzuführen, die im deutschen ÖRR kaum vorkommen.
- Verhältnis zu Verantwortung und Marktumfeld: Die Gehaltsstruktur reflektiert teils die Sendergröße, teils regionale Tariftraditionen. Ein kritischer Punkt bleibt die Frage der Verhältnismäßigkeit: Die Diskrepanz zwischen Intendantengehältern (über 400.000 €) und durchschnittlichen Redaktionsgehältern (ca. 60.000–80.000 €) wird regelmäßig politisch diskutiert.