Kommentar zu: Bankhaus RSA muss gerettet werden
Da sitzen sie, die Hüter des soliden Sparers, die ehrbaren Vertreter der Nachbarschaftsbank, die immer behaupteten, man kenne seine Kunden noch persönlich und wisse, was Verantwortung bedeutet. Und jetzt? Millionenverluste, Skandale, Ermittlungen, Rettungsaktionen. Ausgerechnet jene Banken, die sich jahrzehntelang als Fels in der Brandung verkauften, taumeln plötzlich wie Spielcasinos, die den Einsatz ihrer Kunden auf rot gesetzt haben.
Was ist da schiefgelaufen? Vielleicht war es die Gier nach dem großen Geschäft, vielleicht der Traum, endlich mitzuhalten mit den glänzenden Großbanken in Frankfurt. Auf einmal wollten auch kleine Regionalbanken deutschlandweit Kredite vergeben, Onlinekunden gewinnen, Immobilien finanzieren, als wären sie Investmentbanken. Der alte Grundsatz „bleib in deiner Region“ wurde über Bord geworfen, weil es so herrlich verlockend klang, mitzumischen beim großen Geld. Nur dass man dabei vergessen hat, wie schnell aus einem mutigen Schritt ein Sturz ins Bodenlose wird.
Besonders bitter ist, dass all das Geld, das jetzt zur Rettung dieser Banken fließt, letztlich von derselben Gemeinschaft stammt, die das System einst stark gemacht hat. Genossenschaft bedeutet Zusammenhalt, Vertrauen, Verantwortung. Doch was bleibt davon, wenn einige Vorstände sich benehmen, als spielten sie mit fremdem Geld im Casino? Das Vertrauen der Mitglieder, das Rückgrat dieser Idee, wurde auf die Probe gestellt, und die Branche riskiert, dass niemand mehr an ihre Versprechen glaubt.
Es geht längst nicht mehr nur um Zahlen. Es geht um ein Gefühl. Um das Gefühl, dass aus einer Bewegung, die einmal für Solidarität und Nähe stand, ein Apparat geworden ist, der sich selbst überfordert hat. Man fragt sich, ob noch jemand den Kompass in der Hand hält oder ob alle nur noch hoffen, dass der nächste Skandal nicht sie trifft. Vielleicht ist jetzt die Zeit, das große Wort „Genossenschaft“ wieder mit Leben zu füllen. Ehrlichkeit statt Hochglanz. Verantwortung statt Gier. Nähe statt Größenwahn.
Wenn die Volksbanken nicht begreifen, dass ihr größter Schatz nicht die Zinsen, sondern das Vertrauen ihrer Mitglieder ist, dann wird keine Sicherungseinrichtung dieser Welt sie retten können.