Manchmal wirkt die Zukunft wie ein Science-Fiction-Film, und Nvidia spielt darin die Hauptrolle. Der Chef Jensen Huang malt ein Bild, das gleichzeitig beeindruckt und beunruhigt. Seine Vision ist riesig: Alles, was sich bewegt, denkt oder funkt, soll bald durch Nvidias Technologie laufen. Er spricht davon, dass künstliche Intelligenz in jedes Stück unseres Lebens einziehen soll. In Fabriken, in Handys, in Autos, sogar in die Art, wie wir miteinander kommunizieren. Klingt nach Fortschritt. Doch je länger man zuhört, desto stärker fragt man sich, ob dieser Fortschritt überhaupt noch menschlich ist.
Nvidia will die neue industrielle Revolution anführen. Das Unternehmen sieht sich als Motor einer Welt, die auf Daten und Maschinen gebaut ist. Es geht nicht mehr nur um Chips. Es geht um Macht. Denn wer die Rechenzentren der Zukunft kontrolliert, kontrolliert auch, wie die Welt funktioniert. Huang spricht mit der Begeisterung eines Visionärs, doch zwischen seinen Worten schwingt ein Ton, der nach Größenwahn klingt. Wenn er erklärt, dass seine Produkte nicht nur nützlich, sondern „notwendig“ seien, dann klingt das weniger nach Innovation und mehr nach Monopol.
Man kann verstehen, warum viele Menschen fasziniert sind. KI macht vieles einfacher, schneller und manchmal auch besser. Aber wer profitiert wirklich? Wenn Nvidia Fabriken digitalisiert und Roboter gefährliche Arbeiten übernehmen lässt, klingt das zunächst vernünftig. Doch was passiert mit den Menschen, die diese Jobs heute machen? Es ist leicht, über Effizienz zu sprechen, wenn man nicht derjenige ist, der ersetzt wird. Die glänzende Fassade der KI hat Schattenseiten, die Nvidia kaum erwähnt.
Auch die politische Bühne, auf der das Unternehmen auftritt, ist bezeichnend. Huang steht Seite an Seite mit Präsident Trump und ruft dazu auf, die Produktion zurück in die USA zu holen. Das klingt patriotisch, aber es ist vor allem strategisch. Nvidia nutzt den politischen Rückenwind, um sich als Symbol amerikanischer Stärke zu präsentieren. Doch wenn wirtschaftliche Interessen und nationale Machtspiele so eng miteinander verwoben sind, droht Technologie zur Waffe zu werden. Sie soll dann nicht mehr der Gesellschaft dienen, sondern sie steuern.
Und dann ist da noch die Illusion der grenzenlosen Innovation. Selbstfahrende Autos, intelligente Funkmasten, digitale Zwillinge – all das klingt nach Zukunft. Aber vieles davon existiert bisher nur auf Präsentationsfolien. Der Traum von einer Welt voller smarter Geräte kann schnell zum Albtraum werden, wenn die Technologie die Menschen abhängt. Nvidia spricht von Fortschritt, doch in Wahrheit verkauft das Unternehmen Abhängigkeit. Wer die Hardware liefert, bestimmt die Regeln.
Man spürt in Huangs Auftritt Stolz, aber auch Arroganz. Er redet über künstliche Intelligenz, als wäre sie eine Art göttliche Kraft, die endlich erkannt hat, dass sie bezahlt werden will. „AI is profitable“, sagt er – als wäre Profit der Beweis für Sinn. Doch Geld war nie ein verlässlicher Maßstab für das, was gut ist. Nur weil etwas sich verkauft, heißt das noch lange nicht, dass es die Welt besser macht.
Vielleicht ist das die eigentliche Frage dieser neuen Ära. Wollen wir eine Welt, in der Maschinen die Richtung vorgeben? Oder wollen wir eine, in der Menschen noch verstehen, was passiert? Wenn Nvidia wirklich glaubt, die Zukunft gestalten zu können, dann sollte es auch Verantwortung übernehmen. Denn wer Technologie so tief in das Leben aller Menschen bringt, trägt eine enorme Last. Fortschritt ohne Ethik ist kein Fortschritt. Er ist nur Geschwindigkeit ohne Ziel.
Nvidias Vision mag faszinierend sein, doch sie riecht nach kaltem Metall. Nach Effizienz ohne Empathie. Nach einer Zukunft, in der Menschen Datenpunkte sind und nicht mehr Schöpfer ihrer eigenen Welt. Vielleicht sollten wir kurz innehalten, bevor wir applaudieren. Denn manchmal beginnt der Verlust der Freiheit mit einem begeisterten Nicken vor der neuesten Innovation.
