Wie eine Falschmeldung auf X die Finanzmärkte erschütterte

Ein unbelegter Beitrag auf der Plattform X (ehemals Twitter) sorgte am Montagmorgen für erhebliche Turbulenzen an den US-Börsen. Eine Meldung über einen angeblichen „90-tägigen Stopp der US-Zölle“ ließ die Aktienkurse kurzfristig steigen – basierend auf einer nicht verifizierten, letztlich falschen Information.

Der Auslöser: Ein Zitat ohne Aussagekraft

Der Ursprung der Verwirrung lag in einem Interview von Fox News mit Kevin Hassett, dem Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats. Auf die Frage, ob Präsident Trump einen 90-tägigen Zollstopp erwäge, antwortete Hassett ausweichend: „Der Präsident wird entscheiden, was der Präsident entscheidet.“ Diese nichtssagende Bemerkung wurde offenbar von einzelnen Social-Media-Nutzern falsch interpretiert und anschließend zur Schlagzeile stilisiert.

Die Verbreitung: Vom Nischen-Account zur Massenwirkung

Um 10:11 Uhr ET verbreitete ein kleiner X-Account namens „Hammer Capital“ (mit rund 1.000 Followern) die Nachricht, Trump erwäge einen Zollstopp. Nur zwei Minuten später griff der einflussreiche, aber intransparente Account „Walter Bloomberg“ (DeItaone) die Meldung auf – versehen mit einem Sirenen-Emoji. Die Wirkung war unmittelbar: Auf dem Parkett der New Yorker Börse brach Jubel aus, die Kurse zogen an.

Die Dynamik der Fehlinformation

Binnen Minuten suchten auch Fernsehsender wie CNBC fieberhaft nach der Quelle des plötzlichen Kursanstiegs. Obwohl es keine verlässliche Bestätigung gab, zeigte CNBC bereits um 10:15 Uhr eine Schlagzeile im Ticker: „Hassett: Trump erwägt 90-tägige Zollpause für alle Länder außer China.“ Diese Information wurde anschließend von Reuters übernommen und weiterverbreitet – allerdings ebenfalls ohne eigene Verifizierung.

Die Korrektur: Zu spät

Die US-Regierung dementierte die Schlagzeile entschieden. CNBC und Reuters ruderten zurück, Reuters zog seine Eilmeldung um 12:28 Uhr zurück und sprach von einem bedauerlichen Fehler. Auch die verantwortlichen X-Accounts löschten ihre Beiträge oder verwiesen auf angebliche Quellen wie Reuters oder CNBC, obwohl der Zeitstempel diese Behauptungen widerlegt.

Die strukturelle Dimension: Vertrauen gegen Bezahl-„Verifikation“

Die Accounts „Walter Bloomberg“ und „Hammer Capital“ geben ihre wahre Identität nicht preis, verfügen jedoch über einen blauen Haken, der seit der Übernahme durch Elon Musk nicht mehr für Verifizierung, sondern für bezahlte Reichweite steht. Dies verleiht selbst anonymen Profilen eine irreführende Autorität.

Fazit: Ein Lehrstück über Desinformation

Die Episode zeigt eindrucksvoll, wie eine fehlinterpretierte Aussage, verstärkt durch nicht überprüfte Weiterverbreitung auf Social Media und von Nachrichtendiensten, reale wirtschaftliche Folgen haben kann. Die Börsen reagierten kurzfristig mit deutlichen Ausschlägen – ein teurer Beweis für die Relevanz verlässlicher, journalistischer Standards im digitalen Zeitalter.

Gleichzeitig offenbart der Fall eine systemische Schwäche im Umgang mit Informationen auf Plattformen wie X, wo scheinbare Glaubwürdigkeit gekauft werden kann, während redaktionelle Kontrolle zunehmend unter Druck gerät.


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