Hören wir doch auf uns etwas vorzumachen. Wir sind digitale Junkies. Und unser Dealer sitzt in Amerika. Jeden Morgen wachen wir auf und greifen zum Smartphone. Wir googeln das Wetter. Wir scrollen durch Instagram. Wir schreiben E-Mails über Server von Microsoft. Wir bezahlen unseren Kaffee mit Systemen die von US Konzernen abhängig sind. Wir haben unser ganzes Leben bequem in amerikanische Hände gelegt. Wir fanden das praktisch. Wir fanden das modern. In Wahrheit waren wir einfach nur unglaublich naiv.
Jetzt sitzt Donald Trump wieder im Sattel oder könnte es bald sein. Derselbe Mann der die Bosse von Google und Co. an seinen Tisch holt. Und die kommen nicht als gleichberechtigte Partner. Sie kommen als unterwürfige Diener. Sie bedanken sich für seine großartige Führung. Es ist ein Bild das einem die Haare zu Berge stehen lässt. Da sitzen die Herren über unsere Daten. Die Architekten unserer digitalen Welt. Und sie kuschen vor einem Mann dem demokratische Regeln völlig egal sind. Das ist keine ferne amerikanische Politik. Das ist eine direkte Bedrohung für uns.
Stellen wir uns das mal ganz einfach vor. Trump ist sauer auf Deutschland. Vielleicht weil wir ihm nicht genug Geld für irgendwas geben. Oder weil ihm unsere Autos nicht gefallen. Er muss keine Panzer schicken. Er muss nur zum Telefon greifen. Er ruft bei Microsoft an und sagt Stellt die Updates für Deutschland ein. Was passiert dann? Dann bricht bei uns langsam aber sicher alles zusammen. In den Ämtern geht nichts mehr. Kein neuer Ausweis keine Autozulassung. Züge bleiben stehen weil die Anzeigetafeln schwarz sind. Die Kassen im Supermarkt versagen ihren Dienst. Unsere digitale Infrastruktur ist so zerbrechlich wie ein Kartenhaus. Und Trump hält das entscheidende Kärtchen in der Hand.
Noch schlimmer ist die Sache mit unseren Daten. Trump hat ein Gesetz unterschrieben. Den US CLOUD Act. Damit kommen amerikanische Behörden an unsere Daten. Völlig egal wo die gespeichert sind. Ob die Server in Frankfurt oder in Irland stehen. Ein Richter in den USA entscheidet und schon werden unsere persönlichsten Informationen durchleuchtet. Die Manager von Microsoft geben das sogar offen zu. Sie können unsere Daten nicht schützen wenn Washington anklopft. Wir sind gläsern und die Fernbedienung für diesen Zustand liegt im Oval Office.
Und was macht unsere Regierung? Sie redet. Sie redet von digitaler Souveränität. Ein wunderbares Wort. Es klingt stark und unabhängig. Die Realität ist ein Trauerspiel. Man gründet ein Zentrum für digitale Souveränität. Das klingt wichtig. Ist aber ein Witz. Die bekommen ein bisschen Taschengeld. Damit sollen sie gegen Riesen kämpfen. Diese Riesen geben Millionen für schicke Abendessen und Lobbyarbeit aus. Sie haben unsere Politik fest im Griff. Ein paar Bundesländer wie Thüringen versuchen sich zu wehren. Sie setzen auf offene Software und eigene Lösungen. Das ist lobenswert. Aber es ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Es ist der tapfere Versuch mit einem Eimer Wasser ein brennendes Haus zu löschen.
Wir müssen aufwachen. Und zwar schnell. Diese Abhängigkeit ist keine technische Frage. Sie ist eine Frage unserer nationalen Sicherheit. unserer Freiheit. unserer Demokratie. Wir haben uns in eine digitale Geiselhaft begeben ohne es zu merken. Wenn wir jetzt nicht anfangen uns daraus zu befreien dann wird es bald zu spät sein. Dann werden wir zusehen müssen wie andere über unser Schicksal entscheiden. Und dann können wir nur noch hoffen dass der Mann in Washington gute Laune hat. Hoffnung ist aber keine Strategie. Es ist das Eingeständnis einer totalen Kapitulation.