Wochenrückblick: US-Börsen 37. KW

Bewertung der Marktentwicklung für die Woche vom 8. bis 13. September 2025.

Rekordjagd an der Wall Street trotz Konjunktursorgen

Die US-Aktienmärkte erlebten eine außergewöhnlich starke Woche, in der die wichtigsten Indizes mehrfach neue Allzeithochs erreichten. Die treibende Kraft hinter der Rallye war die wachsende Überzeugung der Anleger, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in der kommenden Woche die Zinsen senken wird, um die sich abschwächende Wirtschaft zu stützen. Widersprüchliche Konjunkturdaten, insbesondere ein sich rapide eintrübender Arbeitsmarkt, wurden vom Markt als positives Signal für eine lockerere Geldpolitik interpretiert.

Marktentwicklung im Überblick

Die Woche war geprägt von einer klaren „Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“-Mentalität. Während die Indizes von einem Rekord zum nächsten kletterten, zeichneten die Wirtschaftsdaten ein zunehmend besorgniserregendes Bild.

  • Wochenbeginn: Die Märkte starteten positiv in die Woche, angetrieben von der Hoffnung auf Zinssenkungen nach schwachen Arbeitsmarktdaten aus der Vorwoche.
  • Mitte der Woche: Die Rallye beschleunigte sich dramatisch. Auslöser waren zwei entscheidende Datenpunkte:
    1. Eine massive Abwärtskorrektur der Beschäftigungszahlen: Die US-Wirtschaft hat im Jahr bis März 2025 911.000 Arbeitsplätze weniger geschaffen als ursprünglich gemeldet. Dies war die größte Korrektur dieser Art seit 2002 und ein klares Signal für einen deutlich schwächeren Arbeitsmarkt.
    2. Ein unerwarteter Rückgang der Erzeugerpreise (PPI) im August, was auf nachlassenden Inflationsdruck hindeutete.
  • Donnerstag – Der Höhepunkt: Trotz eines leicht über den Erwartungen liegenden Anstiegs der monatlichen Verbraucherpreise (CPI) stiegen die Märkte auf neue Rekorde. Der Grund: Ein starker Anstieg der wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenunterstützung auf ein Fast-Vierjahreshoch überschattete die Inflationsdaten und zementierte die Erwartung einer Zinssenkung.
  • Wochenende: Zum Abschluss der Woche kam es zu einer leichten Konsolidierung und Gewinnmitnahmen. Der Dow Jones gab nach, während der Nasdaq 100 ein weiteres Rekordhoch markierte. Ein stark gefallenes Verbrauchervertrauen trübte die Stimmung zusätzlich.

Wochenperformance der Indizes:

  • S&P 500: +1,6 %
  • Nasdaq: +2,0 %
  • Dow Jones: +1,1 % (erster Wochengewinn nach drei Verlustwochen)

Am Freitag:

  • Der S&P 500 fiel um 3,18 Punkte oder weniger als 0,1% auf 6.584,29.
  • Der Dow Jones Industrial Average fiel um 273,78 Punkte oder 0,6% auf 45.834,22.
  • Der Nasdaq Composite stieg um 98,03 Punkte oder 0,4% auf 22.141,10.
  • Der Russell 2000 Index der kleineren Unternehmen fiel um 24,47 Punkte oder 1% auf 2.397,06.

Für die Woche:

  • Der S&P 500 ist um 102,79 Punkte oder 1,6% gestiegen.
  • Der Dow ist um 433,36 Punkte oder 1% gestiegen.
  • Der Nasdaq ist um 440,71 Punkte oder 2% gestiegen.
  • Der Russell 2000 ist um 6,02 Punkte oder 0,3% gestiegen.

Für das Jahr:

  • Der S&P 500 ist um 702,66 Punkte oder 11,9% gestiegen.
  • Der Dow ist um 3.290 Punkte oder 7,7% gestiegen.
  • Der Nasdaq ist um 2.830,31 Punkte oder 14,7% gestiegen.
  • Der Russell 2000 ist um 166,91 Punkte oder 7,5% gestiegen.

Wichtige Wirtschaftsdaten und Ereignisse der Woche

  • Arbeitsmarkt: Das zentrale Thema. Die massive Abwärtskorrektur der Beschäftigungszahlen und der Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe deuten auf eine signifikante Abkühlung hin.
  • Inflation: Die Daten waren gemischt. Während die Erzeugerpreise fielen, beschleunigte sich die jährliche Inflationsrate (CPI) auf 2,9 %, was den Erwartungen entsprach. Die Kerninflation verharrte bei 3,1 %. Der Markt gewichtete die schwachen Arbeitsmarktdaten jedoch höher.
  • Zentralbankpolitik: Die Erwartungen an die Fed-Sitzung am 17. September haben sich verfestigt. Eine Zinssenkung um 25 Basispunkte (0,25 %) ist vollständig eingepreist. Einige Händler spekulieren sogar auf eine größere Senkung um 50 Basispunkte.
  • Konsumklima: Der Index der University of Michigan fiel auf ein 4-Monats-Tief und lag deutlich unter den Erwartungen. Dies ist ein Warnsignal für die zukünftige Konsumbereitschaft, die eine wichtige Säule der US-Wirtschaft ist.
  • Anleihenmarkt: Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen fiel im Laufe der Woche auf ein 5-Monats-Tief von rund 4,0 %, was die Flucht in sichere Anlagen und die Erwartung niedrigerer Zinsen widerspiegelt.

Wichtige Unternehmensnachrichten

  • Gewinner:
    • Oracle: Die Aktie schoss um rund 35 % auf ein Allzeithoch, nachdem das Unternehmen dank boomender KI-Nachfrage eine extrem starke Prognose für sein Cloud-Geschäft abgab. Dies zog andere Tech-Werte wie Nvidia und AMD mit nach oben.
    • JPMorgan und AbbVie erreichten ebenfalls neue Allzeithochs.
    • Microsoft und Apple waren trotz gemischter Nachrichten die Top-Gewinner im Dow Jones am Freitag und stützten den Technologiesektor.
  • Verlierer:
    • Apple: Die Aktie gab nach der Präsentation des neuen iPhone 17 nach, da die Neuerungen die Anleger nicht überzeugten.
    • Comcast und Netflix erreichten 4- bzw. 5-Wochen-Tiefs.
    • Boeing fiel auf ein 5-Wochen-Tief.

Fazit und Bewertung

Die vergangene Woche offenbarte eine deutliche Diskrepanz zwischen der Realwirtschaft und der Stimmung an den Aktienmärkten. Während die Konjunkturdaten, insbesondere vom Arbeitsmarkt und beim Verbrauchervertrauen, klare Schwächesignale sendeten, feierten die Börsen Rekordstände.

Bewertung: Die Rallye steht auf wackligen Beinen, da sie fast ausschließlich von der Erwartung getragen wird, dass die Fed die Wirtschaft mit billigem Geld stützen wird. Dieser Fokus auf die Geldpolitik birgt Risiken:

  1. Gefahr einer Fehleinschätzung: Sollte die Konjunktur stärker einbrechen als erwartet, könnten Zinssenkungen allein nicht ausreichen, um die Unternehmensgewinne zu stützen.
  2. Inflationsrisiko: Trotz einiger nachlassender Preisdaten bleiben die Inflationserwartungen hoch. Dies schränkt den Handlungsspielraum der Fed ein und könnte sie zu einem vorsichtigeren Vorgehen zwingen, als der Markt es sich erhofft.

Insgesamt hat die Woche die Bühne für die mit Hochspannung erwartete Fed-Sitzung am 17. September bereitet. Die Entscheidung und vor allem der Ausblick der Notenbank werden die Richtung für die kommenden Wochen vorgeben. Der Markt hat eine lockere Geldpolitik bereits vorweggenommen – jede Enttäuschung könnte zu einer scharfen Korrektur führen.

Marktbreite

Die folgende Infobox fasst die wichtigsten Kennzahlen zur Marktbreite für die Woche bis zum 12. September 2025 zusammen. Diese Indikatoren helfen dabei, die Stärke und das zugrunde liegende Momentum einer Marktbewegung zu bewerten.

Infobox: Marktbreite im Überblick

BörseA/D-Verhältnis (Gewinner/Verlierer)H/L-Verhältnis (Highs/Lows)TRIN-Index (Arms Index)
NYSE1,285,071,08
NASDAQ1,423,530,77
NYSE AMERICAN2,066,380,64
NYSE ARCA4,3617,913,36

Legende:

  • A/D-Verhältnis: Anzahl der gestiegenen Aktien (Advances) geteilt durch die Anzahl der gefallenen Aktien (Declines). Ein Wert > 1 zeigt eine positive Marktbreite.
  • H/L-Verhältnis: Anzahl der Aktien auf neuem 52-Wochen-Hoch (New Highs) geteilt durch die auf neuem Tief (New Lows). Ein Wert > 1 signalisiert Stärke.
  • TRIN-Index: (Advances / Declines) / (Advancing Volume / Declining Volume). Ein Wert < 1 gilt als bullisch (starkes Kaufvolumen), ein Wert > 1 als bärisch (starkes Verkaufsvolumen).

1. Allgemeines Marktsentiment: Eindeutig Positiv

Die wöchentlichen Daten zeichnen über alle vier Börsen hinweg ein klares Bild von Stärke und positivem Momentum.

  • A/D-Verhältnis: An allen Märkten gab es deutlich mehr Gewinner als Verlierer. Besonders stark ist dieser Wert an der NYSE ARCA (4,36), was auf eine sehr breite Aufwärtsbewegung hindeutet.
  • H/L-Verhältnis: Die Anzahl der neuen Hochs übersteigt die der neuen Tiefs massiv. Auch hier sticht die NYSE ARCA mit einem extremen Wert von fast 18 neuen Hochs pro neuem Tief hervor. Dies signalisiert starkes Vertrauen der Anleger und eine kräftige Aufwärtsdynamik.

2. Analyse des Handelsvolumens (TRIN-Index)

Der TRIN-Index, der das Volumen in Relation zur Anzahl der Gewinner und Verlierer setzt, liefert ein differenzierteres Bild:

  • NASDAQ (0,77) und NYSE AMERICAN (0,64): Beide Werte liegen deutlich unter 1,0. Dies ist ein sehr bullisches Signal. Es bedeutet, dass das Handelsvolumen überproportional in die gestiegenen Aktien geflossen ist. Die Aufwärtsbewegung wird also von hohem Kaufinteresse getragen und ist als robust einzustufen.
  • NYSE (1,08): Der Wert liegt leicht über 1,0, was tendenziell leicht bärisch ist. Obwohl es mehr Gewinner als Verlierer gab, war das Volumen in den fallenden Aktien relativ gesehen etwas höher. Dies könnte ein erstes, schwaches Warnsignal sein, dass institutionelle Anleger beginnen, Gewinne mitzunehmen oder Positionen in schwächeren Werten zu verkaufen (Distribution).
  • NYSE ARCA (3,36): Dieser Wert ist ein deutlicher Ausreißer und ein starkes Warnsignal. Ein TRIN von über 3,0 ist extrem hoch und deutet normalerweise auf panikartiges Verkaufen hin. Hier entsteht jedoch eine bemerkenswerte Divergenz: Während die Anzahl der Gewinner die der Verlierer erdrückend dominiert (A/D-Ratio 4,36), konzentrierte sich das Handelsvolumen massiv auf die wenigen Verlierer.
    • Mögliche Interpretation: Es könnten einige wenige, aber sehr große und stark gehandelte Werte (z.B. große ETFs, die an der ARCA gelistet sind) unter starkem Verkaufsdruck gestanden haben, während der breite Rest des Marktes nach oben lief. Dies kann ein Zeichen für eine bevorstehende Erschöpfung des Aufwärtstrends sein, da „Smart Money“ eventuell bereits aussteigt, während die breite Masse noch kauft.

Zusammenfassung

Die Marktlage für die Woche war oberflächlich betrachtet sehr stark und bullisch, getragen von einer breiten Basis an Gewinnern und vielen neuen Hochs. Die Stärke am NASDAQ und NYSE American scheint durch starkes Kaufvolumen untermauert zu sein.

Allerdings deuten die Volumendaten der NYSE und insbesondere der NYSE ARCA auf versteckte Schwächen hin. Die extrem hohe TRIN-Zahl an der ARCA ist ein klares Alarmsignal, das nicht ignoriert werden sollte. Es deutet darauf hin, dass unter der Haube der breiten Rally bereits signifikanter Verkaufsdruck in bestimmten Marktsegmenten herrscht. Anleger sollten trotz der positiven Gesamtstimmung vorsichtig sein, da solche Divergenzen oft einer Marktkorrektur vorausgehen.


Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?

Disclaimer: Dieser Beitrag dient lediglich zu allgemeinen Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Bitte konsultieren Sie vor jeder Anlageentscheidung einen unabhängigen Finanzberater