Der Name „Muhammad“ bleibt auch 2024 unangefochtener Spitzenreiter bei den beliebtesten Jungennamen in England und Wales. Laut den am 31. Juli 2025 veröffentlichten offiziellen Daten des Office for National Statistics (ONS) erhielten insgesamt 5.721 Jungen diesen Namen – ein Anstieg um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit belegt „Muhammad“ zum zweiten Mal in Folge Platz eins und gehört bereits zum fünften Mal zu den Top 10 der meistvergebenen Jungennamen. Zusammen mit den Schreibvarianten „Mohammed“ (1.760 Babys) und „Mohammad“ (986 Babys) tragen über 8.400 neugeborene Jungen eine Form dieses Namens. Besonders in städtischen Regionen wie London, dem West Midlands und dem Nordwesten Englands ist „Muhammad“ der mit Abstand häufigste Vorname, während er in Wales nur auf Platz 57 liegt.
Neben dieser Beständigkeit sorgte ein anderer Name für Aufsehen: „Yahya“. Mit einem Sprung von 33 Plätzen stieg er erstmals in die Top 100 der britischen Baby-Namen auf und belegte 2024 Rang 93 – insgesamt 583 Jungen erhielten diesen Namen, was ihn zum rasantesten Aufsteiger des Jahres macht. Doch dieser Anstieg hat eine hitzige gesellschaftliche Debatte ausgelöst, da „Yahya“ unweigerlich mit Yahya Sinwar, dem Anführer der Terrororganisation Hamas, in Verbindung gebracht wird.
Sinwar, der im Oktober 2024 von israelischen Streitkräften getötet wurde, galt als Mastermind hinter dem verheerenden Angriff vom 7. Oktober 2023, bei dem über 1.200 Israelis getötet und mehr als 250 in Geiselhaft genommen wurden – der schwerste Anschlag auf jüdische Menschen seit der Schoah. Da die Hamas in Großbritannien seit 2001 als terroristische Organisation gilt, wirft die Namenswahl bei vielen Beobachtern ethische und gesellschaftliche Fragen auf.
In britischen Medien und sozialen Netzwerken folgte scharfe Kritik. Die Telegraph fragte provokant: „Warum bekommen so viele britische Babys denselben Namen wie ein mordender Hamas-Terrorist?“ Der Autor Aviva Klompas betonte auf X (ehemals Twitter): „Yahya Sinwar hat das größte Massaker an Juden seit dem Holocaust orchestriert – und nun wird ‚Yahya‘ einer der beliebtesten Babynamen im Vereinigten Königreich.“ Auch Douglas Murray und Drew Pavlou äußerten Unbehagen, wobei Pavlou direkt von 583 britischen Familien sprach, die ihren Sohn nach einem Terrorchef benannt hätten. Angela Van Der Pluym verglich die Entwicklung mit einer hypothetischen Wiederbelebung des Namens „Adolf“ in den 1940er Jahren und warnte vor einer Krise der Integration.
Demgegenüber weisen viele darauf hin, dass „Yahya“ eine traditionelle arabische Form von „Johannes“ ist und in der islamischen Kultur als Name des Propheten Jochanaan (Johannes der Täufer) spirituelle Bedeutung hat. Für muslimische Familien kann der Name daher rein religiös oder familiär motiviert sein – unabhängig von aktuellen politischen Ereignissen.
Trotz dieser Erklärungen bleibt die Diskussion virulent. Der Anstieg von „Yahya“ symbolisiert für viele mehr als nur eine Namensmode – er steht für tiefgreifende Fragen zur kulturellen Identität, Integration und den Werten der britischen Gesellschaft. Während die Vielfalt des Landes sich in den Geburtsstatistiken widerspiegelt, zeigt sich gleichzeitig, wie sensibel das Miteinander unter dem Einfluss globaler Konflikte geworden ist. Die Debatte um einen Namen wird so zur Debatte über das, was es heute bedeutet, Britin oder Brite zu sein.